Neisseria meningitidis – auch Meningokokken-Bakterium genannt – in 2000-facher Vergrößerung unter dem Elektronenmikroskop . Foto: Mushin Oezel/Rolf Reissbrodt/RKI

Meningokokken-Infektionen können tödlich sein. Das zeigt der aktuelle Fall eines Kita-Kindes im hessischen Lindenfels, das an einer bakteriellen Hirnhautentzündung gestorben ist. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur „Neisseria meningitidis“.

Stuttgart - Mit einer Meningokokken-Infektion ist nicht zu spaßen. Die Zahl der Ansteckungen mit dem gefährlichen Bakterium steigt in Deutschland – wenn auch auf niedrigem Niveau. Im Jahr 2016 registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) 338 Fälle von Meningokokken-Erkrankungen – fast 20 Prozent mehr als 2015. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu der bakteriellen Erkrankung, welche die lebensbedrohliche „Neisseria meningitidis“ – die durch Meningokokken ausgelöste Hirnhautentzündung – auslösen kann.

Was ist eine Meningokokken-Infektion?
Hierbei handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden und sogar tödlich enden kann. Bakterien der Gruppe „Neisseria meningitidis“, auch Meningokokken genannt, verursachen eine eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis), mitunter auch eine Blutvergiftung (Sepsis).
Wie häufig sind Meningokokken-Erkrankungen?

In Deutschland kommen Meningokokken-Erkrankungen selten vor. 2016 wurden 338 Meningokokken-Erkrankungen an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt (2015: 287 Fälle). In Baden-Württemberg gab es 2016 insgesamt 45 Erkrankungen (2015: 46).

Welche Folgen kann eine Infektion haben?

Die Folgen der Erkrankung sind erheblich: Statistisch gesehen stirbt jeder zehnte Erkrankte. Bei weiteren zehn Prozent bleiben bleibende Schäden zurück wie – Lähmungen oder Krämpfe. Manche werden taub oder erlangen einen Gehirnschaden. Von den 28 Todesfällen 2015 waren 15 Kinder im Alter von 15 Jahren oder jünger.

