iPhones gehören zu den bekanntesten Produkten, die Foxconn produziert – in diesem Fall für Apple. Der weltweit größte Auftragsfertiger will künftig wohl auch bei der Verwertung der produzierten Produkte eine größere Rolle spielen. Foto: dpa

Rund eine Million Mitarbeiter beschäftigt Foxconn, dessen Produkte auch die meisten deutschen Verbraucher nutzen. Um die Wiederverwendung und das Recycling alter Geräte soll sich ein 100-Mann-Unternehmen aus der Region kümmern. Warum der Riese sich Unterstützung bei einem Zwerg sucht.

Holzgerlingen/Taipeh - Holzgerlingen ist eine beschauliche Kleinstadt im Kreis Böblingen. Doch am Stadtrand zieht in die kleine Firma 4Square Return GmbH ein Teil des taiwanesischen High-Tech-Giganten Foxconn ein. Die meisten deutschen Verbraucher besitzen Produkte von Foxconn, wenn sie iPhones von Apple, Tablets von Amazon, Spielekonsolen von Sony oder überhaupt Computer kaufen. Denn diese stellt Foxconn für die Firmen her. In fast jeder großen US-Marke steckt ein Stück Foxconn, sei es Hewlett-Packard, Dell, Microsoft oder Intel. Mehr als eine Million Mitarbeiter zählt der Riese aus Fernost. Der schwäbische Mittelständler, der ihm ein neues Geschäftsmodell eröffnen soll, hat gerade einmal einhundert Beschäftigte.

Armin Kienle und seine Mitarbeiter sollen Foxconn helfen, die alten Geräte wiederzuverkaufen oder zumindest ihre Rohstoffe zu nutzen. Foxconn steigt also in das vielversprechende Geschäft mit der Kreislaufwirtschaft ein und hat deshalb über sein Unternehmen Circu-Tech 21 Prozent an der Herrenberger Holding erworben. Ziel ist es wohl, sie ganz zu übernehmen. Foxconn selbst wollte das allerdings nicht kommentieren.

Die Holzgerlinger Holding will zusammen mit Foxconn wachsen

„Für uns ist das ein guter Schritt, für Foxconn aber auch“, sagt Kienle. „Wenn wir zu einem wertvollen Bestandteil von Foxconn werden, dann haben meine Azubis die Chance, ihr ganzes Arbeitsleben bei dem Unternehmen zu verbringen.“ 15 Jahre Erfahrung hat Kienle mit seinem langjährigen Geschäftspartner Michael Krug in der Kreislaufwirtschaft gesammelt und war damit vorne dabei. Doch inzwischen gebe es zu viele Nachahmer, betont Kienle. „Wir müssen wachsen. Mit Foxconn können wir uns in mehr Ländern etablieren.“ Auch die Beraterfirma 1CC zählt zu 4Square Return. Hier hat man die Regeln aus 70 Staaten parat, die für die verschiedensten Produkte von Elektronikherstellern gelten: Es geht um die Abfallgesetzgebung für Elektronik-Altgeräte, Batterien, Akkus und Verpackungen; um Stoffverbote, die Chemikalienverordnung der EU oder den grenzüberschreitenden Transport von Altgeräten. Alles Bereiche, in denen auch ein Konzern kaum den Überblick behält – auch wenn sie sinnvoll sind und die Verbraucher schützen. Deshalb beobachtet 1CC schon jetzt für Apple, Microsoft und Lenovo, wie sich Regelungen ändern; gibt Handlungsanweisungen, was am dringendsten zu tun ist.

Für Foxconn hat 1CC schon die Smartphone-Sparte beraten, die Verbraucher unter dem Markennamen Nokia kennen. „Das war eine geile Sache“, kommentiert 1CC-Geschäftsführer Krug – „eigentlich irreal“. Auch die bisherigen Erfahrungen machen Mut, weiter zu wachsen. „Wir wollen Unternehmen wie Foxconn weltweit aus einer Hand Lösungen bieten“, sagt Krug. „Auch wie sie wertvolle Rohstoffe wiedergewinnen oder Geräte in den Wiederverkauf bringen können.“

Das Interesse, iPhones & Co wiederzuverwerten, steigt

Genau das muss wohl auch Foxconn künftig verstärkt leisten, vermutet Kompagnon Kienle. Bisher fertigt Foxconn für die IT-Giganten Produkte – und entwickelt diese teils auch. Doch bei Foxconns Auftraggebern steige das Interesse, ihre Geräte zurückzuerhalten und wiederzuverwerten. So schaffe Circu-Tech im Auftrag von Foxconn hierfür derzeit die notwendige Logistik für die Geräterücknahme, das Recycling, den Gebrauchtwarenmarkt und die Wiedergewinnung von Materialien. „Die Hersteller haben nicht mehr selbst die Kapazität, Handys zu fertigen oder wieder auseinanderzunehmen.“

Am effektivsten für die Hersteller wäre, wenn die Kunden ihnen ihr altes Handy zurückschickten und im Gegenzug einen Rabatt erhielten, sagt Kienle. Oder anderswo für sie abgeben, zum Beispiel bei einem Reparaturservice. Dann könnte zum Beispiel Apple das wiederverwertete iPhone in Märkten anbieten, in den sich die Verbraucher kein neues Gerät leisten könnten. Doch Systeme wie diese gibt es nicht. Die 4Square Return GmbH könnte dabei helfen, diese für Foxconn und damit auch für Unternehmen wie Apple zu etablieren. „Wenn Apple damit anfängt, dann laufen die anderen Hersteller hinterher.“

Das Unternehmen soll in China Rückhahmesysteme für Hersteller entwickeln

Auch Kreislaufwirtschaft-Experten würde es begrüßen, wenn die Unternehmen mehr Geräte zurücknehmen und reparieren oder anderweitig verwenden würden. „Das ginge über das heutige Recycling hinaus“, sagt Philipp Sommer, stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. „Das wäre top, denn aktuell wird der größte Teil des Elektroschrotts illegal entsorgt. Selbst bei ordnungsgemäßer Rücknahme wandern funktionstüchtige Elektrogeräte viel zu oft in den Schredder, statt für eine weitere Nutzung aufbereitet zu werden.“

Foxconn bereitet ebendiese Schritte vor. Doch auf die Frage nach dem Ausmaß seiner Ambitionen im Kreislaufgeschäft gibt der taiwanesische Gigant keine Antwort. Fest steht, dass 4Square Return und das Foxconn-Unternehmen Circu-Tech in China Rücknahmesysteme für Hersteller entwickeln wollen, wie Circu-Tech mitteilt. Außerdem sollen Teile von 4Square zu einem umfassenden Dienstleister für die Rückgabe von Altgeräten ausgebaut werden, heißt es. Doch fürchten sich Kienle und Krug nicht vor Foxconns Firmenkultur? Schließlich arbeiten in den chinesischen Werken Hunderttausende Wanderarbeiter auf kasernenartigen Geländen, unter Arbeitsbedingungen, die noch immer in der Kritik stehen.

„Wir stehen dem kritisch gegenüber, denn unsere Firmenkultur ist offen“, betont Kienle. Natürlich erkundigten sich seine Mitarbeiter, was sich künftig ändern könnte. „Ich will aber erst einmal die Foxconn-Kultur kennenlernen. Was in China geschieht, darauf habe ich keinen Einfluss“, sagt er. „Mein Einfluss ist zu sagen, dass ich keine weiteren Anteile verkaufe.“