Ralf Jaekel gehört zu denen, die das Quartier ausmachen Foto: Ilona Scheffbuch

Die Fotografin Ilona Scheffbuch war auf der Suche nach den Gesichtern des Stöckach – und fand sie in seinen Läden. Ihre Bilder sind in einer Ausstellung zu sehen.

S-Ost - Was macht den Stadtteil Stöckach aus? Die Stadtbahnhaltestelle, die Zehntausende jeden Tag passieren? Der etwas unwirtliche Stöckachplatz? Die so unterschiedliche Bebauung des Quartiers? Das alles ist ein Stück Stöckach, im Mittelpunkt stehen aber die Menschen, die dort leben und vor allem auch jeden Tag arbeiten. Im Stadtteil- und Familienzentrum Stuttgart finden sich derzeit zahlreiche Stöckacher Geschäftsinhaber und Angestellte sozusagen bei der Arbeit wieder: der Schuhmacher Ralf Jaekel, der Schneider Kazim Razzak, der Florist Heinz Rossgoderer und der Friseur Heinz Härle, um nur einige zu nennen. Bis 28. Juni sind sie in der Metzstraße 26 anzutreffen, natürlich nicht persönlich, schließlich haben sie alle ein Geschäft am Stöckach zu führen, sondern auf Fotos.

Der Bezirksbeirat fördert Scheffbuchs Arbeit

Die Stuttgarter Fotografin Ilona Scheffbuch zeigt in ihrer vom Bezirksbeirat Ost geförderten Fotoausstellung „Arbeitsraum Stöckach“, was den Stadtteil tatsächlich ausmacht. „Es geht nicht um die Häuser, sondern um die Gesichter“, sagt die 40-Jährige. Ihre Aufnahmen stellen Menschen dar, die rund um den Stöckachplatz präsent sind. Durch die Abgebildeten lebt das Quartier. Gesichter sind es, die selbst mitten in einer Großstadt Vertrautheit und Heimatgefühl auslösen.

Anfang Februar hat das Stadtteil- und Familienzentrum Stöckach in den Räumen der ehemaligen Polizeiwache in der Metzstraße 26 eröffnet. „Der Raum passt wunderbar für die Ausstellung. Er ist schließlich für die Menschen hier vor Ort gedacht“, sagt die Fotografin erfreut.

Die Bilder erzählen von Vertrauen und Gemütlichkeit

Ilona Scheffbuch zeigt Menschen in eindringlicher Weise. Die Momentaufnahme der Lotto- und Toto-Verkäuferin Ursula Seichter lässt keinen Zweifel daran, dass sie die Fotografin kennt und ihr vertraut. Eine Frau mittleren Alters mit roten Lippen und einer Sturmfrisur schaut freundlich lächelnd in die Kamera. Sie befindet sich im Hinterzimmer ihres Ladens, der einem Wohnzimmer ähnelt. Platzdeckchen, Porzellankannen und ein altes Radio versprechen Gemütlichkeit. Scheffbuch erzählt, dass sie selbst schon mit ihren Kindern auf einen Kakao dort verweilt habe. Die Mutter zweier Töchter, die seit sieben Jahren mit ihrem Mann in der Werastraße wohnt, kauft bei diesen Menschen um die Ecke am Stöckach ein.

„Wenn man in das Viertel zieht, kann man sich wohl und zu Hause fühlen“, erzählt die gebürtige Niederbayerin. Die Idee, Menschen in ihrer vertrauten Umgebung darzustellen, kam ihr durch das ältere Vermieterehepaar in ihrem Haus. „Sie hatten so eine Herzlichkeit und waren so offen.“ Für die ausgebildete Fotodesignerin war klar, dass sie die beiden ablichten wollte. Aus dieser Idee heraus sind innerhalb der vergangenen zwei Jahre zahlreiche Fotografien entstanden.

Ilona Scheffbuch strebt dokumentarische und von allen Effekten befreite Fotografie an und bedient sich der Stilmittel der frontal ungekünstelten Kompositionen, um so der Realität näher zu kommen. Für die Fotoserie braucht sie nicht nur Fachwissen und Erfahrung, sondern sie muss den Menschen auch mit Offenheit begegnen. „Es sind eben die Gesichter, die das Leben in Stöckach ausmachen – für uns“, meint Ilona Scheffbuch.

Ausstellung: Die Fotoschau „Arbeitsraum Stöckach – ein lebendiges Stadtviertel“ von Ilona Scheffbuch kann bis am Donnerstag, 28. Juni, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr besucht werden. Das Stadtteil- und Familienzentrum ist in der Metzstraße 26 in Stuttgart-Ost/Stöckach.