Eine harte Saison für Simone Holder (rechts) und den VfL Sindelfingen Foto: Baumann

Die Fußballerinnen warten immer noch auf einen Sieg in der Bundesliga. Noch haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Vielleicht klappt es im letzten Spiel.

Sindelfingen - Überfordert, chancenlos, hoffnungslos unterlegen – wer in dieser Saison die Leistungen der Fußballerinnen des VfL Sindelfingen bewerten musste, landete schnell bei diesen Beschreibungen. Vor dem letzten Spiel an diesem Sonntag (14 Uhr) beim MSV Duisburg hat der Club noch keinen einzigen Sieg in der Bundesliga eingefahren, dafür aber 116 Gegentreffer kassiert – das ist Liga-Höchstwert.

Dass das Team absteigen wird, steht schon seit Wochen fest. Doch zu der Enttäuschung, nicht mehr erstklassig zu sein, mischt sich auch Erleichterung, dass es nach diesem Wochenende endlich vorbei ist. „Ich bin froh, dass wir dann einen Haken dran machen können. Die jungen Spielerinnen konnten zwar viel Erfahrung sammeln, aber für mich war die Saison hart“, sagt Torhüterin Simone Holder. „Es war zwar ein schönes Erlebnis, aber es war auch sehr anstrengend“, meint Abteilungsleiterin Martina Schmid.

Sich jedes Wochenende neu zu motivieren und doch keine Chance zu haben, zerrt an den Nerven. Dennoch sagt Trainer Saban Uzun vor dem letzten Spiel gegen den Drittletzten aus Duisburg: „Wir wollen noch mal alles geben: Vielleicht klappt es doch noch.“ Klar sei es nicht einfach gewesen, aber „wir haben versucht, die Situation auszublenden“, erklärt Uzun. „Im Training haben wir uns bestimmte Dinge vorgenommen und versucht, sie im Spiel umzusetzen.“ Das Fazit: „Wir haben uns spielerisch deutlich verbessert.“ So eine junge Mannschaft brauche einfach Zeit, sich zu entwickeln.

Vor allem aber ist der Sprung im Frauenfußball zwischen erster und zweiter Liga riesig. „In Europa ist die Bundesliga die sportlich erfolgreichste Liga“, sagt Heike Ullrich, stellvertretende Direktorin Frauen- und Mädchenfußball beim Deutschen Fußballbund (DFB) und Abteilungsleiterin Spielbetrieb. „Aufsteiger haben es da immer schwer, sich zu etablieren.“ Sie rät den Clubs deshalb, sich früh mit der ersten Liga auseinanderzusetzen.

Genau dies war das Problem der Sindelfingerinnen. Die Zeit, sich auf eine zweite Saison in der ersten Liga vorzubereiten, war viel zu kurz. Eigentlich wäre das Team, das von 1990 bis 1997 und in der Saison 2005/06 bereits erstklassig war, schon vor einem Jahr direkt abgestiegen. Doch weil sich der insolvente SC Bad Neuenahr zurückgezogen hatte, durfte der VfL bleiben. Die Entscheidung fiel zwei Tage vor Transferende.

Zum anderen ist der Etat des Noch-Bundesligisten mit 325 000 Euro extrem klein. Im Durchschnitt haben die Teams in der Bundesliga Etats von einer Million Euro und mehr. „Wir sind eben ein Ausbildungsverein“, sagt Martina Schmid. Auch jetzt verlassen einige Spielerinnen den Club. Unter anderen will Simone Holder kürzer treten, schließt sich dem Verbandsligisten SV Hegnach an, Julia Schneider wechselt zum Erstliga-Aufsteiger SC Sand.

Für den VfL geht es dagegen zurück in die zweite Liga, aber die Sindelfingerinnen liebäugeln mit einer Rückkehr. Nicht gleich, in drei, vier Jahren vielleicht. Saban Uzun will beim VfL etwas aufbauen. „Die Mädels sind unglaublich talentiert“, sagt er.

Und dann gibt es ja noch die Idee einer Kooperation mit dem VfB Stuttgart. VfB-Präsident Bernd Wahler war nach einem ersten Gespräch im vergangenen Dezember von der Idee angetan, doch weil der Club aus Cannstatt in der Rückrunde andere Sorgen hatte, wurden die Gespräche auf Eis gelegt. „Wir wollen aber dran bleiben“, sagt Martina Schmid. Siegfried Dietrich ist schon jetzt ein Fan einer solchen Idee. Der Manager des 1. FFC Frankfurt ist einer der wichtigsten Männer im Frauenfußball, er sagt: „In dieser Gegend fehlt ein attraktiver Frauenfußball-Bundesligist und dem VfB würde eine solche Mannschaft gut stehen.“