Zufrieden auch ohne Millionen: Nationalspielerin Kim Kulig. Foto: Baumann

Frauen verdienen weniger als Männer – vor allem im Fußball. Das weiß auch Kim Kulig.

Stuttgart - Frauen können im Sport nicht mit Männern mithalten - zumindest was die Gehälter angeht. Im Fußball sind die Unterschiede riesig. Von Millionen kann Nationalspielerin Kim Kulig nur träumen.

Kim Kulig ist ehrlich. "Man kann schon manchmal neidisch sein", sagt sie. Die Fußball-Nationalspielerin denkt dabei an ihre männlichen Kollegen. Genauer gesagt an das, was die auf ihren Konten haben. Spieler wie Michael Ballack, Raúl, Franck Ribéry oder Mario Gomez scheffeln Millionen - fünf, sechs, sieben oder mehr im Jahr.

Kulig und ihre Bundesliga-Kolleginnen können von solchen Summen nur träumen. Die meisten von ihnen müssen nebenher arbeiten. Das Gehalt, das die Vereine zahlen, reicht selten aus, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Mehr als 1500 Euro verdienen in der Bundesliga die wenigsten. Nationalspielerinnen wie Kim Kulig gehören dazu. "Ich kann derzeit ganz gut vom Fußball leben", sagt die ehemalige Sindelfingerin. Ihr Jahreseinkommen dürfte sich - inklusive Sponsoreneinnahmen und Prämien - auf etwa 60.000 Euro belaufen. "Die Verträge werden besser", betont die Mittelfeldspielerin vom Hamburger SV, die im Sommer zum 1.FFC Frankfurt wechselt. Viel zur Seite legen für die Zeit nach der Karriere kann Kulig davon aber nicht. Sie muss sich deshalb ein zweites Standbein schaffen. Ein Jahr lang hat sie sich nach dem Abitur nur auf den Sport konzentriert, nun beginnt sie ein Sportmanagement-Fernstudium.

Fußball ist nicht die einzige Sportart, in der Frauen deutlich weniger verdienen als Männer. Ob Handball, Volleyball oder Basketball - fast überall sahnt das starke Geschlecht mehr ab. Das hat Gründe. Frauensport ist, bis auf wenige Ausnahmen, immer noch Randsport. Das Zuschauer- und Medieninteresse ist deutlich geringer, Sponsoren halten sich dementsprechend zurück. Seit Jahren gibt es Versuche, die Frauenfußball-Bundesliga zu vermarkten - gerade einmal 800 Zuschauer im Schnitt und nur wenige TV-Minuten pro Spieltag sind dabei keine guten Argumente.

Die Männer spielen deutlich mehr Geld in die DFB-Kasse

Die Hoffnung liegt nun auf der Heim-WM in diesem Jahr (26. Juni bis 17. Juli). "Die wird für den Frauenfußball sehr hilfreich sein", glaubt Kulig, auf die im Sommer ein zusätzlicher warmer Geldregen prasseln könnte. Für den WM-Titel hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) pro Spielerin 60.000 Euro ausgelobt. Hinzu kommen Anteile aus Marketing-Einnahmen - macht bis zu 100.000 Euro für jede. Für fast alle ist das mehr als ein Jahresgehalt, eine Rekordsumme. Zum Vergleich: Für den WM-Titel 2007 gab es 40.000, für den 2003 15.000 Euro und für den EM-Sieg 1989 wurden die Frauen mit dem mittlerweile legendären Kaffeeservice von Villeroy & Boch in 1-b-Qualität belohnt. "Ich weiß, mit welcher Gewissenhaftigkeit und mit welchem Eifer sich unsere Frauen auf die Heim-WM vorbereiten", sagt der Frauen-Fußballfan und DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Diese Einstellung wollen wir honorieren."

Im Vergleich zu den Männern aber hinken die Frauen weit hinterher. Die hätten im Falle eines Titelgewinns bei der Heim-WM 2006 je 300.000 Euro bekommen. Allerdings spielen die Männer auch deutlich mehr Geld in die DFB-Kasse. 18 Millionen Euro allein vom Weltverband Fifa waren es bei der WM 2010 in Südafrika. Bei den Frauen wird es in diesem Jahr maximal eine Million sein.

Kim Kulig ist das egal. Für sie steht nicht der Verdienst im Vordergrund. Sie spielt Fußball, weil sie Fußball liebt. Und weil sie erfolgreich sein will. "Wenn ich die Wahl hätte zwischen dem WM-Titel und einer Million Euro, dann würde ich den Titel nehmen", sagt sie. Es gibt eben Dinge, die sind mit Geld nicht zu kaufen.