Die meisten Freibäder im Rems-Murr-Kreis wären eigentlich schon offen. Doch viele Betreiber zweifeln daran, dass es eine Saison 2020 überhaupt geben kann. Denn der Aufwand ist enorm.
Rems-Murr-Kreis - Den Sprung ins kühle Nass wird derzeit kaum jemand vermissen. Aber einen heißen Sommer ganz ohne Freibad mag man sich nicht vorstellen – gerade hier im Remstal, wo es so viele Bäder mit eigenem Charme gibt. Die meisten hätten in diesen Tagen ihre Becken und Liegewiesen freigegeben, wären in die Badesaison 2020 gestartet. Doch noch ist völlig unklar, wann die Freibäder im Land angesichts der Corona-Beschränkungen ihre Tore öffnen dürfen – und ob überhaupt.
Optimismus im Freibad Korb
Seinen Optimismus lässt sich Albert Heinrich trotzdem nicht nehmen. Und schon gar nicht in der Jubiläumssaison: Seit zehn Jahren gibt es den Bädlesverein, der das Freibad Korb betreibt. „Wir haben in der vergangenen Woche geschaut, dass alle Vorbereitungen abgeschlossen werden“, berichtet der Vorsitzende des Bädlesvereins. Zuletzt wurden die Liegen abgedampft, die Außenduschen montiert und das Kinderbecken geputzt. „Wir kriegen das alles hin“, ist sich Heinrich sicher.
Das älteste Freibad im Remstal ist noch im Winterschlaf
Weniger zuversichtlich ist man remsaufwärts. Das älteste Freibad im Remstal, das ehrenamtlich betriebene Bädle Weiler, befindet sich noch im Winterschlaf. „In drei bis vier Samstagen könnten wir das Bad aber einsatzbereit machen“, sagt Michael Dürr, der Vorsitzende des Freibadvereins Weiler. Der Putz des 90 Jahre alten Beckens bröckelt und muss jedes Frühjahr repariert werden. „Diese Arbeiten werden wir vermutlich auch dann erledigen, wenn das Bad geschlossen bleiben muss“, sagt Dürr. Was ebenfalls ruht, ist die Suche nach Badeaufsichten: „Das mache ich erst, wenn ich weiß, ob die Badesaison stattfindet.“
Spezielle Hygieneregeln und beschränkte Besucherzahlen
Gestoppt wurden die Vorbereitungen in einem der größten Freibäder im Kreis, im Ziegeleisee Schorndorf. „Wir stehen sofort bereit, wenn es Lockerungen gibt, die Sinn machen. Aber unter der jetzigen Betrachtung halte ich es fast für ausgeschlossen, dass die Freibäder öffnen können“, sagt Jörg Bay. Der Bäderbetriebsleiter hat sich intensiv mit dem Pandemieplan der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) beschäftigt. Dieser beinhaltet spezielle Hygieneregeln für die Bäder und auch Zahlen, wie viele Quadratmeter jeder Gast an Wasserfläche benötigt, damit Abstand gehalten werden kann. Ein Beispiel: in einem 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen könnten sich demzufolge 92 Personen aufhalten.
Nur zum Schwimmen ins Freibad?
„Es wäre ein erheblicher Aufwand, die Vorschläge umzusetzen und zu überwachen“, sagt Bay. Sprich: Viel Personal für wenig Besucher. Zumal einiges im Freibad schwieriger zu handhaben ist als im Hallenbad. Es gibt weniger sanitäre Anlagen, weniger Einzelumkleiden, ein weitläufiges Gelände. „Wir können auch nicht die Liegewiese desinfizieren“, sagt Bay.
Ob diese genutzt werden darf, ist fraglich. Im bereits genannten Pandemieplan steht, dass Bäder nach dem Schwimmen gleich wieder verlassen werden sollten. „Ich frage mich, ob es nicht mehr Frust als Freude bringt, wenn man sich im Freibad nicht frei bewegen kann“, sagt Bay. Er möchte sich auch nicht die Schlange an der Kasse ausmalen, wenn vielleicht nur 200 Gäste zugelassen sind. Immerhin kommen an heißen Sommertagen tausende Menschen aus der ganze Region nach Schorndorf: „Da müssen wir uns frühzeitig Gedanken machen, wie wir das schon am Parkplatz regeln.“ Für ihn ist zudem klar: Sollte es bis Mitte Juli kein offizielles Signal geben, bleibt der Ziegeleisee zu.
Der Treffpunkt des Ortes fällt weg
Ob sich der Aufwand lohnt, das Weilermer Bädle nur für Schwimmer zu öffnen, das fragt sich auch Michael Dürr. Zumal die sportliche Betätigung für viele Gäste nicht der Hauptgrund eines Besuchs ist: „Das Bädle ist der Treffpunkt des Ortes. Diesen nicht zu haben, wäre der Hauptschaden“, sagt Dürr. Im Verein wurden deswegen schon verschiedene Ideen durchgespielt: Eine Öffnung als „Privatbad“ für kleine angemeldete Gruppen? Oder eine Beschränkung auf Liegewiese, Spielplatz und Babybecken, um den Familien etwas Gutes zu tun? „Wir werden darüber entscheiden, sobald wir wissen, zu welchen Konditionen wir öffnen dürfen.“
Von einem hohen Stellenwert des örtlichen Freibads berichtet auch der Winterbacher Bürgermeister Sven Müller. Ob eine Öffnung sinnvoll wäre, wenn die Saison vielleicht nur vier bis sechs Wochen andauert? Das müsse man noch bewerten, „aber wenn man in den Sommerferien nicht verreisen kann, möchten viele wenigstens ins Freibad gehen.“ Deswegen bereiten die Bademeister derzeit das Freibad vor, zudem sollen die Umkleidekabinen gestrichen werden. „Wir wollen die Zeit gut nutzen“, sagt Sven Müller.