Blick von Friedrichshafen auf den Bodensee, auf dem viele Wassersportler unterwegs sind. Die Erdgasgewinnung durch Fracking birgt nach Ansicht des Baden-Württembergischen Umweltministers ein zu hohes Risiko für Umwelt und Gewässer. Foto: dpa

Die umstrittene Förder-Methode „Fracking“ birgt hohe Risiken für Umwelt und Trinkwasser.

Friedrichshafen - Hohes Risiko, und das für wenig Ertrag? Diese Rechnung soll, wenn es nach dem Willen der Landesregierung geht, nicht aufgehen. Nach Ansicht des Umweltministers Franz Untersteller (Grüne) birgt die Erdgasgewinnung durch das sogenannte Fracking ein zu hohes Risiko für Umwelt und Gewässer. Außerdem müsse man bedenken, dass durch Fracking vermutlich nur eine geringe Erdgasmenge gefördert werden könne, sagte Untersteller während eines Besuchs am Bodensee.

Dort lagert das Erdgas nicht in unterirdischen Blasen, die mit Bohrungen angezapft werden könnten, es ist in tiefen Gesteinsschichten gebunden. Um an diese Vorkommen zu gelangen, wird beim Fracking ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in das Gestein gepresst, um es aufzubrechen und so das Gas freizusetzen. Risiken für das Grundwasser oder die Trinkwasserversorgung könnten bei dieser Methode, beispielsweise durch ungewollte Risse, nicht ausgeschlossen werden. Das Bundesumweltministerium hat daher eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Auswirkungen des Fracking auf Mensch, Umwelt und Natur untersucht werden. Die Ergebnisse der Studie werden im Oktober erwartet.

Genau auf solche unkonventionellen Gasvorkommen hofft das britische Unternehmen Parkyn Energy Germany zu stoßen. Seit 2009 hat es die Erlaubnis, solche Vorkommen in den Regionen Konstanz und Biberach zu erforschen. Seit das im vergangenen Jahr öffentlich wurde, ist die Aufregung unter Politikern und in der Bevölkerung groß. Auswirkungen auf die Umwelt, vor allem auf das Trinkwasser werden befürchtet. Die beiden auf drei Jahre erteilten Erlaubnisse sind am 30. April beziehungsweise am 30. Mai abgelaufen. Parkyn Energy hat aber bei der zuständigen Bergbehörde in Freiburg bereits Anträge auf Verlängerung um jeweils zwei Jahre gestellt.

Andere Staaten haben das Fracking bereits verboten

In Deutschland muss für das Aufsuchen von Bodenschätzen die Umweltverträglichkeit des Verfahrens nicht grundsätzlich im Vorfeld geprüft werden. Eine solche Prüfung ist bei der Förderung von Erdgas erst ab einer Menge von 500.000 Kubikmetern pro Tag erforderlich. Beim Fracking wird in der Regel weniger Gas gewonnen. Baden-Württemberg will diese Lücke in der Bundesgesetzgebung schließen. Ende Juni forderte der Landtag daher einstimmig ein bundesweites Verbot der umstrittenen Methode. „Der Bund soll es anderen europäischen Staaten wie Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Bulgarien oder Teilen der Schweiz gleichtun und das Fracking verbieten“, so Alexander Schoch, Landtagsabgeordneter der Grünen.

Bereits im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen, wo rund ein Dutzend Konzerne nach bislang unerschlossenen Gasvorkommen sucht, im Bundesrat eine Initiative zur Änderung des Bergrechts gestartet. Es fordert darin, dass Aufsuchungsbohrungen allgemein im Vorfeld auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden sollen. Die grün-rote Landesregierung unterstützt die Initiative, allerdings ruht diese zurzeit und wartet auf Wiederaufruf.

Würden die nun abgelaufenen Aufsuchungserlaubnisse von der zuständigen Bergbehörde in Freiburg verlängert, dürfte Parkyn Energy weiterhin bereits erhobene Daten aus den Gebieten Konstanz und Biberach recherchieren und kaufen. Mehr allerdings vorerst nicht. „Eine Untersuchung im Feld wäre damit nicht zugelassen, die müsste extra beantragt werden“, erklärt Axel Brasse, Leiter der Behörde. „Das Dokument heißt zwar Aufsuchungserlaubnis, erlaubt ist damit aber eigentlich noch nichts.“

Derzeit werden in Deutschland rund zwölf Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert, das entspricht etwa 14 Prozent des hiesigen Verbrauchs. Davon wird der Großteil, rund 95 Prozent, in Niedersachsen gewonnen. In Baden-Württemberg wird momentan kein Erdgas gefördert.