Im Schwimmbad des Lothar-Christmann-Hauses treffen sich regelmäßig Frauen zum Planschen. Sie bleiben dabei unter sich. Für strenggläubige Musliminnen ist dies oft die einzige Möglichkeit, um zu schwimmen.
Hoffeld/Fasanenhof - Gemütlich geht es zu, wenn die Teilnehmerinnen der Frauengruppe sich in ihrem kleinen Schwimmbad treffen. Einige bringen Tee mit, andere lassen sich im Liegestuhl neben dem Becken Kekse schmecken. Es wird viel gelacht und sogar unterrichtet: Manche der Frauen, die selbst gut schwimmen können, haben es den Anfängerinnen in der Gruppe beigebracht. Anfänger, die sich zuvor nicht so recht alleine ins Wasser getraut haben.
Das Angebot sucht in der Gegend seinesgleichen
So beschreibt Rabiye Sönmez die Szenen, die sich freitagabends im Therapiebecken im Hoffelder Lothar-Christmann-Haus abspielen. „Es ist eine besondere Gruppe, die regelmäßig zum Schwimmen kommt“, sagt die Mitarbeiterin des Jugendhauses Fasanenhof. Zusammen mit ihrer Kollegin Simone Habelt hat sie das Angebot organisiert, das in der Gegend seinesgleichen sucht.
Die Schwimmstunde ist nämlich ausschließlich Frauen vorbehalten. Männer haben keinen Zutritt, „meistens sind sie nicht mal im selben Gebäude“, versichert Sönmez. Während des Schwimmens ist das Bad zudem nicht von außen einsehbar, wird mit Rollläden und Jalousien blickdicht gemacht. Ziel ist es, den Frauen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie sich treffen und Spaß haben können.
Auch strenggläubige Musliminnen schwimmen hier
Denn vor allem für strenggläubige muslimische Frauen sei dieses Angebot oft die einzige Möglichkeit, schwimmen zu gehen, berichten die beiden. „In ein öffentliches Schwimmbad zu gehen, wäre für mich aus Glaubensgründen undenkbar. Das geht auch einigen der Teilnehmerinnen so“, sagt Rabiye Sönmez, die selbst Muslimin ist und Kopftuch trägt. Doch auch Frauen, die einfach Treffen ohne störende Blicke schätzen, kommen zu den Schwimmstunden.
Seit November 2013 gibt es das Angebot, das aus einer Frauengruppe für Migrantinnen im Jugendhaus Fasanenhof hervorgegangen ist. „Da hat sich herauskristallisiert, dass die Frauen eben gerne auch mal schwimmen gehen würden“, erzählt Simone Habelt. Also habe sie sich an den Landessportverband (LSV) gewandt – und der habe schließlich den Kontakt zu der Physiotherapiepraxis vermittelt, die das Therapie-Schwimmbecken im Lothar-Christmann-Haus betreut.
Die Finanzierung ist bis Ende dieses Jahren gesichert
Die Finanzierung des Projekts, das durch die Miete für das Hallenbad auch einiges kostet, ist zumindest bis Ende des Jahres gesichert. Denn es ist innerhalb des Programms „Katjes verbindet – Integration durch Sport“ des Süßwarenherstellers als eines von 26 Projekten bundesweit ausgezeichnet worden. Den Antrag hatten Habelt und Sönmez ebenfalls über den Landessportverband eingereicht. 2800 Euro hat die Frauenschwimmgruppe bekommen.
„Darüber freuen wir uns natürlich, es zeigt, dass wir gute Arbeit machen“, sagt Rabiye Sönmez. Zudem „sichert uns das erst einmal den Betrieb“, sagt Simone Habelt. Denn allein vom Unkostenbeitrag in Höhe von drei Euro, den jede Teilnehmerin pro Schwimmtreff entrichten muss, wäre die Bezahlung nicht zu stemmen.
Die Frauen dürfen nur an sich selbst denken
Dabei ist das Projekt überaus beliebt. Zum einen bei den Frauen selbst – weil sie bei dem Schwimmtreff nur an sich denken dürfen. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine Kinder mitmachen zu lassen. Die Frauen sollen wirklich Zeit für sich haben“, sagt Rabiye Sönmez. Abgesehen davon wäre das Therapiebecken, das für maximal 20 Leute zugelassen ist, auch zu klein für den Anhang der Frauen. Doch auch die Männer der Schwimmfrauen seien begeistert. „Ich habe nichts Negatives gehört, die Männer sind sehr zufrieden, dass ihre Frauen die Gelegenheit haben, sich zu treffen“, erzählt Rabiye Sönmez.
Das Ziel ist, die Frauenschwimmgruppe auch über das Jahresende hinaus aufrechtzuerhalten. Die Organisatorinnen wollen sich jedenfalls um weitere Zuschüsse kümmern. Ihr Traum, ein größeres Bad zu mieten, wird indes kaum in Erfüllung gehen. „Das ist schwierig und teuer. Aber schön wäre es trotzdem“, sagt Simone Habelt.