Patrizia Zannini aus Heslach schreibt Romane und Kurzgeschichten. Foto: privat

Die Autorin Patrizia Zannini hat ihren zweiten Roman veröffentlicht. Zu Hause ist die Schriftstellerin mit italienischen Wurzeln im Stuttgarter Süden.

S-Süd - Für eine Geschichte braucht Patrizia Zannini eigentlich nur einen Titel. Von dem kommt sie dann aber auch ganz schwer weg. „Da bin ich nicht sehr kompromissbereit“, sagt die Schriftstellerin. Der Rest der Geschichte passt sich dann der Überschrift an. Das fällt der Autorin dann aber auch nicht schwer: „Wenn ich eine Idee habe, schreibe ich den Rest der Geschichte einfach meistens recht zügig runter.“

Für ihren zweiten Roman „Meine Schwester, die Hummelkönigin“ hat sie ein junges Mädchen mit „besonderen Eigenschaften“, wie Zannini es nennt, inspiriert. Das Mädchen hat eine Art Behindertung, doch eine Bezeichnung dafür kommt im ganzen Roman nicht vor. Das wollte die Autorin bewusst nicht. Nach den ersten 20 Seiten hatte sie die Geschichte schon im Kopf. Nachdem sie die ersten 100 Seiten an ihre Lektorin geschickt hatte und der Verlag den Druck des Buches zusagte, saß Zannini einen Monat lang nur am Schreibtisch. Danach waren die restlichen 200 Seiten fertig. „Nur der Anfang ist schwer“, sagt Zannini.

Ihre Geschichten drehen sich viel ums Kochen

Die Handlung des Buches dreht sich um die Entwicklung des Mädchens, das eine besondere Begabung entwickelt: Kochen. „Meine Geschichten drehen sich sehr viel ums Essen und Kochen“, erzählt die 51-jährige Autorin mit italienischen Wurzeln. Im Stuttgarter Westen ist sie aufgewachsen, seit 20 Jahren lebt sie im Süden. Ihr Vater ist Italiener, er kam vor ein paar Jahrzehnten von Rom nach Stuttgart kam, lernte Zanninis Mutter kennen und blieb. Die Leidenschaft für essen und kochen, die Italienern ja im Blut liegen soll, hat Signore Zannini seiner Tochter wohl vererbt.

Auch die Liebe zu Italien. „Heute fahre ich ja sehr gerne hin“, erzählt sie. Als Kind, als sie dreimal im Jahr zur Verwandtschaft nach Rom musste, war es tatsächlich mehr ein „müssen“. In ihrem ersten, herkömmlich verlegten Roman „Malocchio – der böse Blick“ widmet sich die Autorin auch einem alten süditalienischen Aberglauben. Der Protagonist Jack wird von der alten Italienerin Maria verflucht. Maria hat „den bösen Blick“. Nach dem sizilianischen und neapolitanischen Volksglauben haben manche Menschen – sie werden „il jettatore“ genannt – diesen bösen Blick, der ihnen die Macht gibt, andere zu verfluchen. Das Opfer dieses Fluches bezeichnen die Italiener „il jettato“. Mit dem Fluch beginnt für Jack eine Reihe von Unglücksfällen und Schicksalsschlägen, die seine Familie über Generationen hinweg verfolgt. „Viele Italiener sind heute noch abergläubisch“, sagt Zannini. Auch das „dunkle Leben Italiens“ war ihr auf einmal in den Sinn gekommen, die Familiensaga hat sich wie von selbst gesponnen.

Die Laufbahn als Schriftstellerin startet sie erst später im Leben

Fragt man Zannini wie sie Schriftstellerin wurde, antwortet sie das, was alle Schriftsteller auf diese Fragen antworten: „Ich habe immer gerne schrieben.“ Diese Leidenschaft zu ihrem Beruf zu machen, kam ihr nach dem Abitur am Schickhardt-Gymnasium gar nicht in den Sinn. Medizin wollte sie eigentlich studieren. Für eine Bewerbung ging sie zu einem Fotografen, um Passfotos zu machen und blieb einfach dort als Auszubildende. Zannini wurde Fotografin, studierte im Anschluss Werbung und arbeitete in einem Verlag als Texterin.

In ihrer ersten Elternzeit holte sie dann aber die alte Begeisterung fürs Schreiben wieder ein. Und während andere nur mit wickeln, stillen und Kindererziehung beschäftigt sind, hatte Zannini noch die Muße, um ihren ersten Roman „Malocchio“ zu schreiben. Und nicht nur das: Auch 40 Verlagen schickte sie ihr Erstwerk. Eine Reaktion darauf erhielt sie nicht. Aufgeben wollte sie deshalb nicht, sondern reichte Kurzgeschichten bei Wettbewerben ein und gewann tatsächlich zwei Preise. „So kam das alles ins Rollen.“ Der Verlag Droemer und Knaur verlegte danach ihren Roman, der zunächst als E-Book erschien, später als Taschenbuch. Ihr zweites Buch wurde direkt dort verlegt. „Wenn man erst einmal drin ist . . .“, sagt Zannini.

Die nächsten Bücher will die Autorin selbst publizieren

Für ihr nächstes Werk arbeitet sie zum ersten Mal mit einer freien Lektorin zusammen; sie denkt darüber nach, das Buch selbst zu publizieren. Genregrenzen kennt Zannini im Übrigen nicht. Es ist ein New-Age-Roman, also eher aus dem Fantasybereich. Schon fertig hat sie zusätzlich eine Art Lebens- und Liebesgeschichte über eine Frau, die sich gerade von ihrem Mann getrennt hat.

Inzwischen ist die Mutter zweier Kinder Vollzeit-Autorin, ihre Stelle im Verlag hat sie nach dem ersten Kind aufgehört. Leben könnte sie von ihren Büchern und Kurzgeschichten alleine nicht, das gibt sie unumwunden zu. Andererseits: den ganz großen Rummel wollte sie nie. „Ich mag keine Lesungen oder so“, gesteht sie. „Ich schreibe lieber, als zu reden.“ Ein fast perfekter Tag sieht in ihrer Vorstellung so aus, dass Kinder und Mann aus dem Haus sind, sie sitzt allein am Schreibtisch. Und schreibt.