Neustart für den Dialog Foto: /Lichtgut/Leif Piechowski

Der Frühjahrsempfang des Forums der Kulturen in der Dürnitz zeigt, wie groß der Nachholbedarf beim persönlichen Austausch ist.

„Sie wissen gar nicht, wie ich im ich freue, dass dieser Raum endlich so voll sein kann!” Astrid Pellengahr hat bei diesen Worten in „ihrer” Dürnitz Kulturlounge im Alten Schloss gestrahlt und die Freude war ihr auch anzuhören. Nach zwei Jahren Pandemie hat die Wissenschaftliche Direktorin des Landesmuseums Württemberg endlich wieder richtig viele Gäste im Alten Schloss begrüßen dürfen. Das Forum der Kulturen e.V. hatte sich die Säulenhalle als Ort für ihren Frühjahrsempfang ausgesucht und das nicht ohne Grund: Das Landesmuseum ist dabei, sich diversitätsorientiert zu öffnen und damit kulturelle Vielfalt anders als bisher zu leben und zu vermitteln. Das Forum der Kulturen mit seinem Fachwissen und seiner großen Erfahrung in dem Bereich steht dem Landesmuseum dabei seit Jahren zur Seite.

„Der persönliche Austausch und die Vernetzung sind gerade in der Kulturarbeit unverzichtbar”, sagte Pellengahr. Und sie legte den zahlreichen Gästen am Montagabend dafür die Dürnitz im Alten Schloss als „Raum für Begegnung und Austausch” mitten in Stuttgart ans Herz.

Kulturarbeit hat sich verändert

Auch Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes, verlässt sich gerne auf die Expertise des Forums der Kulturen, das in Stuttgart das Dach für rund 140 Mitgliedsvereine bildet. Bereits 2014 startete das Land Baden-Württemberg ein Programm zur interkulturellen Qualifizierung von Kultureinrichtungen, mehr als 30 Organisationen haben bereits daran teilgenommen, darunter Mitarbeiter des Landesmuseums. Durchgeführt und weiterentwickelt wird das Programm vom Forum der Kulturen, auch die Landesfachtagung zur Interkulturellen Kulturarbeit, die es seit 2013 gibt und „ein Forum für den fachlichen Austausch über die Herausforderungen der Kulturarbeit in einer von Migration geprägten Gesellschaft” ist, wird vom Forum der Kulturen organisiert und durchgeführt. In diesem Jahr findet die Fachtagung am 28. April in Heidelberg statt, das Thema lautet „Kulturarbeit heute: Diversität, Öffnung und Empowerment”.

„Eine der großen Aufgaben der nächsten Monate wird sein, das Sofa zu verlassen, den Netflix-Kanal abzuschalten und wieder nach draußen zu gehen”, sagte die Staatssekretärin bei dem Empfang. Nur so könne die vielfältige Gesellschaft mitgestaltet und gemeinsam gegen die Kräfte gewirkt werden, die gerade einen Teil Europas zerstörten.

Es darf keine selektive Willkomenskultur geben

Der Vorsitzende des Forums der Kulturen, Sami Aras, sagte mit Blick auf „den schrecklichen Krieg in der Ukraine”, dass es keine selektive Willkommenskultur geben dürfe. Ausgrenzung und Vorurteile würden sozusagen in der Distanz gedeihen, deswegen sei es nach den vielen Pandemie-Monaten wichtig, sich wieder zu begegnen und auszutauschen. „Kulturelle Vielfalt muss auch verteidigt werden”, sagte Aras. Jeder einzelne sei gefordert, klar Position gegen Rassismus und Diskriminierung zu beziehen.

Ähnlich äußerte sich Rolf Graser, der Geschäftsführer des Forums der Kulturen Stuttgart. Der russische Präsident Putin bekämpfe auch die offene und vielfältige Gesellschaft. Diese sei zwar immer auch konfliktträchtig, aber nur so könne sie sich weiterentwickeln. Graser: „Es gibt viele Potenziale, die eine offene und vielfältige Gesellschaft für uns bereithält. Und die gilt es zu verteidigen.”