Das Atomkraftwerk Cattenom an der Mosel hat vier Kühltürme. Foto: dpa/Christophe Karaba

In Frankreich werden an zwei weiteren Reaktoren Risse in Rohrleitungen entdeckt. Betroffen ist auch das Kraftwerk Cattenom, das sich unweit der deutschen Grenze befindet. Die Risse seien„nicht unerheblich“.

Kurz nach Bekanntwerden des bislang größten Leitungsrisses in einem Atomkraftwerk in Frankreich sind Risse an zwei weiteren Reaktoren entdeckt worden. Diese seien „nicht unerheblich“, erklärte die Behörde für Atomsicherheit (ASN) am Donnerstagabend. Betroffen seien der Reaktor 2 im Atomkraftwerk Penly im Norden des Landes sowie Reaktor 3 in Cattenom in Ostfrankreich, unweit der deutschen Grenze.

Die neuen Risse seien wegen thermischer Ermüdung entstanden, an einer Stelle, wo dies bislang nicht vermutet worden sei, erklärte Julien Collet, der Vizechef der Behörde für Atomsicherheit. In dem Reaktor in Cattenom sei der Riss 16,5 Zentimeter lang und vier Millimeter tief. In Penly sei er 5,7 Zentimeter lang und zwölf Millimeter tief.

Großer Korrosionsschaden entdeckt

Die Atomaufsicht hatte erst am Dienstag bekannt gegeben, dass der Kraftwerksbetreiber EDF im Reaktor Penly 1 einen 15,5 Zentimeter langen und 23 Millimeter tiefen Riss in einem Leitungsrohr entdeckt hatte. Es ist der bislang größte entdeckte Korrosionsschaden in einem französischen Atomreaktor.

Der Betreiber soll in den kommenden Tagen eine neue Strategie für die Überprüfung seines Atomparks mit insgesamt 56 Reaktoren vorlegen. Nach Angaben der Sicherheitsbehörde müssen etwa 200 Schweißnähte überprüft werden, was die geplante Steigerung der Stromproduktion erneut verzögern könnte.

Neue Atomreaktoren in Planung

Der Vorsitzende des Energieausschusses der Nationalversammlung bezeichnete die Vorfälle als „normal im Leben eines Atomkraftwerks“. „EDF hat nicht versucht, es zu verbergen, sondern es bekannt gegeben. Die Sicherheitsprozedur funktioniert also“, betonte der konservative Abgeordnete Raphael Schellenberger.

Wegen anhaltender Probleme mit seinem alternden Atompark hatte Frankreich im vergangenen Jahr so wenig Strom produziert wie seit drei Jahrzehnten nicht. Präsident Emmanuel Macron will noch während seiner Amtszeit den Grundstein für die ersten beiden von sechs neuen Atomreaktoren legen, die just in Penly gebaut werden sollen.

Die Nationalversammlung soll von der kommenden Woche an einen Gesetzentwurf debattieren, der den Bau der geplanten Atomreaktoren beschleunigen soll.