Die schwarzen Rauchschwaden über Rouen sind kilometerweit zu sehen. Foto: AFP/Philippe Lopez

Im französischen Rouen brennt ein Chemiewerk einer besonders gefährlichen Kategorie. Die Feuerwehr hat Mühe, das Feuer zu löschen. Das Wasser der Seine ist gefährdet.

Rouen - Die schwarze Rauchsäule ist kilometerweit zu sehen. In einem Chemiewerk in Rouen ist in der Nacht auf Donnerstag ein verheerendes Feuer ausgebrochen. Wegen möglicher Vergiftungsgefahren haben die Behörden der nordfranzösischen Stadt und alle umliegenden Gemeinden Schulen und Kinderkrippen geschlossen. Auch die Universität der 500 000-Einwohner-Stadt in der Normandie setzte den Unterricht aus. Die Produktionsanlage liegt nur einige wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Der Präfekt der Region Normandie, Pierre-André Durand, sagte dem Nachrichtensender Sender BFMTV, es sei zunächst keine „hohe Giftigkeit“ in Proben festgestellt worden. Allerdings gibt es noch eine andere Gefahr. Es bestehe „das Risiko, dass die Seine durch überlaufende Rückhaltebecken verschmutzt wird“, erklärte Pierre-André Durand weiter.

Die Feuerwehr war den ganzen Donnerstag mit mehreren Dutzend Löschfahrzeugen im Einsatz, konnte das Feuer zwar eindämmen, aber bis zum Abend nicht löschen. „Oberste Priorität haben die Innenanlagen des Unternehmens“, sagte der Feuerwehrchef Jean-Yves Lagalle. Es handele sich um ein „extrem gefährliches Feuer für die Einsatzkräfte“, das nur mit einem Schaumkonzentrat gelöscht werden könne. Einige Chemikalien seien vorsichtshalber aus der Fabrik entfernt worden, erklärte Einsatzleiter Marc Vitalbo.

Anwohner berichteten von mehreren Explosionen

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner machte sich vor Ort ein Bild von der Lage und forderte die Bürger auf, in ihren Häusern zu bleiben und sich nicht dem Rauch auszusetzen. Alle Häuser im Umkreis von 500 Metern um den Brandort wurden geräumt. Nach ersten Berichten kamen keine Menschen zu Schaden. Anwohner berichteten von Explosionen, die sie in der Nacht gehört hätten. Danach seien hohe Flammen und dichter Rauch über dem Werksgelände des Unternehmens Lubrizol zu sehen gewesen. Sorgen bereitet den Menschen, dass die betroffene Fabrik in der sogenannten Seveso-Kategorie geführt wird. Das sind besonders gefährliche Standorte, für sie gelten nach einer EU-Richtlinie außergewöhnlich strenge Sicherheitsauflagen. Im italienischen Seveso bei Mailand war es 1976 zu einem verheerenden Chemieunfall gekommen, bei dem zahlreiche Menschen schwer verletzt wurden.

In dem Chemiewerk in Rouen werden Zusatzstoffe für Schmierstoffe hergestellt. Die Fabrik gehört zum Unternehmen Lubrizol von US-Millionär Warren Buffett. Es ist nicht das erste Mal, dass die Chemiefabrik in den Schlagzeilen ist. Im Jahr 2013 entwich aus einem Leck das Gas Methanthiol. Der Wind trug den Gestank nach faulem Gemüse weit über den Ärmelkanal bis nach Großbritannien. Zwei Jahre danach flossen nach einem Betriebsunfall rund 2000 Liter Mineralöl ins Abwassersystem der Stadt.