Frank M. Orel ist am Dienstag im Alter von 75 Jahren gestorben. Foto: Lichtgut //Achim Zweygarth

Weltweit hat er die Autofotografie geprägt für Kunden wie Porsche oder Ferrari, war radikal im Denken und in seinen Darstellungsformen: Als Urschwabe stritt Frank M. Orel stets mit Herz für seine Heimatstadt Stuttgart, in der er mit 75 Jahren gestorben ist.

Schon früh hat der am 2. September 1948 in Stuttgart geborene Frank M. Orel nachgewiesen, dass der Porsche in Wahrheit eine mutierte Brezel ist. Die Rückansichten beider Heiligtümer des Schwabenlands sind nahezu identisch, konnte er mit einer Fotoserie belegen. Wenn Orel Erkenntnisse wie diese knitz vortrug, dachte man, der Mann sei Entertainer, nicht nur Werbefotograf, der sich aus gutem Grund beruflich auf Autos spezialisiert hatte. „Autos reden nicht dazwischen“, lobte er , „wenn man seine Arbeit machen will.“

 

Seinen speziellen Humor genoss der Journalist, der ihn öfter in seinem Studio im Stuttgarter Süden besuchen durfte. Stets gab es in der ehemaligen Fabrik Butterbrezeln, die Orel bei seinem Lieblingsbäcker Bosch im Westen gekauft hatte. Mit dem Gastgeber von fröhlichen Frühstücksrunden konnte man wunderbar lästern über so manche Wichtigtuer in Stuttgart, aber stets war klar, dass Stuttgart die beste Stadt der Welt ist. Angefangen hat Frank M. Orel mit einer Lehre als Farblithograf. Danach besuchte er die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Schon früh war ihm klar, dass er freischaffender Fotograf werden wollte, auch wenn man damit kein leichtes Leben führen würde. Motiviert war er, sprudelte vor Idee und wurde obendrein belohnt vom Glück. „Die besten Dinge verdanke ich dem Zufall“, sagte er einmal.

So ergab es sich, dass Orel für Porsche Kalender konzipierte und mit dem Konzern eine jahrzehntelange Verbindung pflegte. „Tief im Tal“ befindet sich sein Studio in Heslach, das weitergeführt wird. Aus dieser Tiefe wollte er „über den Rand hinausblicken und sich Freiheit nehmen“. Auch in der Galerie Kernweine seiner Söhne lebt er weiter.

Plötzlich rief ihn der Ferrari-Chef an

Weil der Porsche von der Brezel abstammt, wie er beweisen konnte, fuhr er natürlich auch einen – nur nicht im Winter. Da blieb der 911er in der Garage, weil er keine Winterreifen leiden könne, wie Frank M. Orel gern erklärte. Irgendwann kamen als Auftraggeber zu Porsche italienische Edelmarken wie Ferrari und Maserati dazu.

In Turin hatte der Ferrari-Chef den Schwaben entdeckt. Dort stellte Orel seine ganz speziellen Stuttgart-Ansichten aus, einen witzigen Mix aus klassischer Fotografie, Grafik und Malerei. Wenig später klingelte im Heslacher Fotostudio sein Telefon. An der Leitung: Pronto, Montezemolo - der Präsident!

Für Späße war er immer empfänglich

Erst dachte Orel, „da macht sich einer nen Spaß mit mir“. Was auch nicht weiter schlimm gewesen wäre. Für Späße war der Fotograf immer empfänglich. Doch es war kein Witz. Danach war er häufig Gast in Maranello. In der Zentrale des roten Planeten wurden die Kampagnen vorbereitet, doch realisiert wurden sie in Orels Heimat. Vom Konzept bis zum Druck - alles made in Stuttgart. Bei den Italienern, sagte er, komme die schwäbische Mentalität gut an. Wer sich seines Könnens gewiss sein dürfe, müsse keinen großen Wirbel darum machen. Der Fotograf war stets froh, nicht selbst im Scheinwerferlicht zu stehen. „Unser Platz ist der Hintergrund“, erklärte er. Aus der hinteren Reihe genoss er es, die Pole Position aufzumischen.

Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis

Am Dienstag ist der Vater von einer Tochter und zwei Söhnen friedlich eingeschlafen, geschwächt von einer Operation. Die Beisetzung wird im engsten Familienkreis erfolgen. Seine Frau und seine Kinder können stolz auf das erfüllte Leben von Frank M. Orel sein, der mit seiner Fotokunst, seinen zahlreichen Büchern und Kalendern Bleibendes geschaffen und sich mit Witz und Herz verdient um Stuttgart gemacht hat.