Frank Zappas Musik ließ sich nie eindeutig zuordnen, von Anfang an vermischte er Rock, Pop, Jazz und Avantgarde. Wir haben zehn seiner zugänglicheren Stücke ausgesucht.
Stuttgart - Nein, „Bobby“ Brown“ steht nicht auf dieser Liste. Anders als in den USA wurde der Song in Deutschland nur deshalb ein Radio-Hit, weil niemand den Text verstand – die hymnische Nummer handelt von einem amerikanischen Dreamboy, der seine Sexualität hinterfragt und sich auf der Suche nach Befriedigung in wilde Experimente stürzt.
Frank Zappa fordert sein Publikum, doch er hat einige echte Hits geschrieben, die auch für ein breiteres Publikum taugen. Wir haben zehn davon zusammengestellt zur Veröffentlichung des Soundtracks zum neuen Dokumentarfilm Film „Zappa – The Movie“. Die Hälfte davon stammt von den Zwillings-Alben „Over-nite Sensation“ (1973) und „Apostrophe“ (1974), für die Zappa einen sensationellen Background-Chor verpflichtete: Tina Turner und die Ikettes.
1. Uncle Remus (1974)
Mit dem afroamerikanischen Sänger und Musiker George Duke schrieb Zappa diese wehmütige Hymne – ein starkes Statement zum alltäglichen Rassismus in den USA und eine anspielungsreiche Reflexion darüber, wie erfolgreich die Bürgerrechtsbewegung wirklich war.
2. Valley Girl (1982)
Der Legende nach holte Zappa seine damals 14-jährige Tochter Moon Unit mitten in der Nacht aus dem Bett ins Studio, damit sie für ihn Versatzstücke typischer Gespräche junger Mädchen einsprach. Natürlich geht es in Wahrheit um Oberflächlichkeit und Konsumkritik in Zappas größtem Hit – und um die Mentalität von Menschen im Speckgürtel großer Städte, hier im San Fernando Valley bei Los Angeles.
3. Cosmik Debris (1974)
Zappa hat Drogen immer abgelehnt, hier kommentiert er sardonisch die Rauschhaftigkeit der Post-Hippie-Ära in einem Stück, das vor Ideen nur so strotzt.
4. Joe’s Garage (1979)
Ein großer Erfolg im US-Radio, parodiert Zappa in diesem Song sogenannte „Garagenbands“, die mit simplen Drei-Akkord-Stücken die Pop-Hörgewohnheiten bedienen.
5. Camarillo Brillo (1973)
Was die kalifornische Stadt Camarillo mit den Stahlschwämmen der Marke Brillo zu tun hat und beides mit der Frau, von der dieses Lied handelt, wird wohl Zappas Geheimnis bleiben – auf jeden Fall ist dies eine seiner stärksten Popsongs, in dem der auch „poncho“ auf „un-concho“ (unconscious = bewusstlos) reimt.
6. My Guitar wants to kill your Mama (1970)
Ein klassischer Rocksong als Zappas erste Band, die Mothers of Invention, noch intakt waren – aber instrumentiert wie eine Soul-Nummer mit einem irren Mittelteil.
7. Disco Boy (1976)
Die Satire trieft aus jedem Ton und jedem Wort in diesem Glamrock-infizierten Stück über einen eitlen Nachtschwärmer, über den Zappa singt: „Leave his hair alone / But you can kiss his comb“ (Lass sein Haar in Ruhe / aber du kannst seinen Kamm küssen).
8. I’m the Slime (1973)
Mann sollte nicht alles glauben, was Medien einem vorsetzen – diese simple und oft negierte Wahrheit, die Zappa aufs Fernsehen gemünzt hat, übersetzt sich eins zu eins ins Social-Media-Zeitalter.
9. Muffin Man (1975)
Fetter werden Rock-Gitarrenriffs nicht als in diesem Song, der vor allem von einem ausgedehnten Solo lebt. Was Zappa damit genau sagen wollte, hat er selbst nie enthüllt – eine gängige Interpretation: Frauen müssen bei der Partnerwahl aufpassen, nicht mit einem eingefahrenen Schlaffi zu enden.
10. Nanook rubs it (1974)
Der Titel bezieht sich auf Robert J. Flahertys wegweisenden Dokumentarfilm „Nanook of the North“ von 1922, der eine Inuit-Familie in ihrem harten Lebensalltag begleitet. Zappa nimmt in diesem Teil seiner dadaistischen „Don’t eat the yellow Snow Suite“ Nanooks Rolle ein, dessen „favorite baby seal“ (Lieblings-Baby-Robbe) ein Felljäger mit einem „lead-filled snowshoe“ (bleigefüllten Schneeschuh) erschlägt – eine großartige Hommage an den Blues.