Die Automobilindustrie investiert ständig in neue Technologie Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Im Südwesten investieren Staat und Wirtschaft deutlich mehr in Forschung und Entwicklung als in anderen Ländern. Auch im internationalen Vergleich liegt Baden-Württemberg vorn.

Stuttgart - Rund 76 Milliarden Euro haben Staat und Wirtschaft in Deutschland 2011 in Forschung und Entwicklung investiert. Mit 19,5 Milliarden Euro, 5,1 Prozent des Brut- toinlandprodukts, lag Baden-Württemberg bundesweit vorn. Im Durchschnitt gaben die Länder 2,8 Prozent ihrer Wirtschaftskraft für diese Aufgaben aus. Das geht aus dem neuen Forschungs- und Entwicklungsbericht des Statistischen Landesamtes hervor, das alle drei Jahre die Daten erhebt.

Der Hauptanteil kommt von der Wirtschaft. Sie hat 15,7 Milliarden Euro (80,7 Prozent) in diesen Bereich investiert, 2,7 Milliarden Euro mehr als im Krisenjahr 2009. Auch hat sie das Personal binnen zwei Jahren um knapp 9000 auf 97 500 Mitarbeiter aufgestockt. Seit 2001 sind im Südwesten die Investitionen der Wirtschaft in Forschung und Entwicklung um durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr gestiegen. Damit liegt Baden-Württemberg noch vor Japan, den USA und Großbritannien. Den Spitzenplatz belegte China, das in diesem Zeitraum seine Ausgaben um durchschnittlich 21 Prozent jährlich steigerte. Am intensivsten geforscht wird in der Region Stuttgart. 44 Prozent des Personals arbeiten in dieser Region, vor allem in Stuttgart und Böblingen. Weitere bedeutende Standorte sind die Regionen Rhein-Neckar und Heilbronn-Franken.

„Die baden-württembergischen Unternehmen leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung und Bewahrung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes“, sagt Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes. Mehr als die Hälfte der Investitionen kommen von Unternehmen im Kraftfahrzeugbau und ihren Zulieferern, aber auch in den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau spielen Forschung und Entwicklung eine große Rolle.

„Als ein Flächenbundesland mit dem höchsten Industrie- und Exportanteil wissen die Unternehmen in Baden-Württemberg um die Notwendigkeit von Forschung und Entwicklung“, sagte Natalie Kuba, Sprecherin von Südwestmetall. Denn sie stehen im internationalen Wettbewerb. Im Jahr 2013 machten die baden-württembergischen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie von 234 Milliarden Euro Umsatz 137 Milliarden im Ausland

Besonders aktiv sind Großunternehmen – fast die Hälfte von Forschung und Entwicklung findet in Firmen mit mehr als 10 000 Beschäftigten statt. Diese können nicht nur leichter die hohen Kosten tragen, sondern gewinnen auch leichter hochqualifiziertes Personal. Seit 2008 unterstützt das Land auch kleinere Hightech-Unternehmen mit so genannten Innovationsgutscheinen. Sie können eine finanzielle Förderung für die Planung, Entwicklung und Umsetzung von Innovationen erhalten. Bis Oktober 2013 wurden mehr als 3000 Anträge gestellt. Seit 2013 können auch Kleinstunternehmer und Freiberufler der Kultur- und Kreativwirtschaft entsprechende Anträge stellen.

Nicht alle Ausgaben der Unternehmen fließen in eigene Forschungsabteilungen. Insgesamt vergaben Firmen Aufträge in Höhe von 2,3 Milliarden Euro an externe Partner. Mehr als die Hälfte davon ging an andere Unternehmen, 11 Prozent an Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen, ein Viertel ins Ausland. Gestiegen ist auch der Bedarf an qualifiziertem Personal. Neben wissenschaftlich arbeitenden Personen sind auch Techniker und Facharbeiter gefragt. Der Frauenanteil in diesen Branchen ist im Südwesten mit 19 Prozent niedriger als im Bundesdurchschnitt (21 Prozent). Nur in der Pharmaindustrie sind Forscherinnen und Forscher nahezu gleich verteilt.

Die baden-württembergischen Hochschulen und öffentlich geförderten Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck- und Fraunhofer-Institute, die Leibniz- und die Helmholtz-Gemeinschaft, gaben 2011 3,8 Milliarden für Grundlagenforschung, industrienahe Forschung und Entwicklung aus. Es soll mehr werden. „Mit dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag setzen wir klare Prioritäten bei Wissenschaft, Forschung und Entwicklung“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Im Juli hatte sie angekündigt, dass die Hochschulen bis 2020 insgesamt 1,7 Milliarden Euro zusätzlich erhalten. „Davon profitiert auch die Wirtschaft in Baden-Württemberg, die weiter auf hervorragenden Nachwuchs, exzellente Forschungsleistungen und auf starke Kooperationspartner vor Ort zählen kann.“ Baden-Württemberg könne sich nicht auf seinem Spitzenplatz ausruhen. Die Forschungsdynamik wachse weiter. „Wer nicht besser werden will, der fällt zurück im internationalen Vergleich.“