Hanns Bross ist schon vor der Pandemie jeden Tag zum Schwimmen ins Freibad Hoheneck gekommen. Seit der Öffnung Ende Mai hat er nur zwei Tage ausgesetzt. Foto: Simon Granville

Das Freibad Hoheneck hat seit Mai wieder seine Türen geöffnet – für deutlich weniger Badegäste pro Tag, als in Sommern ohne Pandemie. Das weiß so mancher Besucher zu schätzen, andere vermissen dagegen die Spontanität.

Ludwigsburg - Die Sonne lacht vom blauen Himmel. Vögel zwitschern. Auf den erst Blick sind an diesem Mittag gegen 12 Uhr unter der Woche mehr Mitarbeiter im Freibad Hoheneck als Schwimmer – was freilich bei genauem Hingucken und Nachzählen nicht wirklich stimmt. Im 50-Meter-Sportbecken ziehen rund zwei Dutzend Damen und Herren ihre Bahnen, die meisten älteren Semesters. Klar, die Kinder sind ja wieder in der Schule oder im Kindergarten. Und viele Eltern müssen arbeiten.

Der Sohn hilft bei der Ticket-Buchung

Also haben Menschen wie Brigitte Weyers das idyllisch am Neckar gelegene Bad fast für sich allein. Die 69-jährige Ludwigsburgerin ist eben aus dem Wasser gestiegen, erzählte, dass sie zehn Baden geschwommen sei, ganz gemütlich auf „der Hausfrauenbahn“. Sie hat ein Strahlen im Gesicht. Das Schwimmen in Corona-Zeiten gefällt ihr gut, einerseits: Endlich wieder bewegen, im Wasser und an der freien Luft. Das Anmeldeprozedere im Internet, sagt sie hingegen, sei nichts für sie. Deshalb sei sie in dieser Saison erst ein paar mal im Freibad gewesen. Sie müsse immer ihren Sohn bitten, ein Online-Ticket für sie zu buchen. An diesem Tag jedoch hat sie von einer Möglichkeit gebrauch gemacht, die sich noch nicht weit herumgesprochen hat: Je Stunde werden ein paar Tickets zurückgehalten. Und so eines hat Frau Weyers an diesem Tag tatsächlich ergattert.

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Wenn das Wetter aber richtig gut sei, und die Kinder nicht in der Schule sind, dann bestehe kaum eine Chance auf einen Spontanbesuch. Sina Nietz, 25 Jahre, Masterstudentin der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, und ihre Mutter Birgit Nietz hingegen sagen, sie hätten noch nie so entspannt schwimmen können wie derzeit. „Viel besser als früher“, sagt die Mutter und lacht. Sie habe vor Corona bei der Lufthansa gearbeitet, sei nun freistellt und habe deshalb Zeit: „Ich habe noch nie so viel Sport gemacht.“ Mutter und Tochter kommen zur Zeit wöchentlich zwei- bis dreimal ins Freibad.

Sicherheitsdienst ist noch nicht nötig

Die Leiterin des Freibads, Silvia Capalija, erzählt, dass vormittags und nachmittags je bis zu 400 Badegäste ins Freibad dürfen. In Sommern ohne Corona seien aber eigentlich bis zu 5000 da. Immer wieder kämen Leute spontan zum Eingang, auch wenn alle Tickets längst verkauft sind. Mitunter müssen sich die Mitarbeiter unfreundliche Sprüche anhören, wenn sie die Menschen abweisen. In anderen Bädern in Deutschland kommt es laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ derzeit zu regelrechten Auseinandersetzungen, einige Kommunen hätten sogar Sicherheitsdienste engagiert. Das sei in Ludwigsburg jedenfalls noch nicht nötig, sagt die Leiterin. „Ich hoffe, es kommt nicht dazu“, erklärt sie weiter. Aber der Sommer und die großen Ferien stehen ja noch an.

