Buddy hat Glück: Er hat eine Bleibe, wenn seine Besitzerin arbeiten geht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Langzeitarbeitslose Frauen mit Hund sind besonders schwer vermittelbar. Das Frauenunternehmen Zora geht das Problem jetzt von zwei Seiten an: Hund und Job sollen jetzt vereinbar werden.

Stuttgart - Ein Hund leistet bei manchem Herrchen oder Frauchen Sozialarbeit: Gerade wenn die Besitzer langzeitarbeitslos sind, wenig Perspektiven haben und ihr Selbstwertgefühl dadurch sehr angeknackst ist, erinnert sie der Vierbeiner doch immer wieder daran, dass sie gebraucht werden. Der beste Freund verlangt nach einer Tagesstruktur. „Und mein Hund fragt nicht nach meinem sozialen Status“, so charakterisiert Sandra Labendsch aus dem Stuttgarter Westen, was sie an der Beziehung zu ihrem fünfjährigen Mischling Buddy besonders schätzt. „Wenn einen der Hund anstupst, muss man raus. Da kann man sich nicht einfach hängen lassen“, sagt sie. Sie selbst hielt sich lange Zeit mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Jetzt arbeitet sie bei Zora in Teilzeit.

Rundum gut für die Psyche

Ein Tier wirkt positiv auf die Psyche des Besitzers, aber er ist ein Hemmnis bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt vor allem bei Singles, betont Waltraut Streit, die Geschäftsführerin des Frauenunternehmens Zora. Dort finden arbeitslose Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf oder können eine Ausbildung machen – und künftig sollen auch Hundebesitzerinnen eine Chance erhalten, denn Zora will in einem besonderen Projekt Mensch, Hund und Beruf unter einen Hut bringen. „Der Bedarf ist da, denn immer mehr Frauen haben einen Vierbeiner“, beobachtet Waltraut Streit.

Ab in die Hunde-Kita

Deshalb arbeitet bei Zora jetzt die Sozialarbeiterin Nicole Frank an einem Projekt, das sich Muperta (aus dem Spanischen frei übersetzt bedeutet das „Frau mit Hund in Arbeit“) nennt und mit Mitteln aus dem europäischen Sozialfonds gefördert wird. Ziel ist es, die Kompetenzen der arbeitslosen, schwer vermittelbaren Hundebesitzerinnen beruflich zu nutzen. Gedacht ist zum Beispiel an die Vermittlung in eine Ausbildung zur Hundetrainerin oder Tierpflegerin. Andererseits soll eine Art Hunde-Kita eingerichtet werden, in der die Frauen, die einen Job gefunden haben, ihren Liebling während der Arbeitszeit betreuen lassen können. Sandra Labendsch hat das Glück, dass sie Buddy bei ihren Eltern lassen kann, während sie bei Zora arbeitet. Viele andere haben diese Möglichkeit nicht und können sich die kommerziellen Hundesitterangebote von ihrem schmalen Verdienst auch gar nicht leisten.

Jobs für Hundebesiterinnen

Bisher hat Nicole Frank ihre Klientinnen aus dem Muperta-Projekt ans Tierheim vermittelt, wo sie ehrenamtlich oder auf Minijobbasis mitarbeiten. „Ziel ist es ja, dass die Frauen überhaupt wieder im Arbeitsleben Fuß fassen“, betont sie. Auch mit dem Verein Silberpfoten arbeitet sie zusammen. Silberpfoten vermittelt Gassi-Geher für Hunde, deren Menschen nicht mehr mobil sind.

In Bielefeld betreibt die dortige Aidshilfe seit zehn Jahren eine Art Hundekita, um ihrer Klientel den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu ermöglichen. Waltraut Streit und Nicole Frank haben sich das Konzept angeschaut und sind überzeugt, dass dies auch für Stuttgart genau das richtige wäre. „Der Hund ist ja oft das einzige, was die Frauen haben. Sie würden sich nie von ihm trennen“, weiß Franke. Deshalb ist schon seit einem Dreivierteljahr ein Makler mit der Suche nach einer geeigneten Immobilie beauftragt, bisher ohne Erfolg, denn das Gebäude muss bestimmte Voraussetzungen haben. „Günstig wäre eine ehemalige Gärtnerei oder ein Hof am Stadtrand. Aber die Immobilie müsste auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein“, formuliert Nicole Frank das, was wie die Quadratur des Kreises klingt. Außerdem sollte es keine unmittelbaren Nachbarn geben, denn in so einer Hundekita mit angegliederter Hundeschule wird ordentlich gebellt.

Eine geeignete Immobilie fehlt