Die Zukunft eines Ludwigsburger Frauenhauses hängt wieder in der Luft. Foto: dpa/Maja Hitij

Der Kreistag hat einen Zuschuss von 500 000 Euro für ein neues Frauenhaus beschlossen, doch die Verantwortlichen sind sauer. Die kleine Summe sei ein Schlag ins Gesicht – und das nur wenige Tage nach dem mutmaßlichen Frauenmord in Remseck.

Die Pressemitteilung des Landratsamtes klingt wie ein Durchbruch: Ein neues Frauenhaus wird bezuschusst, das Projekt kann endlich vorangetrieben werden, Familien finden Schutz. Doch für Arezoo Shoaleh vom Verein Frauen für Frauen ist die Freude getrübt. Die zugesagten 500 000 Euro des Landkreises Ludwigsburg seien nicht ausreichend. Für sie ist das Verhalten von Landrat Dietmar Allgaier und den Beschluss des Kreistages unerklärlich. Nach zwei mutmaßlichen Morden von Männer an ihren Frauen in Remseck und Ostfildern in den vergangenen Tagen, hätte der Kreistag unbedingt ein Zeichen für die Sicherheit von Frauen setzen müssen, so Shoaleh.

 

Am Montag entschied der Verwaltungsausschuss des Kreistags im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung über die Finanzierung des neuen Frauenhauses. Die Pläne des Vereins, das Alte Kurhotel in Ludwigsburg-Hoheneck in einen Schutzraum für Frauen umzuwandeln, waren bekannt – ebenso wie die hohen Kosten für die Realisierung.

Kreistag hat entschieden

Arezoo Shoaleh (links) und Judith Raupp, Geschäftsführerin des Vereins Frauen für Frauen. Foto: Werner Kuhnle

Die Sanierung des Alten Kurhotels kostet laut dem Verein Frauen für Frauen rund 3,7 Millionen Euro. Ein Antrag für einen Landeszuschuss über rund 2,8 Millionen Euro werde aktuell geprüft, sagt Shoaleh. Es sei dem Landrat und dem Kreistag deutlich kommuniziert worden, dass der Landkreis rund 900 000 Euro zuschießen muss, damit das Frauenhaus an den Start gehen kann.

Der Verein Frauen für Frauen beantragte diese Summe, doch die Kreisverwaltung schlug lediglich 500 000 Euro vor – die Haushaltslage des Kreises ist bekanntlich angespannt. Eine Mehrheit der Kreisräte entschied sich für die geringere Förderung.

In der Pressemitteilung des Landrates von Mittwochmittag wird zwar erwähnt, dass die 500 000 Euro nicht ausreichen und es weitere Mittel brauche. Ein Detail fehlt jedoch: Dass eine höhere Bezuschussung von rund 900 000 Euro auf dem Tisch lag und sich ein Großteil der Kreisräte aktiv dagegen entschieden hat, wird in der Pressemitteilung unter den Tisch fallen gelassen.

„Wie viel sind uns Frauenleben wert?“

„Wir sind dankbar, dass wir überhaupt Geld bekommen“, sagt Shoaleh. „Gleichzeitig bin ich zutiefst enttäuscht.“ Dass der Kreistag nur drei Tage nach dem mutmaßlichen Mord eines Mannes an seiner Frau in Remseck und am gleichen Tag eines weiteren Frauenmordes in Ostfildern so entschieden habe, sei für sie nicht nachvollziehbar.

„Diese Taten sind keine zufälligen Einzelfälle. Sie sind Ausdruck eines tief verankerten gesellschaftlichen Problems: Gewalt gegen Frauen, genährt durch toxische Männlichkeit.“ Es stehe eine zentrale Frage im Raum, sagt Shoaleh: „Wie viel sind uns Frauenleben wert?“