Lernen vom Weltmeister: Der Ringer Frank Stäbler kennt sich mit dem Thema Motivation sehr gut aus. Foto: Edgar Layher

Mit Rückschlägen und Hindernissen kennt sich Frank Stäbler, Weltmeister im Ringen, aus – wie er es dennoch dreimal zum Weltmeister geschafft hat und wie sich seine Einstellung auch auf Büro oder Schule übertragen lässt, hat er in Winterbach verraten.

Winterbach - Rückschläge gehören zum Leben dazu – ob im Job, im Privatleben oder im Sport. Das weiß auch Frank Stäbler. „In meinem Leben lief so vieles nicht nach Plan“, räumt er ein. Und dennoch hat er es geschafft: Erst Ende Oktober ist der Ringer zum dritten Mal Weltmeister in der Griechisch-Römisch-Kategorie bis 72 Kilogramm geworden. Und ist damit der erste Mensch weltweit, der in drei verschiedenen Gewichtsklassen den WM-Gürtel errang. Bei einem Vortrag für den Lions Club Winterbach hat er jetzt Durchhaltetipps gegeben, die sich auch im Berufsleben oder in der Schule anwenden lassen.

Ziele konkret und realistisch formulieren

Wegen des Ringerstreits beim TSV Musberg hatte der Ringer sein Training im Frühsommer in den väterlichen Kuhstall verlegt – seinem Erfolg tat das Ringen zwischen Traktoren und Heu offensichtlich keinen Abbruch. Beim Durchhalten hilft ihm der Blick aufs große Ganze: „Man muss zuerst einen Sinn im Leben erkennen – und sich dann erst Ziele setzen“, erklärt der Sportler. Er ringe nicht wegen Ruhm und Geld – „sondern, um meine Familie stolz zu machen, anderen Menschen zu helfen und eines Tages etwas zu hinterlassen.“ Seine Ziele teilt Stäbler in kurz-, mittel- und langfristige ein. Letzteres ist ein Olympiasieg – der fehlt noch auf seiner Liste.

Auch die Formulierung der Ziele ist wichtig: „So präzise wie möglich – und eine Herausforderung sollten sie sein.“ Dennoch müsse gelten: „Die Ziele müssen realistisch bleiben – Schritt für Schritt, nicht sofort von null auf hundert.“

Zwischendurch Pausen und „eine geile Party

Ganz wichtig ist laut Stäbler auch das Durchatmen: „Ist ein Ziel erreicht, dann macht eine geile Party“, rät er. Wer Großes erreichen wolle, brauche auch mal eine Auszeit. Was man aber nicht mit Faulheit angesichts einer unangenehmen Aufgabe verwechseln darf: „Ein Dauerlauf bei Regen – solche harten Trainingseinheiten bringen einem zehnmal mehr als diejenigen, vor denen man sich eh schon fit fühlt.“

Die Angst zum Freund machen

Tausende Zuschauer und ein starker Gegner am Ende eines dunklen Gangs; eine Verletzung, die ihn von seinem Traum von einer Goldmedaille abzuhalten drohte: In seiner Karriere hatte Frank Stäbler immer wieder mit Widrigkeiten zu kämpfen. „Es gibt Jammerer und es gibt Kämpfer“, meint der Weltmeister. Er habe es geschafft, sich die Anspannung und den Druck, der auf ihm lastet, zum Freund zu machen – „nach dem Motto ,Jetzt erst recht“.

Negative Emotionen ins Gegenteil umkehren

Wichtig sei es, negative Gefühle auszublenden und sie ins Gegenteil zu verkehren. Dem Ringerchampion helfen dabei Mentaltrainer. „Verwendet statt des Worts ,Scheiße’ doch das Wort ,Interessant’, rät Stäbler. Als Beispiel nennt er eine Situation bei der Ringer-WM in Paris vom vergangenen Jahr: Beim Warmmachen habe er einen des Dopings überführten Konkurrenten entdeckt – Stäbler regte sich über die Aufhebung von dessen Sperre auf. „Ich bin ins Negative abgerutscht, habe gedacht, warum ist die Welt so ungerecht? Aber dann hat mir mein Trainer gesagt: Jetzt kannst du der Welt beweisen, dass du mit Herzblut auch gegen das Doping gewinnen wirst.“ Tatsächlich war der besagte Konkurrent im Halbfinale Stäblers Gegner – der Ringer vom TSV Musberg gewann den Kampf und zog ins Finale ein.