In der Corona-Zeit sind mehr Frauen bei der Beratungsstelle vorstellig geworden. Hier finden sie Hilfe. Foto: Caroline Holowiecki

Seit 13 Jahren finden Opfer von häuslicher Gewalt bei „Frauen helfen Frauen Filder“ am Standort in Filderstadt-Bernhausen Unterstützung. Nun hat der Verein eine Eigenbedarfskündigung erhalten.

Filder/Esslingen - Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, finden beim Verein „Frauen helfen Frauen Filder“ seit Mitte der 1990er Jahre eine Anlaufstelle. Die Sozialpädagoginnen bieten Betroffenen Schutz und zeigen Auswege auf – kostenlos, vertraulich und unverbindlich. Nun braucht der Verein selbst Hilfe. Nach 13 Jahren am Standort im Zentrum von Bernhausen kam vom Vermieter eine Eigenbedarfskündigung für die Räumlichkeiten, in denen die Beratungsstelle untergebracht ist. Bis 31. März 2021 muss der Verein raus. „Das hat uns absolut unerwartet getroffen“, sagt Tanja Schneider, eine der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen. Das Thema wurde in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses des Filderstädter Gemeinderats bekannt. Gesucht wird eine neue Unterkunft mit vier Räumen. „Wir möchten am allerliebsten in Bernhausen bleiben“, erklärt Schneider.

„Die Räume müssen zu unserer Thematik passen“

Die Beratungs- und Interventionsstelle richte sich an Frauen aus Filderstadt, aber auch Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern, Neuhausen und Denkendorf, daher müsse sie gut erreichbar sein. Bernhausen erfülle diese Voraussetzung. Und: „Die Räume müssen zu unserer Thematik passen.“ Ein sehr prominent platzierter Eingangsbereich etwa sei für Frauen, die Schutz suchen, wenig geeignet.

Zur Stadt hat der Verein schon Kontakt aufgenommen. Sowohl Stadträte als auch Oberbürgermeister Christoph Traub sagten in der Sitzung ihre Unterstützung zu. „Wir suchen auch schon privat“, erklärt Tanja Schneider. Ein paar Angebote habe man im Blick, aber „klar ist, wir werden ein paar Hundert Euro mehr in die Miete investieren müssen“.

Das Geld ist sowieso knapp

Dabei ist das Geld bei „Frauen helfen Frauen Filder“ sowieso knapp. Während der Landkreis die Kosten für den Arbeitsbereich Intervention komplett trägt – in diesen Fälle vermitteln Polizei oder Ordnungsamt den Kontakt zu den Betroffenen – und auch das Frauen- und Kinderschutzhaus, das der Verein auf den Fildern betreibt, zum Großteil finanziert, kommt das Geld für den Arbeitsbereich Beratung – hier kommen die Gewaltopfer auf Eigeninitiative – auch von den beteiligten fünf Kommunen. Dennoch ist die Finanzierung dieser Sparte nicht kostendeckend. 2019 fielen Gesamtkosten von 74 000 Euro an, in diesem Jahr werden es mehr als 76 000 Euro sein. Laut Tanja Schneider muss etwa ein Drittel über Eigenmittel gedeckt werden, also über Spenden oder Mitgliedsbeiträge.

Wie wichtig die Beratungsstelle ist, zeigen Zahlen, die dem Ausschuss präsentiert wurden. In der Corona-Krise nehmen die Fälle von partnerschaftlicher Gewalt gegen Frauen zu. „Die Belastungsfaktoren steigen“, erklärt Schneider. Bis Ende Oktober haben in diesem Jahr schon 75 Frauen die Beratungsstelle in Bernhausen aufgesucht, darunter 24 Filderstädterinnen. Zum Vergleich: 2019 kamen insgesamt 68 Frauen, 2018 waren es 54. Nicht zuletzt deswegen wurden die Öffnungszeiten der Beratungsstelle erweitert. Auch das Frauenhaus mit seinen sechs Zimmern, in das Frauen samt ihrer Kinder vor gewalttätigen Partnern flüchten können, ist quasi rund um die Uhr belegt. 2019 haben das Filder-Frauenhaus nach Angaben des Vereins 92 Anfragen erreicht. 86 habe man nicht bedienen können und zu anderen Einrichtungen verweisen müssen.