Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse Foto: dpa/Arne Dedert

Videobotschaften und Livestream statt Gala und Glamour: Die Eröffnung der Frankfurter Buchmesse war anders als gewohnt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wünschte der digitalen Sonderausgabe viel Erfolg.

Frankfurt/Main - Ohne Publikum ist am Dienstagabend die 72. Frankfurter Buchmesse eröffnet worden. Die Eröffnungsfeier in der Festhalle wurde live im Internet übertragen. Ausländische Gäste wurden per Videobotschaft zugeschaltet, darunter der kanadische Premierminister Justin Trudeau. Kanada wäre in diesem Jahr Ehrengast gewesen. Wegen der Reisebeschränkungen hat das Gastland seinen physischen Gastlandauftritt auf 2021 verschoben.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wünschte der digitalen Sonderausgabe der Buchmesse viel Erfolg. Sie freue sich aber schon jetzt darauf, im nächsten Jahr „wieder alles zu erleben, was dazu gehört: mit Messeständen und Gastland-Pavillon, mit Empfängen und Gedränge, mit Lesungen und Diskussionen live vor großem Publikum“. Die diesjährige „Buchmesse im Risikogebiet“ erinnere eher an einen dystopischen Roman von Margaret Atwood. Auch Hessens stellvertretender Ministerpräsident Tarek Al-Wazir (Grüne) sprach von einer „surrealen“ Atmosphäre in der Festhalle.

Ein großes Experiment

Die Bundesregierung unterstütze die Buchbranche, betonte Grütters. Für Verlage und Buchhandlungen sowie für die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig stünden bis zu 25 Millionen Euro zur Bewältigung der Corona-Krise bereit. Hinzu kämen weitere zehn Millionen Euro zur Förderung von Autoren und Übersetzern. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ehrte sie dafür mit der Plakette „Förderin des Buches“.

Die Buchmesse findet in diesem Jahr fast ausschließlich online statt. Angemeldet sind 4400 digitale Aussteller aus 110 Ländern. 260 Stunden Programm mit 750 Sprechern werden online angeboten. „Es ist ein großes Experiment“, sagte Buchmessen-Direktor Juergen Boos bei der Eröffnungspressekonferenz am Dienstagmittag.

Kein „back to normal“ nach Corona

„Ein Herbst ohne Buchmessen-Begegnungen ist möglich, aber nicht wünschenswert“, sagte Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Es werde nach Corona aber kein „back to normal“ geben, daher müsse sich die Frankfurter Buchmesse neu erfinden.

„Das Buch hat der Krise die Stirn geboten“, hatte die Vorsteherin bereits am Mittag gesagt. Die Branche sei mit einem Minus von fast 15 Prozent aus der Zeit der Zwangsschließung aller Buchhandlungen gekommen. Danach sei der Rückstand von Monat zu Monat verringert worden. Aktuell lägen die Umsätze nur noch 4,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Auch die literarische Eröffnungsrede wurde in diesem Jahr nur als Videobotschaft eingespielt. Zugeschaltet war der israelische Schriftsteller und Friedensaktivist David Grossman. Die „Sonderausgabe“ der Frankfurter Buchmesse endet am kommenden Sonntag mit der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels.