Im Wasser sind Kinder meist in ihrem Element Foto: dpa

Kinder in benachteiligten Wohnvierteln verbringen viel weniger Zeit vor der Tür als Kinder in kinderfreundlicher Umgebung. Welche Folgen das hat und wie man dies ändern kann können Sie beim Forum Bildung an diesem Donnerstag um 19 Uhr mitdiskutieren.

Stuttgart - Kinder spielen immer weniger im Freien. Das geht aus einer neuen Studie des Deutschen Kinderhilfswerks hervor. Wie viel Zeit sie draußen verbringen, hängt sehr stark von ihrem Wohnumfeld ab.

Während Mädchen und Jungen in kinderfreundlichen Stadtteilen fast zwei Stunden täglich draußen und ohne Aufsicht spielen, verbringen Kinder in benachteiligten Wohngebieten nur 15 Minuten im Freien. „Früher erlebten vor allem Kinder aus sozialen Unterschichten eine Straßenkindheit, heute sind es die Kinder gut situierter Mittelschichten“, sagte Peter Höfflin von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg bei der Präsentation der Studie in Stuttgart.

Auch sind die Kinder draußen seltener unter sich – häufig sind Erwachsene mit dabei. „Unter sehr guten Bedingungen werden nur ein Drittel der Kinder beim Spielen beaufsichtigt, unter sehr schlechten Bedingungen sind es über 80 Prozent. „Damit haben viele Kinder fast keine Möglichkeiten mehr zum eigenständigen Spielen“, sagte Holger Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes.

Gerade das sei aber für ihre Entwicklung wichtig. Bei Kindern, die wenig im Freien sind, zeigten sich auch eher Entwicklungsverzögerungen. „Wenn man die Startbedingungen von Kindern aus unteren Schichten verbessern will, muss man nicht nur am Schulsystem, sondern auch am Wohnumfeld der Kinder ansetzen“, so Hofmann.

Das Verschwinden von Freiflächen ist nur einer von mehreren Gründen, warum Kinder insgesamt weniger Zeit draußen verbringen. Vor allem in ungünstigen Quartieren sind die Risiken etwa durch den Straßenverkehr oder die Anonymität größer und die Eltern deshalb oft ängstlicher. Dort verbringen Kinder deutlich mehr Zeit vor dem Fernsehen oder am Computer. Auch bewerten in diesen Stadtteilen Eltern den Wert des Spielens für geringer als den des Lernens. Für die Studie wurden mehr als 5000 Eltern in Ludwigsburg, Offenburg, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Sindelfingen befragt.

Mehr Tempo 30-Zonen und Spielstraßen seien ein wichtiger Beitrag zu kinderfreundlichen Stadtteile, sagte Verkehrsstaatssekretärin Gisela Splett. Die Landesregierung werde ihre Möglichkeiten nutzen, um Wohnquartiere im Sinn von Kindern zu gestalten. Diese sollten aus Sicht des Kinderschutzbundes auch bei der Planung und Gestaltung stärker einbezogen werden. Mehr Spielplätze allein reichten nicht.

Veranstaltung im Forum Bildung

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Um diese Fragen geht es bei unserem Podiumsgespräch -Gesprächspartner sind Dr. Herbert Renz-Polster, Kinderarzt und Autor von „Wie Kinder heute wachsen“, Berthold Reichle, Leiter Haus des Waldes, Förster Dr. Eberhard Bolay und Maria Wetzel, Bildungsredakteurin der Stuttgarter Nachrichten.