Ein Gedrängel auf den Gängen wie in den vergangenen Jahren soll auf der Frankfurter Buchmesse 2020 vermieden werden. Foto: dpa/Jens Kalaene

Die Frankfurter Buchmesse soll stattfinden. Aber Corona torpediert die Reisepläne vieler internationaler Gäste. Für den Fall einer zweiten Welle hat die Messe einen Plan B.

Frankfurt/Main - Die Frankfurter Buchmesse rechnet wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nur mit rund einem Drittel der sonst teilnehmenden Aussteller. Man plane „eine europäische Messe“, sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos am Donnerstag in Frankfurt. „Wir wissen, dass viele internationale Verlage nicht teilnehmen können.“ Boos rechnet nicht mit Teilnehmern aus den USA und Lateinamerika. Ob Verlage aus Asien dabei sein könnten, hänge von den dann geltenden Reisebestimmungen ab.

Betroffen ist auch der diesjährige Ehrengast Kanada. Die Buchmesse geht nicht davon aus, dass Verlage und Autoren aus dem Gastland in großer Zahl anreisen können. „Wir gehen von einem sehr stark virtuellen Konzept für das Gastland aus“, sagte Boos. Auch einige große deutsche Verlagshäuser haben bereits angekündigt, dass sie 2020 nicht mit einem Stand vertreten sein wollen.

Die Holtzbrinck Buchverlage haben „nach sorgfältiger Überlegung entschieden, dass wir nicht mit Messeständen vertreten sein werden - aus Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeitenden, der Autorinnen, Autoren und der Gäste“, sagte Geschäftsführer Alexander Lorbeer der Deutschen Presse-Agentur. Das Messekonzept enthalte viele kreative Ideen. „Hier werden wir uns mit Freude und Energie engagieren.“ Auch Randomhouse wird Boos zufolge nicht dabei sein.

Labor für 2021

Der Aufsichtsrat der Buchmesse hatte am Mittwoch entschieden, dass die Frankfurter Buchmesse vom 14. bis 18. Oktober teilweise vor Ort, teilweise dezentral in der Stadt und teilweise virtuell stattfinden soll. Die Besuchertage am Wochenende soll es aber weiter geben. Die Zahl der Gäste ist abhängig von der dann belegten Fläche. Stand heute dürften Boos zufolge 20 000 Menschen gleichzeitig aufs Gelände.

Bis zum Messestart sind es noch fast fünf Monate - wie sich die Pandemie bis dahin entwickelt und welche Vorschriften bis dahin gelten, kann niemand vorhersehen. Im Fall einer zweiten Welle werde man die Präsenzmesse absagen und nur mit den virtuellen Formaten weiterarbeiten, kündigte Boos an. Finanziell seien die Auswirkungen schon jetzt „dramatisch“. „Wir werden ein enormes Defizit einfahren in diesem Jahr“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

„Die Buchmesse 2020 wird nicht so sein wie 2019“, sagte Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, „aber sie kann als Labor dienen für 2021 und weit darüber hinaus.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte die Entscheidung für die Buchmesse „ein ermutigendes und ein Aufbruchsignal für die ganze Branche“. Die Aussicht auf eine Buchmesse im Herbst sei „ein echter Lichtblick“.

Ministerpräsident Volker Bouffier sagte RTL Hessen: „Wir halten die Buchmesse für eine Leitmesse, für einen besonderen Stern! Und die Sorge, die mich begleitet hat ist: Wenn die hier einmal weg ist, dann ist sie im nächsten Jahr bei der „Book fair“ in London. Ich wollte nicht erleben, dass das nochmal so läuft, wie bei der IAA.“ Nach Angaben der Buchmesse hat das Land Hessen zudem zugesagt, im Falle einer Absagen wegen der Pandemie einen Teil der Kosten zu übernehmen.