Die Handballerinnen des SV Kornwestheim starten am Sonntagabend auswärts bei der HSG Fridingen/Mühlheim in die Saison. Der neue Coach Marco Purmann hat viel vor.
Es war bereits Ende Juli, als die Württembergliga-Frauen – von dieser Saison an Oberliga Württemberg genannt - des SV Kornwestheim endlich wieder einen Trainer hatten. Mit Sebastian Krüger hatte man sich zum Saisonende einvernehmlich getrennt. „Die Trainersuche gestaltete sich extrem schwierig“, erklärt Frauenwartin Anja Günther. Der Verein habe einige Trainer angeschrieben und abgeklappert, aber eine Quelle nach der anderen versiegte.
Schließlich versuchte es Günther Ende Juni über die Gruppe „Handballtrainer aus Württemberg“ in facebook. Und siehe da, es bahnte sich tatsächlich Erfolg an. Simone Blanz, die sportliche Leiterin der Frauen des TSV Asperg, las den Hilferuf und brachte eine neue Option ins Spiel. Jemanden, der offiziell vor fünf Jahren sein Traineramt niedergelegt hatte: Marco Purmann.
Purmann fand die Aufgabe, die Württembergliga-Lurchis zu trainieren, interessant und überlegte nicht allzu lange. „Es gab dann noch ein Gespräch mit dem Verein, dann war klar, dass ich das mache“, sagt der vierfache Familienvater. Seine Frau musste er nicht überzeugen. „Sie hat mir direkt angesehen, dass es mich in den Fingerspitzen kribbelte“, erzählt Purmann und erklärt: „Sie ist ehemalige Handballerin.“
Es ist nicht so, dass der ehemalige Kreisläufer zuletzt keine anderen Angebote vorliegen hatte. Im Gegenteil, viele Anfragen landen jährlich auf seinem Tisch zu Hause in Urbach im Rems-Murr-Kreis. Doch bisher hat den 48-Jährigen nichts gereizt. Außerdem wollte er kürzer treten. Vor zehn Jahren hat Purmann sich selbständig gemacht und mittlerweile drei Firmen aufgebaut. Seine zwei jüngsten Söhne sind neunjährige Zwillinge. Purmann hat gut zu tun, doch das Abenteuer Kornwestheim wollte er sich nicht entgehen lassen. Aufgrund der recht spontanen Verpflichtung kurz vor den Sommerferien musste seine Familie sogar auf eine Woche Sommerurlaub verzichten.
Jetzt hat sich der leidenschaftliche Handballer ein neues Ziel gesteckt: das obere Tabellendrittel zu erreichen. Vor allem wünscht er, dass die Frauen mit viel Spaß und Überzeugung dabei sind. Purmann weiß: „Die Liga ist eine Wundertüte.“ Am Sonntag um 18 Uhr müssen sich die Lurchis gleich auswärts gegen die Baden-Württemberg-Oberliga-Absteigerinnen der HSG Fridingen/Mühlheim beweisen. Es wird keine leichte Aufgabe gegen die offensive Deckung der Gastgeberinnen anzukommen. Doch Purmann zeigt sich wenig erschrocken: „Wir müssen unsere Sachen auf’s Feld bringen, dann passt es.“ Er ist erfreut über die gute Fitness der Akteurinnen und berichtet, dass man den Trainingsrückstand mit einem Zusatztraining pro Woche aufgeholt habe. Lediglich die dünn besetzte Bank bereitet dem Coach etwas Kopfzerbrechen.
Immerhin haben fünf Spielerinnen den Kader verlassen, darunter wichtige Akteurinnen wie Daniela und Tanja Bahmann, Verena Müller, Lara Reichert und Chantal Schmid. Einziger kompletter Neuzugang ist Rieke Braun vom LK Zug (Schweiz). Melanie Walter hat bis zur C-Jugend bereits bei den Lurchis gespielt und kehrt nun wieder ins Team zurück. Spielerinnen wie Vanessa Durian oder Anna Wittauer sind aus der zweiten Mannschaft und A-Jugend hochgerückt.