Museumsdirektor Torben Giese zwischen den Fotografien, die Leserinnen der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten eingereicht haben. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bei der digitalen Eröffnung der Ausstellung „Stuttgart trotz(t) Corona“ im Stadtpalais gibt es erste Einblicke, wie die Corona-Fotografien im Garten des Museums gezeigt werden.

Stuttgart - Ein Nachbarschaftsfest im Fenster, eine Kreidetafel mit den Worten „Ich hasse Homeschooling“ und leere Klopapierregale. All das sind Motive, die in der Ausstellung „Stuttgart trotz(t) Corona“ im Museumsgarten des Stadtpalais gezeigt werden. „Die Ausstellung ist eine fotografische Dokumentation, die uns an die großen Einschnitte der Pandemie erinnert,“ sagt Torben Giese, Museumsleiter des Stadtpalais, bei der digitalen Eröffnung am Mittwochabend.

 

„Nach mittlerweile einem Jahr Ausnahmezustand scheint es mir nun genau der richtige Moment zu sein, um auf diese Veränderungen während der Corona-Pandemie zurückzuschauen. Dieser Blick lohnt sich. Er ist nicht ganz so frustrierend und ernüchternd, wie es vielleicht beim ersten Betrachten erscheinen mag. Denn hinter den leeren Straßen und den verwaisten Geschäften stecken auch jede Menge Geschichten von Kreativität, Erfindergeist und Lebenslust,“ fasst der Erste Bürgermeister der Stadt Stuttgart, Fabian Mayer (CDU), den Kern der Ausstellung am Mittwochabend zusammen.

Die Werke der Bürgerinnen und Bürger

Und weil es eben um Geschichten gehe, zeigt die Ausstellung die Werke von Bürgern, die ihre Bilder nach einem Aufruf in Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten einreichen konnten. Einer der diesem Aufruf folgte, ist Matthias Wallot. Sein Bild zeigt eine Gruppe von Menschen, die sich fröhlich aus ihren Fenstern heraus neigt und Seifenblasen macht. „Das war ein Straßenfest in der Elisabethenstraße, das von einer WG organisiert wurde. Sie haben Flyer mit Uhrzeit, Tag und einem Rezept für Seifenblasen in die Briefkästen geworfen und dann da gefeiert“, sagt Leonie Rothacker von der Stuttgarter Zeitung, die die Geschichten hinter den Bildern kennt. Und ihr Kollege Ingmar Volkmann ergänzt: „Das ist ein Paradebeispiel, wie die Pandemie die Kommunikation verändert hat: nicht nur digital, sondern von Fenster zu Fenster, unter Nachbarn.“

Mit gleich drei Bildern in der Ausstellung vertreten ist Fotografin Laura Hornberger, mit der Torben Giese am Abend über ihre Werke spricht. Dass drei Bilder von Hornberger ausgewählt wurden ist übrigens Zufall. Denn: „In unserer Jury-Sitzung haben die Namen der Fotografen überhaupt keine Rolle gespielt. Wir haben erst beim Anordnen gemerkt, wenn von einem Fotografen mehrere Motive dabei waren“, so Museumsdirektor Giese.

Ironische, humorvolle, traurige Einblicke

Die drei Bilder von Hornberger zeigen nicht nur eine Phase der Pandemie in Form eines leeren Klopapierregals, sondern auch ernsthaftere Seiten des Corona-Zeitalters. So wurde eines ihrer Bilder auf einer Querdenker-Demo aufgenommen. „Das Bild zeigt den Protest, der alle Corona-Regeln ablehnt,“ sagt der Initiator der Ausstellung, Fotograf Christian Blanck. In der Ausstellung hängt das Foto gegenüber von einem Porträt einer Dame mit Maske und Sieb auf dem Kopf. Diese Aufnahme verweise ironisch darauf, dass es gar nicht so einfach sei, sich in der Pandemie richtig zu verhalten. Das Bilderpaar, so Blanck weiter, bilde den Konflikt ab, „der durchs ganze Land geht“. Das dritte Bild von Hornberger zeigt die Warteschlange vor einem hochpreisigen Bekleidungsgeschäft: „Es ist ein Symbolbild, dass während der Krise die Schere zwischen Arm und Reich auseinander geht“, so Fotografin Laura Hornberger.

Am Ende des Abends gibt es schließlich noch eine Überraschung für alle, die ein Bild eingereicht haben: Die Macher verkünden, dass alle der eingesandten Bilder auf einer großen Wand kleinformatig im Überblick zu sehen sind.