Lieber spricht Silvia Capalija ohnehin über das in der Vorwoche wiedereröffnete Kinderplanschbecken mit Sonnensegel, Rutsche, Spritzdüsen und Wasserrad – sicherlich ein kleines Paradies für Kinder.

An einem Vormittag wie diesem ist der Freibadkiosk zwar geöffnet, großartig Geschäft macht der Betreiber aber nicht. Die Verkäuferin hinter dem Tresen hat nicht viel zu tun. Kundschaft? Fehlanzeige. An einem der vielen Tische sitzt eine Frau, trinkt einem Kaffee und tippt auf ihrem Smartphone. Sie ist aber der einzige Gast. Auf der riesigen Liegewiese hat sich nur ein einziges Paar niedergelassen. Rund um das Becken sitzen und liegen alle paar Schritte ein paar Badegäste, corona-konform Abstand halten ist überhaupt kein Problem.

In der Hitze auf der Wiese liegen? Lieber nicht.

Kurz vor dem Ende des Vormittagsschwimmens steigt Hanns Bross aus dem Becken. Der 79-jährige Mann trägt eine Schwimmbrille auf dem Kopf und Flossen in der linken Hand. Der pensionierte Sportlehrer erzählt, dass er seit Öffnung des Freibads Ende Mai erst an zwei Tagen nicht zum Schwimmen ins Freibad gekommen sei. Er sei richtig froh, dass nun kein negativer Test mehr notwendig sei. Bross ist es im Grunde aber egal, ob er unter Pandemie-Bedingungen schwimmt oder nicht – er komme nämlich schon immer fast täglich. Notfalls ganz früh morgens, bevor der Ansturm beginnt. Nach 600 bis 1000 Metern verlässt er das Wasser, zieht sich um und fährt heim. In der Hitze auf der Wiese liegen? Nein danke, sagt er und lächelt, das sei nichts für ihn.

Wie sieht es in den anderen Freibädern aus?

Ludwigsburg Wer im Freibad Hoheneck schwimmen will, muss sich online ein Ticket buchen, entweder für den Vormittag (8 bis 13 Uhr ) oder den Nachmittag (15 bis 20 Uhr). Geschwommen werden darf eine Stunde lang. Tickets fürs Freibad werden auch im Stadionbad verkauft. Die Mitglieder des Schwimmvereins dürfen montags bis freitags von 20.15 bis 21.45  Uhr schwimmen.

Bietigheim Im Freibad Bietigheim gibt es die folgenden Zeitfenster: 9 bis 13 Uhr, 14.30 bis 19 Uhr sowie am Freitag von 6 bis 8 Uhr. Tickets müssen online gebucht werden. In der Stadt können die Gäste sie auch an der Tourist-Information erwerben. Nach dem öffentlichen Badebetrieb wird das Freibad für den Vereinssport genutzt.

Besigheim Im Freibad in Besigheim gibt es ebenfalls zwei Zeitfenster: 9.30 bis 14 Uhr und 14.30 bis 19 Uhr. Die Tickets müssen online gebucht werden. Auch der Besitz einer Jahreskarte garantiert keinen Eintritt für ein bestimmtes Zeitfenster. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist deshalb auch für Jahreskarteninhaber eine Online-Registrierung im Vorfeld erforderlich.

Asperg
Im Freibad Asperg können Badegäste jeweils von 8 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 19 Uhr schwimmen. Der Eintritt ist nur mit vorab gebuchten Ticket möglich.

Bönnigheim Der Badebetrieb findet in drei Zeitfenstern statt: 8 bis 9.30 Uhr, 10 bis 14.30 Uhr sowie 15 bis 19.30  Uhr. Tickets werden online gebucht und bezahlt. Auch für Jahreskarteninhaber ist eine Reservierung der Zeitfenster zur Steuerung des Besucherverkehrs notwendig, die Buchung der einzelnen Zeitfenster ist kostenfrei. Auch die Jahreskarten gibt es im Buchungssystem.