Franziska Paschek übersetzt die Informationen von Winfried Kretschmann in die Gebärdensprache. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Bevölkerung über die Lage der Corona-Krise informiert, hängen Gehörlose und Hörgeschädigte im Südwesten an den Lippen von Franziska Paschek. Wir stellen die Dolmetscherin vor.

Stuttgart - Wenn Franziska Paschek arbeitet, hängen bis zu 37 000 Menschen an ihren Lippen - und Händen. Paschek ist Gebärdensprachdolmetscherin. Wenn die Landesregierung etwas Wichtiges zur Corona-Krise mitteilt, übersetzt sie für Tausende Gehörlose und Hörgeschädigte im Südwesten.

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Das Staatsministerium hatte vergangene Woche mitgeteilt, bei wichtigen Terminen künftig solche Dolmetscher einzusetzen. „Ich denke, das ist ein großer Schritt“, sagt Paschek dazu. Ohne Übersetzung bekämen Gehörlose Informationen später, teilweise auch gar nicht mit.

Sonst übersetzt die 30-Jährige für Gehörlose beim Arzt, auf Ämtern oder bei der Arbeit. Alles Aufträge, die für sie genauso wichtig sind wie Pressekonferenzen mit Spitzenpolitikern, betont sie. Allerdings: „Wenn man weiß, dass da Hunderttausende vor dem Fernseher sitzen, steigt die Nervosität“, sagt Paschek, die aus Zwickau stammt und heute mit ihrem Mann und zwei Kindern in Stuttgart wohnt.

Gebärdensprachen sind vollwertige Sprachen

Dreimal hat Paschek bereits für die Landesregierung gedolmetscht. Zum ersten Mal am 13. März. Hunderttausende sahen die Pressekonferenz, auf der die Schließung der Schulen angekündigt wurde. Paschek wurde danach zu einer kleinen Berühmtheit. Auf Youtube kommentierten viele ihren Einsatz. Es sei schade, dass es für die Leute ungewohnt sei, sagt Paschek. Daran merke man, dass noch viel zu wenige Dolmetscher eingesetzt würden.

Viele Gehörlose und Hörgeschädigte kommunizieren mittels Gebärdensprache. Sie drücken sich mit Mimik, Mund- und Körperhaltung sowie Handzeichen aus. Gebärdensprachen sind vollwertige Sprachen, es lässt sich auch Abstraktes ausdrücken.