Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen Foto: Peter-Andreas Hassiepen

Wie erleben die Menschen den Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden. Heute: der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Er begrüßt seine Erstsemester aus dem Studio und hofft auf Los Angeles.

Stuttgart - Wie erleben die Menschen den neuen Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden und erscheint in lockerer Folge – bis auf Weiteres . . .

Wie geht’s, Herr Pörksen?

Ganz gut, auch wenn mich die Existenzsorgen bedrücken, die viele Menschen jetzt peinigen. Aber wir Universitätsbewohner brauchen ja eigentlich nur Bücher und Bibliotheken, eine funktionierende Netzverbindung, einen geheizten Raum.

Und wie steht’s im Beruf?

Gerade hat das Semester begonnen. Die Vorlesungen habe ich alle in unserem Medienstudio aufgezeichnet und dabei noch einmal gemerkt, wie sehr mir das Arenagefühl der direkten Debatte fehlt. Menschen sind, so wurde mir deutlich, Nähewesen, Dialogtiere. Hoffentlich können wir zumindest die Erstsemester irgendwann noch persönlich begrüßen.

Gibt es etwas, was Ihnen im Alltag gerade besonders hilft?

Ja, ich habe angefangen, wieder ein Buch zu schreiben – garantiert coronafrei. Es handelt vom Zuhören als einer dramatisch unterschätzten Kompetenz. Und das hilft mir, weil mir das ganz andere Thema einen inneren Kompass liefert und Distanz zur Echtzeit-Hektik der Liveticker ermöglicht.

Was wünschen Sie sich heute am meisten von Ihren Mitmenschen?

Nichts Besonderes. Aber ich denke: Toleranz wird in diesen angespannten Tagen zur Kerntugend.

Irgendwann haben wir das Virus besiegt! Worauf freuen Sie sich für die Zeit danach jetzt schon?

Auf ein Fellowship im Thomas Mann House in Los Angeles. Hoffentlich ohne einen Präsidenten Donald Trump und hoffentlich ohne das Virus – das wäre herrlich.

Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen.