Bittere Tränen nach dem Aus: Die Ex-Göppinger Kreisläuferin Jenny Karolius und die deutschen Handballfrauen. Foto: dpa

Das frühe Aus bei der WM im eigenen Land tut dem deutschen Frauenhandball sehr weh. Es wurde eine Riesenchance verpasst, zumindest ein wenig, den Sprung aus der Nische zu schaffen, findet unser Redakteur Jürgen Frey

Die schwarz-rot-goldene Schminke im Gesicht der deutschen Frauenhandballfans ist noch gar nicht richtig getrocknet, da ist die Weltmeisterschaft für die Ladies von Bundestrainer Michael Biegler mit dem ersten K.-o.-Spiel schon vorbei. Das kommt einem Desaster gleich, weil damit die Steilvorlage einer Heim-WM nicht genutzt werden konnte.

Eine Riesenchance ging durch die Lappen, zumindest ein wenig den Sprung aus der Nische zu schaffen. Erst jetzt hätten die Titelkämpfe so richtig Fahrt aufgenommen. Die im Alltag undenkbaren Live-Übertragungen im frei empfangbaren Fernsehen hätten mit Blick auf die Finalrunde in Hamburg das Interesse eines breiten, sportinteressierten Publikums mit sich gebracht.

Aus den „regionalen Prinzessinnen“, wie der ehemalige Weltklassetorwart Andreas Thiel die Spielerinnen bezeichnet, wären selbst beim WM-Titelgewinn keine „globalen Königinnen“ geworden. Doch die Aufmerksamkeit für den deutschen Frauenhandball wäre deutlich gestiegen, eine Euphoriewelle im Idealfall in die Vereine hinübergeschwappt, und es wären auch neue Vorbilder für den Nachwuchs geboren worden.

Besonders bitter ist das frühe Aus für den scheidenden Bundestrainer Michael Biegler und seinen kongenialen Mitstreiter, Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld. Beide haben wichtige Grundlagen geschaffen, damit der Frauenhandball in Zukunft gut aufgestellt ist. Sie haben sehr viel Positives auf den Weg gebracht, schlüssige Konzepte und Strukturen entwickelt, vor allem in Sachen Nachwuchsarbeit, und es endlich auch geschafft, die Bundesliga mit ins Boot zu bekommen.

Davon wird der künftige Bundestrainer, der Niederländer Henk Groener, kurz- und mittelfristig profitieren. Doch das ist ein schwacher Trost für das viel zu frühe Aus.