In Topform: Anna Loerper (re.), Deutschlands „Handballerin des Jahres 2015“ von der TuS Metzingen Foto: dpa

Sie ist das weibliche Pendant zu EM-Held Andreas Wolff. Anna Loerper ist zur „Handballerin des Jahres 2015“ gewählt worden. Mit ihrem Verein TuS Metzingen und der Nationalmannschaft hat die Spielmacherin noch viel vor.

Metzingen - Ihr männliches Pendant kennt inzwischen jeder. Zumindest jeder auch nur einigermaßen sportinteressierte Deutsche. Torwart Andreas Wolff ist seit den EM-Festspielen in Polen ein Held. Das „Wunder von Krakau“ trug entscheidend zu seiner Wahl zum „Handballer des Jahres 2015“ bei. Bei Anna Loerper sieht das etwas anders aus: Die Spielmacherin des Bundesliga-Dritten TuS Metzingen kürten die Leser des Fachblatts „Handballwoche“ zur Handballerin des Jahres, da sie eine grandiose Saison spielt, die Bundesliga-Torjägerliste mit 144 Treffern in 15 Spielen souverän anführt und mit ihrem Verein die Liga aufmischt. Die 31-Jährige geht sogar noch weiter: „Diese Auszeichnung sehe ich als schöne Anerkennung für jahrelange harte Arbeit.“ Im Blickfeld steht sie deshalb aber weiterhin nur bei den Handball-Experten.

Doppelpack gegen HC Leipzig hat es in sich

Dafür aber in dieser Woche ganz besonders. Es steht ein mit Spannung erwarteter Heimspiel-Doppelpack gegen den Bundesliga-Tabellenführer HC Leipzig an: Erst geht es am Mittwoch (19.30 Uhr) in der Metzinger Öschhalle um Zähler in der Liga, dann steht am Freitag (20 Uhr) das Hinspiel im EHF-Pokal-Viertelfinale in der Tübinger Paul-Horn-Arena an, da die Öschhalle die nötigen internationalen Kriterien nicht erfüllt. Das Rückspiel geht dann am 28. Februar (15 Uhr) in Dessau über die Bühne. „Wir wollen natürlich alle Spiele gewinnen, aber irgendwie genießt die Liga Priorität. Wir wollen oben dran bleiben“, sagt Anna Loerper. Von der deutschen Meisterschaft mit Metzingen träumt sie trotz nur einem Minuspunkt Rückstand auf den Ersten Leipzig nicht: „Unser Ziel ist die erneute Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. Das wird schwer genug, da die Luft nach unten recht dünn ist“, betont die Rechtshänderin.

Dass die TusSies eine solch glänzende Rolle spielen, daran hat Anna Loerper einen großen Anteil. Sie ist im Team von Trainer Csaba Konkoly die absolute Führungsspielerin. Mit ihrer unwiderstehlichen Dynamik, ihrem Willen und ihrer mitreißenden Art ist sie die zentrale Figur des Aufschwungs. „Ihre Mentalität, ihre Einstellung ist vorbildlich, Anna ist ein Profi durch und durch“, lobt TuS-Manager Ferenc Rott, das 1,65 m große Energiebündel.

Traum von Olympia geplatzt – jetzt heißt das Ziel Heim-WM 2017

Derzeit konzentriert sie sich voll auf Handball. Das ist sie aus ihrer Zeit beim dänischen Team Tvis Holstebro (dorthin war sie nach acht Jahren bei Bayer Leverkusen 2011 für zwei Spielzeiten hingewechselt) zwar gewohnt, doch eigentlich ist die studierte Sportwissenschaftlerin nicht der Typ dafür. Sie schaut gerne über den Tellerrand hinaus. Doch wegen der Aussicht auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio hatte sie eine Auszeit vom Berufsleben eingeplant. Die Nationalmannschaft verpasste aber den Sprung zu Olympia – und Anna Loerper ist gerade dabei, sich wieder einen Job neben dem Handball zu suchen.

Das ändert nichts daran, dass die Nationalspielerin (über 200 Länderspiele) auch mit der DHB-Auswahl weiter Ziele hat. Die Heim-WM 2017 soll der Höhepunkt und gleichzeitig Schlusspunkt ihrer Karriere im Trikot mit dem Bundesadler werden. Bis 2017 läuft auch ihr Vertrag in Metzingen. „Vielleicht gelingt uns ja mal der ganz große Wurf“, sagt sie. Mit der TuS Metzingen und der Nationalmannschaft. Mit dem Gewinn des WM-Titels im eigenen Land wäre sie zumindest den sportinteressierten Deutschen ein Begriff. Andreas Wolff lässt grüßen.