Die Fotografien von Lia Darjes sind in dem Stuttgarter Verlag Hartmann Books erschienen. Foto: Lia Darjes/Verlag

Lia Darjes hat Bäuerinnen fotografiert und ihre Blumen, Pilze, Schinken und Drosselbeeren, die sie auf dem Markt anbieten. Die Stillleben sind von eigentümlicher Schönheit.

Stuttgart - Auch wenn das Leben im Großen und Ganzen zuweilen keinen erkennbaren Sinn zu ergeben scheint, findet der melancholische Held Isaac in Woody Allens Filmklassiker „Manhattan“ aus dem Jahr 1979 ein paar Gründe, das Dasein trotz allem zu feiern. Darunter: die Äpfel und Birnen von Cézanne.

Die im 19. Jahrhundert entstandenen Stillleben des französischen Malers sind tatsächlich von ergreifender schlichter Schönheit. Ebenfalls schlicht und ohne Dekor, aber mit gehöriger dramatischer Lust und Sinn für Ironie inszeniert sind die Stillleben von Lia Darjes.

Die 1984 in Berlin geborene Fotografin war auf Einladung in Kaliningrad, Russland, und entdeckte dort die improvisierten Marktstände an den Straßenrändern, die sie zur Serie „Tempora Morte“ inspirierten. Keine Äpfel und Birnen, dafür Hortensien und Gurken.

Sie sind nicht nach EU-Verordnung gerade gewachsen, sondern klein und mit warzenartigen Knubbeln; wer je solche Exemplare im heimischen Garten geerntet hat, weiß, wie intensiv eine Gurke schmecken kann.

Porträts von Marktverkäufern

Wie eine Skulptur steht ein Kartoffelsack auf einem zierlich gedrechselten Holztisch. Und manche Kombination mutet surreal an, wenn Ikonen neben Pilzen und Knoblauch auf einem weiß schimmernden Tuch ausgebreitet daliegen. Drosselbeeren, Frühlingszwiebeln, Tulpen, die ins kalte Licht gerückt werden, wirken auf einmal glanzvoll, schön künstlich.

Die Stillleben werden ergänzt durch Porträts von den Marktverkäufern: Stolz, misstrauisch, müde sehen sie aus. Ihre Gesichter und Hände erzählen davon, wie unglamourös und hart die Arbeit auf dem Land ist.

Info

Lia Darjes: Tempora Morte. Mit einem Vorwort von Andrei Zavadski. Verlag Hartmann Books, Stuttgart. 69 Seiten, 30 Abb., 28 Euro.