Frank-Markus Barwasser in seiner Rolle als Erwin Pelzig Foto: promo

Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig über sein Debüt in "Neues aus der Anstalt".

Das Personalkarussell im TV-Kabarett dreht sich: Dieter Nuhr wird Nachfolger von Mathias Richling beim ARD-"Satire Gipfel", Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig löst Georg Schramm in "Neues aus der Anstalt" ab. Dienstagabend (19. Oktober) gibt er an der Seite von Urban Priol sein Debüt in der ZDF-Sendung.

Herr Barwasser, haben Sie Angst, dass "Neues aus der Anstalt", das bisher sehr erfolgreich war, durch den Wechsel an Quote verliert?

Das Risiko gibt es, aber das ist noch lange kein Grund, ihm auszuweichen. Es geht jetzt erst mal darum, dass sich Urban Priol und ich finden. Die Quote ist dabei nicht unsere größte Sorge. Ich hoffe, dass sie auf dem bestehenden Niveau bleibt, aber das liegt natürlich ganz beim Zuschauer.

Wie fanden Sie denn Ihren Vorgänger?

Sehr stark, ein kongenialer Partner für Urban Priol. Da stellte sich für mich schon die Frage, ob ich mir das mit der Nachfolge antun will. Georg Schramm hat die Sendung schließlich mitbegründet und geprägt. Wäre es nicht sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass ich das übernehme, dann hätte ich es auch nicht gemacht. Schramm und Priol haben sich auf mich geeinigt, und das gibt mir eine gewisse Sicherheit. Ich werde aber nicht versuchen, den Ersatz-Schramm zu machen, ich bringe ja auch einen sehr eigenen Stil, sogar eine eigene Figur mit.

Erwin Pelzig. Sie werden die Figur des gewitzten Hutträgers auch in "Neues aus der Anstalt" spielen?

Genau. Pelzig wird in der Anstalt zuständig sein für Öffentlichkeitsarbeit und interne Kommunikation - und sich in dieser Funktion sicherlich heftig mit dem von Urban Priol gespielten Anstaltsleiter streiten. Es wäre ja langweilig, wenn sich die beiden Gastgeber in allem einig wären. Pelzig provoziert ja sowieso ganz gern.

Wo steht Pelzig eigentlich politisch?

Das lässt sich keinesfalls parteipolitisch definieren. Ich würde eher sagen, dass Pelzig ein fröhlicher Wechselwähler ist, einer von diesen ganz Unentschlossenen, die dann in der Wahlkabine stehen und immer noch nicht wissen, was jetzt eigentlich das kleinere Übel ist. Er hat ja mal den schönen Satz geprägt, dass er es so unbefriedigend findet, immer nur das kleinere Übel zu wählen - das sei ja genau so, wie wenn man im Restaurant den Kellner fragt: Wovon wird mir hier am langsamsten schlecht?

Darf er seinen Hut behalten?

Natürlich. Die berühmte schlammgrüne Bowle, mit der er Gäste bewirtet, bleibt allerdings weg. Die ist für die Talkshow reserviert, die er im nächsten Jahr im ZDF bekommt.

Und die so ähnlich ablaufen wird wie die, die er bei der ARD hatte. Hängt Ihnen die Figur Pelzig ab und zu zum Hals raus?

Die Frage ist berechtigt. Aber ich habe das Problem gelöst, indem ich die Figur immer weiterentwickelt habe. Der Pelzig von heute hat nicht mehr viel gemein mit dem von vor 20 Jahren. Ich halte es also noch ganz gut mit ihm aus. Sagen wir mal so: Wenn ich in das Alter komme, in dem ich seine Klamotten auch privat trage, dann höre ich auf.

Werden Sie auf der Straße erkannt?

Das kommt schon vor, ich bin allerdings nicht so populär wie Urban Priol. Als wir kürzlich in einem Hotel zusammensaßen und über die Sendung gesprochen haben, kam jemand vom Nebentisch und bat mich, ein Foto von Urban und ihm zu machen. Ich habe mich darüber gefreut, weil ich es nicht brauche, immer und überall erkannt zu werden. Ich sehe privat ja ganz anders aus, was die Leute dann schon mal enttäuscht. Dann heißt es: "Ach so, Sie sind ja ganz normal."

Welche politische Figur reizt Sie als Kabarettist denn am meisten?

Das hängt immer vom Thema ab, ich schieße mich aber nicht auf bestimmte Lieblinge ein. Reizvoll finde ich Figuren wie Verteidigungsminister zu Guttenberg, die plötzlich zu Lichtgestalten werden. Noch etwas zu Außenminister Westerwelle zu sagen ist dagegen völlig uninteressant, weil das zu einfach ist. Interessanter als Personen finde ich sowieso gesellschaftliche Entwicklungen wie die Integrationsdebatte.

Wo sind für Sie die Grenzen von Kabarett und politischer Satire?

Es gibt für mich keine Tabuthemen, aber durchaus Tabus, Anspielungen auf Schäuble und seinen Rollstuhl beispielsweise kämen für mich nie infrage. Ich bin nicht auf schnelle Lacher durch billige Pointen aus.

ZDF, Dienstag, 22.15 Uhr