Drei Tage war der Bundespräsident zu Besuch im Ländle. Zum Ende seiner Visite verleiht er das Bundesverdienstkreuz. Und zeigt Verständnis für die Belange des ländlichen Raums.
Am letzten Tag seines Besuchs in Rottweil hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor einer zu einseitigen Ausrichtung der Politik auf die Städte und einer Vernachlässigung der ländlichen Räume gewarnt. So mancher Bürger erlebe „eine wachsende Entfremdung zwischen Stadt und Land, zwischen der Hauptstadt und der sogenannten Provinz“, sagte Steinmeier am Donnerstag in Rottweil. „Mir ist wichtig, dass die unterschiedlichen Erfahrungen und Bedürfnisse sich in unseren öffentlichen Debatten besser widerspiegeln. Dass die Menschen sich gehört fühlen. Ihnen möchte ich mein Ohr und meine Stimme geben.“
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Am Morgen hatte sich Steinmeier zunächst mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu einem vertraulichen Gespräch zu den Themen Flüchtlingspolitik und Lehren und Folgen aus der Pandemie getroffen, wie das Staatsministerium in Stuttgart mitteilte. Im Anschluss sprachen die beiden im Rathaus noch mit Kommunalpolitikern der Region.
Männer und Frauen mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Zusammen mit Kretschmann zeichnete das Staatsoberhaupt je vier ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer mit dem Bundesverdienstkreuz aus. In einer Rede bedankte sich Steinmeier für die „überwältigende Gastfreundschaft“ in Rottweil. Dort habe er erlebt und gespürt, wie lebendig die Demokratie sei, wie sehr die Stadt und die ganze Region geprägt sei von bürgerschaftlichem Engagement, das sich nicht verschließe vor den riesigen Herausforderungen der Gegenwart.
Kretschmann sagte zum Ende des Besuchs von Steinmeier, er freue sich, dass der Bundespräsident in Baden-Württemberg Halt gemacht habe. „Nach mehr als zwei Jahren Pandemie und einem Krieg vor der Haustür in Europa sind diese Begegnungen wichtiger denn je.“
Amtssitz am Dienstag für drei Tage verlegt
Der Bundespräsident hatte am Dienstag seinen Amtssitz für drei Tage nach Rottweil verlegt. Mit der sogenannten „Ortszeit Deutschland“ in der ältesten Stadt Baden-Württembergs wollte Steinmeier nach Stationen in Altenburg (Thüringen) und Quedlinburg (Sachsen-Anhalt) erneut ganz direkt mit Bürgerinnen und Bürgern des Landes ins Gespräch kommen.
An seinem ersten Tag in Rottweil hatte Steinmeier unter anderem die Synagoge und den mehr als 200 Meter hohen Aufzug-Testturm des Unternehmens TK Elevator besucht. Am Mittwoch ließ er sich in der Narrenzunft die Eigenheiten der Fasnet erklären und traf Bürgerinnen und Bürger auf einen Kaffee.