Petra Fröschle steht nicht nur als Magierin Roxanne auf der Bühne, sondern verzaubert als Alien auch Kinder. Foto: Eileen Breuer

Um Erfolg als Zauberin zu haben, hat Roxanne nicht nur akribisch Tricks gelernt. Sie musste sich auch in einer Männerdomäne behaupten, in der Frauen meist nur Assistentinnen sind.

Filder - Mit einem kleinen Zauberkasten vom Dachboden ihrer Oma fing vor mehr als 40 Jahren alles an. Damals suchte die kleine Petra Fröschle nach etwas zu tun. Zwar fand sie kein verwunschenes Reich hinter den Türen des Kleiderschranks, dafür aber ihre Bestimmung. Die gelernten Zaubertricks führte sie vor der Verwandtschaft und im Kindergarten auf. „Die ersten Anfänge waren noch nicht so erfolgreich. Die meisten haben die Tricks schon gekannt oder durchschaut. Aber ich bin trotzdem am Ball geblieben“, sagt Petra Fröschle.

Heute führt sie als Magierin Roxanne Zuschauer hinters Licht und hat neben zahlreichen anderen Auszeichnungen den Sarmoti-Award der Zauberer Siegfried und Roy ergattert. Damit ist Petra Fröschle eine der wenigen erfolgreichen weiblichen Vertreterinnen der Magierszene. Impulse, den Weg zur Zauberei einzuschlagen, kamen bereits in ihrer Schulzeit am Hohenheimer Paracelsus-Gymnasium. Dort besuchte sie die Theater-AG unter Leitung von Eberhard Riese.. Dieser ist heute Präsident des Magischen Zirkels Deutschland, welcher mit rund 3000 Mitgliedern als größte Zaubervereinigung Europas gilt.

Etwa zehn Prozent der Mitglieder sind Frauen

Neben Petra Fröschle sind nur wenige Mitglieder Frauen. Laut Eberhard Riese kann man die weiblichen Mitglieder in Stuttgart an einer Hand abzählen. Deutschlandweit seien lediglich etwa zehn Prozent der Mitglieder Magierinnen. Statt selbst ein abendfüllendes Programm abzuliefern, werden Frauen auf Bühnen oft zersägt oder schweben in der Luft. „Denkt man an eine Zauberkünstlerin, spielt immer der Begriff der Hexe mit rein. Der ist nicht gerade positiv besetzt“, sagt Riese. Woran liegt es, dass bei dieser Kunstform vor allem Männer auf der Bühne stehen und Frauen nur als hübsches Beiwerk dienen?

Zauberei war lange Männern vorbehalten, sagen Fröschle und auch Riese. So herrschte beim The Magic Circle in London lange ein Frauenverbot, erst vor etwa 20 Jahren wurden Magierinnen zugelassen, sagt Riese. Petra Fröschle ergänzt: „Heute fehlen Vorbilder für Frauen. Man kennt kaum bekannte Namen, denen man nacheifern kann.“

Dass die Zauberbranche eher eine Männerdomäne ist, bekam Fröschle zu spüren, zum Beispiel dann, wenn sie auf Zauberkongressen unterwegs war. Dort wurde sie oft als Begleitung abgestempelt. „Die Zauberkünstler dachten oft, ich sei ein Laie, an dem man Kartentricks testen könne“, sagt sie. Außerdem habe es bei Kongressen auch Alternativprogramme für Damen gegeben. Statt den Vorträgen zu lauschen, stand für die weiblichen Gäste beispielsweise ein Besuch im nahe gelegenen Schloss an.

Man brauche als Frau viel Feingefühl

Manche Männer könnten laut Fröschle außerdem nicht damit umgehen, dass die Frau den Trick kennt, während die Männer im Publikum im Dunkeln tappen: „Es ist ein Statusproblem, wenn die Frau dem Mann überlegen ist.“ Besonders bei der Close-Up-Magie, also der Tischzauberei, brauche man als Frau viel Feingefühl. „Man muss darauf achten, sie so zu präsentieren, dass die Männer am Tisch ihr Gesicht nicht verlieren.“

„Als Magierin ist es anspruchsvoll, Beruf und Familie zu vereinbaren, vielleicht füllen in dieser Branche deshalb wenig Frauen die Säle“, sagt Fröschle. Dies liege vor allem an den Arbeitszeiten, da man oft am Abend oder am Wochenende auftreten müsse. Sie selbst schaffe dies nicht nur wegen der Unterstützung, die sie bekomme, sondern durch das Publikum, das sie sich ausgesucht habe: Ihr neues Programm „Miras Sternenreise“ richte sich an Schüler. Sie könne es deshalb vormittags aufführen, während ihr Sohn die Schulbank drücke.

Ein eigener Club für Frauen? Nein!

Ohne die Unterstützung von Eberhard Riese und ihrem Mann, der als Magier Topas auftritt, wäre sie wahrscheinlich doch Lehrerin geworden, vermutet Petra Fröschle. „Beim Zirkel in Stuttgart wird man auch als Frau mit offenen Armen aufgenommen. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass das nicht überall so ist“, sagt sie. Stattdessen einen eigenen Club für Frauen zu gründen, ist für Petra Fröschle keine Lösung: „Das gäbe uns wieder eine Sonderrolle und einen Sonderstatus. Darüber sollten wir hinweg sein.“ Damit es in Zukunft mehr Frauen auf die Bühne schaffen, müsse man vor allem eines sein: offen. Diesen Ansatz unterstützt Riese: „Wenn eine Frau zu uns kommt und sie gut zaubern kann, dann wird sie ebenso gefördert wie ein Mann.“