Kai Loges und Andreas Langen haben das Umfeld des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz fotografiert. Foto: die arge lola

Die Fotografen Kai Loges und Andreas Langen zeigen in einer Ausstellung in der Stuttgarter Galerie Bildkultur aktuelle Fotos der Umgebung von Auschwitz. Alle Arbeiten der unterm Namen „die arge lola“ Auftretenden haben einen streng dokumentarischen Ansatz. Das Credo des Duos: „Bloß nichts verfälschen!“

Stuttgart - „Ach, das machen Sie auch?!“ Solches Erstaunen hört Kai Loges immer mal wieder. Schließlich sind er und Andreas Langen, die als Arbeitsgemeinschaft unter „die arge lola“ firmieren, auf vielen und unterschiedlichen Gebieten tätig. Dem einprägsamen Bildnachweis begegnet man in der Architekturfotografie und in Broschüren von Kliniken. Man liest ihn unter Künstlerporträts des Stuttgarter Balletts, auf Wandkalendern, im Deutschen Pavillon der nun beendeten Architekturbiennale Venedig, in Museen oder Fotogalerien – aktuell in der Galerie Bildkultur am Vogelsang im Stuttgarter Westen.

Dort ist „die arge lola“ mit einem ihrer freien Projekte vertreten. „Nebenan“ ist die Bildserie harmlos überschrieben – und zeigt doch schwer verdauliche Ansichten von der unmittelbaren Umgebung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Auf vielen der meist menschenlosen Farbaufnahmen geht der Blick aus ärmlichen Wohnzimmern und kargen Vorgärten hinüber zur grauenvollen Hinterlassenschaft, die mittlerweile Staatliches Museum Auschwitz und Unesco-Weltkulturerbe ist. Hinter Spitzengardine und Zimmerpalme der Wachturm, jenseits des gepflügten Ackers das Eingangstor des Vernichtungslagers, vorne ein Sandkasten mit buntem Plastikspielzeug, hinten die markierte Grenze in eine Vergangenheit, die für die Anrainer alltägliche Gegenwart ist.

Trauer und Lebensfreude

„Nebenan“ taugt als Beispiel dafür, wie Andreas Langen und Kai Loges zusammenarbeiten. Denn das Projekt hat eine Vorgeschichte. 2003 begleitete Kai Loges im Rahmen seines Ehrenamtes für die Stiftung Geißstraße 7 zwei Holocaust-Überlebende mit dem Zug nach Theresienstadt. „Trauer und Lebensfreude lagen bei diesem Projekt nah beieinander, da die Musiker auf dem Weg in das ehemalige Lager viel musizierten“, erzählt er.

Diese Geschichte wiederum hatte Andreas Langen im Kopf, als er vor vier Jahren das erste Mal in Auschwitz war und merkte, dass ihn das bisher unbeachtete Umland innerlich mehr beschäftigte als die viel publizierten Wahrzeichen des Lagergeländes So mündeten die individuellen Erfahrungen in eine gemeinsame Recherche, die noch nicht beendet ist. Sie erfolgt nicht nur mit der Kamera, sondern umfasst auch Interviews und wird durch Texte begleitet, die Langen in nüchternem Ton verfasst.