Wie werden Meningokokken übertragen?
Die Bakterien werden am häufigsten durch Tröpfcheninfektion übertragen. Sie gelangen beim Sprechen, Husten oder Niesen in kleinen Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum in die Luft und können aus kurzer Entfernung eingeatmet werden.
Die Erreger können auch durch Berührung des Nasensekret (etwa durch ein verschmutztes Taschentuch) übertragen werden. Außerhalb des menschlichen Körpers sterben sie schnell ab.
Wo leben Meningokokken?
Meningokokken bevölkern den Nasen-Rachen-Raum des Menschen und sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei zehn Prozent der europäischen Bevölkerung nachweisbar. Die Mehrzahl der Erkrankungen wird durch Erreger der Gruppe B (65 bis 70 Prozent) und C (20 bis 25 Prozent) verursacht.
Wer ist besonders gefährdet?
Am häufigsten sind Säuglinge im ersten Lebensjahr, Kleinkinder und Jugendliche von einer Meningokokken-Infektion betroffen. Die Ansteckungsgefahr ist bei schlechten hygienischen Bedingungen, geschwächtem Immunsystem und beengten Wohnverhältnissen größer. Auch Rauchen und Virus-Erkrankung der Atemwege können die Gefahr einer Ansteckung erhöhen.
Welche Krankheitssymptome treten auf?
Laut RKI äußert sich die bakterielle Infektion als Meningitis – Hirnhautentzündung. In einem Drittel der Fälle kommt es zu einer Sepsis – Blutvergiftung. Die Erkrankung wird begleitet von hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Schüttelfrost und Benommenheit. „Innerhalb weniger Stunden kann sich ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln.“
Rund ein Prozent der Erkrankten sterben an einer Meningokokken-Meningitis.
Wann bricht die Infektion aus?
Erste Beschwerden zeigen sich drei bis vier Tage nach der Ansteckung, in selteneren Fällen innerhalb von zwei bis zehn Tagen.
Wie werden Meningokokken behandelt?
Das Mittel der Wahl ist das Antibiotikum Penicillin sowie Breitband-Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine wie Ceftriaxon. Die Erkrankten müssen isoliert werden, um andere nicht zu infizieren und sind 24 Stunden nach Beginn einer Antibiotika-Therapie nicht mehr ansteckend.
Es kommt aber in sehr seltenen Fällen vor, dass der Patient trotz Antibiotika stirbt.
Was muss man bei einer Meningokokken-Infektion tun?
Eine Meningokokken-Infektion kann unbehandelt tödlich sein. Deshalb muss man bei Krankheitssymptomen (plötzlich auftretendes Fieber, Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen) umgehend ins Krankenhaus gehen.
Bei Meningokokken-Infektionen gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Kinder und Erwachsene dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen, sobald der Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung besteht. Das gilt auch für Kontaktpersonen der Erkrankten (Eltern, Geschwister).
Nach der Genesung können Betroffene die Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht nötig.
Gibt es Impfungen gegen Meningokokken?
Ja – und sie werden von Medizinern dringend empfohlen. Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen. In Deutschland sind die sogenannten Serogruppen B und C am häufigsten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfehlen eine Impfung für alle Kinder im Alter von zwölf bis 23 Monaten gegen die Serogruppe C. Eine fehlende Impfung sollte bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
„Die Meningokokken-C-Impfung wurde in Deutschland von der Ständigen Impfkommission seit Juli 2006 für alle Kinder ab dem Beginn des 2. Lebensjahres empfohlen. Zum Erreichen eines individuellen Schutzes wird von der Stiko das Nachholen nicht erfolgter Impfungen jenseits des 2. Lebensjahres empfohlen“, erklärt das Robert-Koch-Institut.
Warum wird nur gegen den Meningokokken-Typ C und nicht Typ B geimpft?
Bisher wird nur gegen Meningokokken C gratis geimpft. Dabei gab beim Typ C gemessen an 2014 bis 2016 weitaus weniger Fallzahlen als beim Typ B.
Man habe entschieden, erst dann eine Routineimpfung bei Säuglingen, Kleinkindern oder anderen Altersgruppen zu empfehlen, wenn es Daten gibt, die die klinische Effektivität der Meningokokken-B-Impfung eindeutig belegen, heißt es seitens der Stiko.
In ihrer aktualisierten Stellungnahme vom 18. Januar 2018 betont die Stiko: „Da die Krankheitslast hierzulande weiterhin sehr niedrig ist, wird die Impfung gegen Meningokokken B derzeit nicht standardmäßig empfohlen.“
Wer sollte noch geimpft werden?
In Deutschland empfiehlt die Stiko außerdem eine Impfung für „Personen mit erhöhtem Risiko für Meningokokken-Erkrankungen“, etwa Menschen mit angeborener Immunschwäche, mit engem Kontakt zu Meningitis-Patienten und Menschen, die dem Erreger im Labor ausgesetzt sein könnten.
Sind auch Urlauber gefährdet?
„Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten“, erklärt Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Das Institut rät Urlaubern dazu, sich gegen alle Untergruppen der Meningokokken impfen zu lassen: Typ A, B, C, W135, Y.
Dieser umfassende Impfschutz sei wichtig bei Reisen in Länder des tropischen Afrikas, des Nahen Ostens, der Arabischen Halbinsel sowie Teile Asiens und Südamerikas in denen Meningokokken-Infektionen epidemisch auftreten.
Ist eine Prophylaxe sinnvoll?
Mediziner empfehlen nach dem Kontakt mit einem Meningokokken-Infizierten zur Vorsorge so schnell wie möglich eine Antibiotika-Gabe. Nur so könne der Ausbruch der Erkrankung verhindert und die Übertragungsgefahr für andere vermindert werden.
Wo kann man sich über Therapien und Schutzmaßnahmen informieren?
Meningokokken-Infektionen sind meldepflichtig. Jedes Gesundheitsamt bietet Beratung und Information an. Ausführliche Informationen findet man auf den Seiten des Robert Koch-Institutes, Stichwort: Meningokokken sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).