Langfristig soll der Weg des VfL Sindelfingen (blaue Trikots) in die erste Bundesliga führen. Foto: baumann

Rudi Orban vom VfL Sindelfingen über Ziele und den Stellenwert der zweiten Frauen-Bundesliga.

Sindelfingen - Am Sonntag (11 Uhr/Floschenstadion) starten die Zweitliga-Fußballerinnen des VfL Sindelfingen in die Rückrunde. "Mit Platz vier wären wir zufrieden", sagt der neue Abteilungsleiter Rudi Orban. Das langfristige Ziel aber heißt erste Liga.

Herr Orban, mit welchen Erwartungen starten Sie in die Rückrunde?

Sehr zuversichtlich. Die Mannschaft ist fit. Wir sind gerade Fünfter, wenn wir den vierten Platz erreichen, wären wir sehr zufrieden.

In der vergangenen Saison haben Sie um den Aufstieg mitgespielt. Jetzt waren Sie in den Kampf gegen den Abstieg verwickelt. Haben Sie damit gerechnet, dass es so schwer wird?

Natürlich. Wir hatten viele Abgänge und haben sieben Jugendliche aus der B-Jugend eingebaut. Für die war das eine gewaltige Umstellung. Aber es gibt Potenzial nach oben. Wir sind optimistisch, dass wir in zwei, drei Jahren oben angreifen können.

Das langfristige Ziel heißt also erste Liga?

Das muss es. Sonst drehen wir uns nur im Kreis. Und werden ewig der Ausbildungsbetrieb für die großen Vereine bleiben.

Sechs Ex-VfL-Spielerinnen sind in der Bundesliga aktiv. Macht Sie das stolz oder traurig?

Beides. Wir gönnen den Spielerinnen ihren Erfolg und sind stolz, dass wir sie ausbilden. Es schmerzt aber auch. Wir investieren sehr viel in unseren Nachwuchs, und irgendwann geht die Motivation flöten. Wir wollen nicht nur säen, wir wollen auch mal ernten.

Liegt es am kleinen Etat, dass viele Spielerinnen den VfL verlassen?

Geld ist nicht alles. Man muss auch das richtige Händchen haben, ein Team zusammenzustellen, das kann man nicht nur zusammenkaufen. Das zeigt das Beispiel Köln. Die haben einen Etat von geschätzten 400.000 Euro - und versuchen zum zweiten Mal aufzusteigen. Vermutlich wieder ohne Erfolg.

Wie hoch ist Ihr Etat?

Rund 100.000 Euro. Davon werden 45.000 Euro über Spenden generiert. Um aufzusteigen, braucht man einen Etat von rund 300.000 Euro, um in der ersten Liga vorne mitzuspielen, müssen es über 500.000 sein.

Könnten Sie das je erreichen?

Es würde uns schon weiterhelfen, wenn wir Talente an uns binden könnten und zumindest eine Ablöse bekämen. Bei den Frauen, anders als bei den Männern, gibt es nämlich keine Ausbildungsentschädigungen. 

Die WM wird die Sportart in Deutschland voranbringen.

Haben es Clubs, hinter denen Männer-Profiteams stehen, leichter?

Die meisten schon. Wolfsburg zum Beispiel, Hamburg, Köln oder Leverkusen.

Es gab auch in Sindelfingen Überlegungen, mit dem VfB Stuttgart zu kooperieren.

Ja, aber solange der jetzige Vorstand im Amt ist, haben wir da keine Chance.

Wie schätzen Sie den Stellenwert der Zweiten Frauen-Bundesliga ein?

Sie wird im Moment noch nicht so gewürdigt, wie sie es verdient hätte. Auch weil einige Vereine dabei sind, denen der Name fehlt. Das interessiert dann niemanden. Wir haben einen Zuschauerschnitt von nur 150.

Wird der VfL durch die WM profitieren?

Im Zuschauerbereich wird sich wohl nicht viel ändern. Ich hoffe aber, dass der ein oder andere Sponsor so auf den Frauenfußball aufmerksam wird.

Und was bedeutet die Weltmeisterschaft für die erste Liga, die ja auch an den Zuschauerzahlen krankt?

Eine Steigerung wird bestimmt da sein. Man darf aber nicht vergessen, dass es den Frauenfußball in dieser Art erst seit rund 15 Jahren gibt. Man muss geduldig sein. Aber ich denke, die WM wird die Sportart in Deutschland voranbringen.