Tausende Fotos entstehen heutzutage bei einer Hochzeit. Ganz anders als früher. Foto: AP

Es dürfte so gut wie kein Hochzeitspaar geben, das von seiner Vermählung keine Fotos besitzt. Bei Hochzeitsbildern hat sich mit der Zeit vieles geändert. Doch eine Sache ist heute noch genauso wie vor 160 Jahren.

Frau Fischer, sind Sie verheiratet?

Ja, seit zwei Monaten.

Und worauf kam es Ihnen bei Ihren Hochzeitbildern an?

Die Auswahl des Fotografen war auf jeden Fall ein großer Punkt bei der Hochzeitsplanung, und es war gar nicht so einfach. Weil es so viel gibt, wird man manchmal ein bisschen davon erschlagen. Wir haben eine ganz liebe Fotografin bei uns aus dem Dorf gefunden, die dann auch den Stil hatte, der uns gefällt, das Natürliche. Und es hat auch persönlich ganz gut gepasst.

Was ist denn heute anders im Vergleich zu den allerersten Hochzeitsbildern?

Einmal natürlich: Es gibt viel, viel, viel mehr. Ein Fotograf macht heute ja 1500 bis 2500 Bilder von einem Brautpaar. Damals gab es vielleicht zwei. Durch diese Menge verändert sich die Inszenierung des Brautpaares. Damals ging man ins Fotostudio, hat sich hingestellt, dann wurde das Foto gemacht, und dann war’s das. Jetzt gibt es die Möglichkeit, dass der Fotograf das Brautpaar den ganzen Tag begleitet, vom Fertigmachen mit dem Schminken, auf dem Weg zur Kirche bis abends zur Feier. Eine Hochzeit ist jetzt eine richtige Reportage.

Wenn man sich alte Hochzeitsfotos anschaut, dann guckt das Brautpaar oft ernst.

Dazu gibt es verschiedene Thesen. Eine wäre, dass das Brautpaar nicht aus Liebe geheiratet hat, also Ende 19. und Anfang 20. Jahrhundert waren noch wirtschaftliche und familiäre Einflüsse da. Dass das Brautpaar also deshalb nicht verliebt in die Kamera schaut. Eine andere These ist die Belichtungszeit, dass es halt so lange gedauert hat, ein Foto aufzunehmen, dass das Brautpaar nicht so lange lächeln wollte. Und eine andere These wäre dann noch, dass eben nur ein oder zwei Bilder im Studio aufgenommen wurden, und das musste dann auch wirklich gut werden und seriös wirken. Ich glaube: Es lag so viel Druck auf diesem einen Bild, dass es nicht zu freudigen Gesichtsregungen kam.

Hochzeitsfotografen in dem Sinne gab es damals aber noch nicht?

Das waren die Berufsfotografen, die natürlich auch viele Porträts angefertigt haben. Manche haben auch Landschaftaufnahmen gemacht.

Was ist denn über all die Jahrzehnte immer gleich geblieben?

Das Brautpaar. Also dass eine Frau und ein Mann auf dem Foto sind, die geheiratet haben, die diesen Schritt in die Ehe gemacht haben, was für sie selber natürlich ein wichtiger Schritt war, es ist eine Besonderheit. Die Mode ändert sich, die Fotoaufnahmetechnik ändert sich, wo das Foto gemacht wird, ändert sich. Aber was halt immer gleich bleibt: Braut und Bräutigam.

Sie haben Ihre Masterarbeit zu diesem Thema geschrieben. Sind Sie fasziniert?

Ja sehr. Fotografie finde ich sowieso sehr spannend, weil es so viele Faktoren hat: das Technische, aber auch die gesellschaftliche Entwicklung, wie sich das dann beispielsweise auf die Selbstdarstellung des Bürgertums ausgewirkt hat, oder heute natürlich die Medienflut.

Gibt es die eine Erkenntnis oder die eine Überraschung für Sie?

Meine Masterarbeit hat sich auch mit den Auswirkungen der technischen Entwicklung in der Hochzeitsfotografie beschäftigt. Da ist mir dann aufgefallen, dass die Fotografie oder das Anfertigen eines Bildes zu einem Ritual wurde. Dass das Gruppenbild sehr wichtig wurde.

Ist Ihnen ein besonders ungewöhnliches Hochzeitsbild begegnet?

Da gibt es natürlich welche, die dann vor allem in den 80ern durch ihre Mode auffallen. Das war wirklich sehr interessant.

Wie viel Prozent der Brautpaare halten heute Ihre Hochzeit wohl auf Bildern fest?

Bestimmt 99,8 Prozent.