Die Preise für Gas sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Foto: IMAGO/Laci Perenyi/IMAGO/Laci Perenyi

Die Europäische Union hat sich auf einen Gaspreis-Deckel geeinigt. Wie funktioniert der Mechanismus? Fragen und Antworten.

In der Europäischen Union wird ein Preisdeckel für Gas eingeführt. Darauf haben sich die Energieminister aller 27 Mitgliedstaaten verständigt. Der Mechanismus ist ein massiver Eingriff in den Markt und niemand weiß, ob er funktioniert. Kritiker sehen nur ein Bürokratiemonster.

Wieso ein Gaspreisdeckel?

Im vergangenen Sommer sind nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine die Gaspreise in schwindelnde Höhen geschossen. Hauptgrund war der Lieferstopp durch die Pipelines in Richtung Westen. Der Markt hat sich inzwischen wieder beruhigt, befürchtet werden allerdings weitere Ausschläge nach oben. Alles hängt vom Verlauf des Krieges in der Ukraine ab. Mit dem Gaspreisdeckel wird nun ein Marktkorrekturmechanismus eingeführt, der innerhalb der EU in Zukunft übermäßig hohe Gaspreissteigerungen verhindern soll. Auf diese Weise sollen Bürger und Unternehmen vor Preisschocks geschützt werden.

Wann greift der Deckel?

Im Gegensatz zur Gaspreisbremse, die in Deutschland eingeführt wurde und die Verbraucher entlasten soll, betrifft dieser Deckel nicht direkt die Endkunden. Wichtig ist er nur für Großkunden, die Gas am Großhandelsplatz TTF in den Niederlanden einkaufen. Verbraucherpreise werden allerdings indirekt durch die Preise im Großhandel beeinflusst. Wenn dort der Preis drei Tage in Folge 180 Euro pro Megawattstunde überschreitet und gleichzeitig 35 Euro höher ist als der internationale LNG-Preis, greift der neue Mechanismus. Der regulierte Preis soll dann nicht bei 180 Euro festgelegt werden, sondern jederzeit 35 Euro über dem internationalen LNG-Preis liegen. Somit kann der Preis, wenn der Mechanismus ausgelöst wurde, auch über 180 Euro pro Megawattstunde liegen. Wird der Mechanismus ausgelöst, soll er für 20 Tage gelten.

Welche Gefahren birgt der Deckel?

Deutschland hat sich gegen den Mechanismus gestemmt. Zentrales Argument ist, dass dadurch die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet sei, da die mit Flüssiggas beladenen Schiffe in Zukunft einfach nicht mehr europäische Häfen anlaufen würden. Tatsächlich besteht die Möglichkeit, dass die Lieferanten ihr Gas an den asiatischen Märkten verkaufen könnten, wo sie höhere Preise erzielen.

Und wenn der Deckel versagt?

Vor allem wegen des Drucks aus Deutschland wurden verschiedene Sicherheitsmaßnahmen durchsetzen, um Versorgungsengpässen vorzubeugen. So soll der Mechanismus außer Kraft gesetzt werden, wenn der Gasverbrauch steigt, wenn der Handel mit Gas zwischen den Mitgliedstaaten abnimmt, wenn es Probleme bei der Versorgung gibt oder Risiken an den Finanzmärkten auftreten. Zudem soll der Mechanismus erst ab dem 15. Februar in Kraft treten und für ein Jahr gelten. In der Zeit sollen weitere Prüfungen vorgenommen werden.

Droht schon in diesem Winter eine Gasknappheit?

Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass es wegen der aktuell gut gefüllten Speicher in diesem Winter zu keinem Versorgungsengpass mit Gas kommt – wenn weiter kräftig gespart wird. Zum Problem könnte allerdings der Winter 23/24 werden. Im Sommer müssen die leeren Speicher schnell aufgefüllt werden, was ohne das Gas aus Russland schwierig wird. Dann droht wieder ein steiler Anstieg der Energiepreise, ähnlich wie im vergangenen Sommer. Um genau dies zu verhindern, wurde die Gaspreisbremse eingeführt. Zuletzt lag der Gaspreis am Großhandelsplatz TTF um die 110 Euro pro Megawattstunde. Im August erreichte der Preis einen Höchststand von über 340 Euro pro Megawattstunde.