"Das Leben ist kein Spiel" weiß Boris Becker und hat diese Weisheit in eine Autobiographie gepackt. Auf der Frankfurter Buchmesse hat er sein Werk jetzt vorgestellt. Foto: dpa

Mit Lästereien über Exen und Twitter-Zoff mit Oliver Pocher rührte Boris Becker jüngst bereits die Werbetrommel für seine Autobiografie. Nun beehrte der Ex-Tennisstar auch die Frankfurter Buchmesse.

Frankfurt/Main - Manchmal scheint Boris Becker der Welt entrückt. Auf der Frankfurter Buchmesse zückt er am Stand seines Verlags sein iPhone und dreht ein Facebook-Filmchen über die Schaulustigen und die Kamerateams. „Etwas Medienandrang bei #Herbig#FBM13#Frankfurt“, twittert der Buchautor und frühere Tennisstar dazu. Becker ist das zweite Promi-Highlight am Messe-Donnerstag - nach Daniela Katzenberger.

Er erobert die Halle 3.0 in einem schwarzen Nadelstreifenanzug mit weinrotem Einstecktuch und hochgegelten blondierten Haaren, nascht Kekse, Chips und Cola-Fläschchen. Tuschelthema ist aber die bedröppelt dreinschauende aktuelle Ehefrau Lilly, die blass in der Ecke hockt und sich unter ihrer Nerd-Brille Tränchen wegzuwischen scheint. Ein kleiner Zoff?

Abrechnung mit den Exen

Ach ja, „Bum-Bum-Boris“ und die Frauen. Dabei gibt Lilly in seiner zweiten Autobiografie „Das Leben ist kein Spiel“ (Herbig) noch ein rückenstärkendes Interview: „Wie mein Boris wirklich ist!“ Andere Frauen kommen in Beckers Werk ja bekanntlich nicht so gut weg - weder die erste Ehefrau und „XXL-Shopperin“ Barbara, noch Sandy/Alessandra: „Die Abende, an denen sie mal etwas gekocht hat, strich ich mir rot im Kalender an, so selten kam das vor.“

Becker will sein Buch aber keineswegs als Skandalbuch verstanden wissen. „Es ist weiß Gott kein Enthüllungsbuch. Glauben Sie mir, es sind vielleicht zehn Prozent an Details drin. Auch ich habe eine Schamgrenze, auch ich habe Sensibilität“, versichert er im Interview mit seinem Co-Autor, dem Society-Reporter und Kommunikationsberater Christian Schommers.

"Ja, ich bin auch Journalist"

Manch Negativschlagzeile in „Bild“ und „Bunte“ über die Exen sei wohl einkalkuliert, bekennt das 45-jährige Multitalent Becker („ja, ich bin auch Journalist!“). „Ich bin seit 28 Jahren geübt in Sachen Medienpolitik. Ich weiß um die Technik, was man machen muss, um in die Schlagzeilen der diversen Magazine zu kommen“, sagt er. „Das Buch muss natürlich Qualität haben und inhaltlich muss alles stimmen, aber vor allem wollen wir Bücher verkaufen“, erklärt er freimütig.

Im Publikum stehen die Leute auf den Stühlen. Handyfotos blinken im Sekundentakt. Eine TV-Reporterin versucht ihn mit dem „Gala“-Titel mit „Besenkammer-Tochter“ Anna („Hallo Papa“) zu konfrontieren. Eine Frau sagt zur anderen: „Mensch, ich fand den mal gutaussehend.“ Die andere: „Das war vor zehn Jahren.“ Becker verbittet sich derweil Witze über seine Figur: „Ich habe eine neue Hüfte, ich habe ein neues Sprunggelenk. Dass man da zwangsläufig ein paar Kilos auf die Rippen bekommt, liegt in der Natur der Sache. Ich verstehe nicht, dass man sich darüber lustig macht“, ärgert er sich. „Ich bin in meinem Leben wahrscheinlich mehr gelaufen als alle Menschen hier zusammen.“

Warum noch eine Autobiographie?

Wieso musste nun unbedingt nach „Augenblick verweile noch“ (2003) noch eine zweite Autobiografie her? „Nachdem ich schon zwölf, 13 Jahre miterleben musste, wie Hinz und Kunz über meine Familie geurteilt haben - ja, uns teilweise verurteilt haben, und ich jahrelang meine Lippen geschlossen habe, war es mir ein Bedürfnis, meine Wahrheit darzulegen“, findet der „ewig 17-jährige Leimener“, wie er sich selbst ironisch nennt.

Und was taugt das Buch? Nun ja. Sein ältester Spross Noah wird darin ebenfalls interviewt („Mein Dad ist cool!“) und darf für seine Mode-Linie und seine DJ-CD werben. Und das Werk enthält manchen Altherrenwitz, etwa, wenn Becker im „Becker-Lexikon“ im Anhang schreibt: „Irgendeiner prägte die Wortmünze vom 'Samenraub in der Wäschekammer', und die Nation überlegte krampfhaft, wie das denn mit der Befruchtung rein technisch vor sich gegangen ist. Im Mai 2010 waren dann die ganzen Bedenken wie - pardon - weggeblasen.“ Ein gewisser Trash-Faktor ist dem Buch nicht abzusprechen. Von der Klasse einer Sportautobiografie wie „Open“ von Andre Agassi ist es meilenweit entfernt. Becker meint: „Glauben Sie mir, falls es einen zweiten Teil in fünf oder zehn Jahren geben wird, hätte ich noch genügend Sprengstoff.“ Es klingt wie eine Drohung.