Ein Kran bringt Fertigteilstützen in Position. Sie bilden das Gerüst für die Foto: Rüdiger Ott, Storz Medienfabrik

Verschiedene Forschungseinrichtungen und Konzerne aus der Automobilbranche haben sie auf dem Unicampus zusammengetan. In Vaihingen soll die Fabrik der Zukunft entstehen.

Vaihingen - Die Schwertransporter stehen Schlange. Alle viertel, halbe Stunde fährt ein 40-Tonner auf das Gelände am Pfaffenwaldring und hält vor dem Spezialkran. Beladen sind sie mit 26 Tonnen schweren Fertigteilstützen. Bauarbeiter mit gelben Schutzhelmen legen armdicke Ketten an, damit die übergroßen Pfeiler aufgerichtet und in vorher gegossene Betonfundamente gesteckt werden können. Im Eiltempo wächst so das Gerippe in die Länge, das schon bald die neue Forschungsfabrik umfassen soll. Derweil drehen sich drei fest installierte Kräne im Himmel über dem Vaihinger Unicampus. Das Kellergeschoss im Westen der Anlage ist bereits gebaut, nun werden dort erste Wände für das Erdgeschoss errichtet. Und im Osten rollt schon ein neuer Laster über den Kies.

Offizielle Grundsteinlegung am 8. Oktober

Im Herzen des Unigeländes wächst das Projekt Arena 2036 in die Höhe. Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen wollen dort zusammen mit Ingenieuren aus der heimischen Industrie von 2017 an die Zukunft des Automobilbaus gestalten. Wie ernst es den Partnern damit ist, zeigt ein Blick auf die Investitionen. Der Bund bezuschusst das Projekt mit zehn Millionen Euro, das Land und die Uni geben weitere 30 Millionen Euro. Und die beteiligten Unternehmen dürften wohl noch einmal 30 Millionen Euro beisteuern.

Die Bedeutung des Projekts wird durch die Liste der Teilnehmer deutlich. Neben der Uni Stuttgart, dem Fraunhofer Institut und dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum beteiligen sich unter anderem Konzerne wie Daimler, Bosch, BASF und Festo. 160 Wissenschaftler und Ingenieure sollen in Vaihingen dereinst die Brücke zwischen Grundlagenforschung und Wirtschaft schlagen.

Auch wenn die Bauarbeiter schon seit einiger Zeit auf dem Gelände unterwegs sind und erste Baumfällarbeiten sogar schon im Februar vorgenommen wurden, wird die offizielle Grundsteinlegung am Donnerstag, 8. Oktober, sein. Bei der werden sich hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik die Klinke in die Hand geben. Kommen werden unter anderem Nils Schmid, der Finanzminister des Landes, die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, der Unirektor Wolfram Ressel sowie Manager von Bosch und Daimler.

Forschungsfabrik soll im Frühjahr 2017 bezogen sein

„Die Grundsteinlegung ist ein großer Schritt. Das ist ein Meilenstein“, sagt Anja Hardekopf aus dem Arena-2036-Management. „Wir freuen uns schon auf unser eigenes Gebäude.“ Derzeit sind die Mitarbeiter nur Untermieter im sogenannten Verfügungsgebäude der Uni. Es mangelt an Platz, weshalb dort auch weniger als 40 Wissenschaftler und Entwickler untergebracht sind. Am Paffenwaldring werden es letztendlich bis zu 160 sein.

„Wir sind genau im Zeitplan“, sagt Hardekopf. „Mitte 2016 wird der Rohbau stehen und auch das Dach drauf sein.“ Das Gebäude soll dann Ende 2016 fertig sein, wobei darin bereits ein Puffer enthalten ist. Unter günstigen Bedingungen dürfte die Forschungsfabrik auch schon ein paar Wochen früher fertig sein. „Und wenn alles klappt, werden wir im Frühjahr 2017 einziehen können“, sagt Hardekopf.

Zu dem Komplex werden Büros und Labors gehören, in denen etwa Leichtbautechnologien vorangetrieben werden. Herzstück soll aber die Halle sein, in der Produktionslinien modular aufgebaut sind. Fließbänder, an denen immer dieselben Aufgaben ausgeführt werden, sollen der Vergangenheit angehören. Die halbfertigen Autos fahren stattdessen selbstständig von Station zu Station, was die Flexibilität der Produktion erhöhen soll. Roboter sollen auf gänzlich neue Weise mit Menschen interagieren. Letztlich sollen mit der Forschungsfabrik die Grenzen des bislang Bekannten verschoben und Technologien entwickelt werden, die den Produktionsstandort Deutschland sichern sollen.