Ein Vertreter der Gelbwesten lauscht dem Präsidenten. Foto: AP

Auf den ersten Blick hat Frankreichs Präsident den Protesten nachgegeben. Doch stimmt das wirklich? Wenn Emmanuel Macron wirklich Ruhe bekommen will, braucht er andere Verbündete.

Stuttgart - Stuttgart - Die Menschen in ihren gelben Westen sind am Montag Abend vor ihren Mobiltelefonen gesessen – und haben der Rede ihres Präsidenten gelauscht. Danach ist es erst einmal etwas ruhiger gewesen, als Emmanuel Macron mehr Mindestlohn versprochen hatte, weniger Steuern und einen Bonus für Arbeitnehmer am Jahresende. Sehr lange wird diese Ruhe nicht anhalten. Macron hat vieles versprochen, was ohnehin geplant war. Die Wiedereinführung der von ihm gekippten Vermögenssteuer hat er hingegen nicht angekündigt, das wäre für den Präsidenten ein zu starker Gesichtsverlust gewesen. Genau das werden die Gelbwesten aber weiter fordern. Der Konflikt ist verlagert, nicht beendet.

Macron ist Gefangener seiner Versprechungen

Dass sich der Präsident endlich geäußert hat war höchste Zeit. Was für eine Aroganz war das, zu den Tumulten im eigenen Land erst einmal gar nichts zu sagen. Doch Macron, der stets die Erpressbarkeit seiner Amtsvorgänger gerügt hat, ist ein Gefangener seiner Versprechen. Er werde hart bleiben, und das für Richtig erkannte durchsetzen, hatte er stets gesagt. Was Macron für richtig empfindet trifft nur eben nicht den Nerv derer, die nun auf der Straße stehen. Die Gelbwesten haben vom Präsidenten nun einen kleinen Finger bekommen, sie wollen die ganze Hand. Macron ist nach seiner Rede nicht weniger gefährdet als zuvor. Allerdings: Völlig offen ist, wie repräsentativ die lautstark protestierenden Gelbwesten tatsächlich für die Gesamtheit der Franzosen sind. Sollte sich eine starke Gruppe finden, die sich gegen die Krawalle auf der Straße und deren Auswüchse positioniert, dann hat Macron immerhin eine Chance auf halbwegs friedliche Weihnachten.