Die Fraktionen werfen sich beim Thema Tierheim Stuttgart gegenseitig Populismus vor. Foto: Michele Danze

Das Stuttgarter Tierheim wird von 2014 an von der Stadt jährlich zunächst 454.818,21 Euro statt bisher 200.000 Euro erhalten. Die Fraktionen werfen sich gegenseitig Populismus vor.

Stuttgart - Das Stuttgarter Tierheim wird von 2014 an von der Stadt jährlich zunächst 454.818,21 Euro statt bisher 200.000 Euro erhalten. Der neue Vertrag mit dem Tierschutzverein, der das Tierheim unterhält, sieht eine an die Einwohnerzahl gebundene Kopfpauschale von 77 Cent vor. Sie soll jährlich um einen Cent steigen und an die aktuellen Einwohnerzahl angepasst werden.

Die Lösung wurde im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates von allen Fraktionen gelobt. Auf dem Weg dorthin hatte es aber einige Verirrungen gegeben. So bot Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU) dem Verein Ende August im Auftrag der Stadtverwaltung nur 238.000 Euro an. OB Fritz Kuhn sagte dann am 2. Oktober bei einem Ortstermin (samt Foto mit Hund) das Einlenken der Stadt zu.

Kuhns Vorgehen „kein seriöser Umgang mit Partnern“

Schairer sei ohne zweckdienliches Angebot „losgeschickt“ worden, damit sich Kuhn später als Retter positionieren konnte, rügte CDU-Stadtrat Jürgen Sauer den Ablauf. Bernd Klingler (FDP) sagte, Kuhns Vorgehen sei „kein seriöser Umgang mit Partnern“. Während Schairer in der Sitzung schwieg, bestritt die Grünen-Fraktion die Darstellung. Die FDP, so Stadtrat Jürgen Stopper, habe populistisch 500.000 Euro gefordert, ohne Abrechnungen abzuwarten, und die CDU habe das Tierheim für Wahlkampf-Zwecke genutzt. Die Bundestags-Abgeordnete Karin Maag zeigte sich als Kümmerin in der Hilfeeinrichtung. Schairers Zuschussangebot sei aus dessen Fachverwaltung gekommen, sagte Grünen-Chef Peter Pätzold: „Niemand schickt Herrn Schairer irgendwohin.“

Dem Verein kann der politische Streit egal sein. Er übernimmt eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Stadt, die Verwahrung und Pflege von Fundtieren. Durchschnittlich bleiben diese 53 Tage im Heim, andere Tiere sogar 122 Tage. Der Verlust des Heims wurde über Jahre mit Spenden ausgleichen. Anfang 2013 war das absehbar nicht mehr möglich.