Wo ist die zweite passende Socke? Und wohin verschwinden Teelöffel? Australische Wissenschaftler haben jetzt darüber geforscht. Foto:  

Wo ist die zweite passende Socke? Wohin verschwinden all die Teelöffel? Oder bilden wir uns das alles nur ein? Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Untersuchungen zu den Themen.

Melbourne - Nur soviel vorab: Teelöffel und Socken verschwinden tatsächlich. Tatort: Ein medizinisches Forschungsinstitut im australischen Melbourne. Dort mussten drei Wissenschaftler vor einigen Jahren feststellen, dass die Schublade in der Gemeinschaftsküche immer leer war, wenn sie einen kleinen Löffel brauchten. Als sie Löffel nachkauften, waren diese wenige Monate später schon wieder nicht mehr auffindbar. Das wurmte die Forscher so sehr, dass sie beschlossen, das Phänomen wissenschaftlich zu untersuchen.

Fakten mussten her und so entschied man sich für eine Langzeitstudie. In der Studie beobachteten die Forscher die Situation und sammelten Daten – beides über einen längeren Zeitrahmen hinweg. „In dieser Studie waren die wichtigsten Fragen, die unsere Forscher stellten, die Frage nach der allgemeinen Verlustrate von Teelöffeln und wie lange es dauerte, bis die Teelöffel verschwunden waren“, heißt es in dem Wissenschaftsmagazin „The Conversation“.

80 Prozent der Teelöffel verschwanden in fünf Monaten

Die Australier kauften für ihr Experiment 70 Teelöffel, unter denen auch 16 teurere Exemplare waren. Jeder Löffel wurde nummeriert und die Löffel in den Küchen des Instituts verteilt. Zwei Monate lang zählten die Forscher die Teelöffel wöchentlich, in den folgenden drei Monaten alle 14 Tage. Desktops und andere gut sichtbare Oberflächen wurden ebenfalls nach verlegten Löffeln abgesucht.

Nach fünf Monaten Recherche im Geheimen wurde die Studie im Institut öffentlich gemacht und die Mitarbeiter gebeten, alle markierten Teelöffel, die ihren Weg in Schubladen oder nach Hause gefunden haben, zurückzugeben oder – anonym – zu melden. Doch lediglich fünf Löffel tauchten wieder auf. Insgesamt waren 56 Löffel der 70 Teelöffel während der Studie verschwunden – dies entsprach 80 Prozent aller Teelöffel! Die Halbwertzeit der Teelöffel betrug damit 81 Tage, das heißt nach dieser Zeit war nur noch die Hälfte der Löffel da. Wie teuer die Löffel waren, spielte keine Rolle.

Interessant war, dass Löffel aus den allgemein zugänglichen Institutsküchen schneller verschwanden als aus den Küchen spezifischer Forschergruppen. Damit war erwiesen: Ja, Teelöffel verschwinden tatsächlich regelmäßig. Doch wie lässt sich das Problem lösen? Einen Vorschlag präsentierte die Forscherin Petra King in ihrem Artikel in „The Conversation“: „Vielleicht sollte man darüber nachdenken, einen eigenen Teelöffel mitzubringen und ihn in der Tasche zu behalten.“

Werden Socken wirklich von Waschmaschinen gefressen?

Angespornt vom Erfolg der Teelöffel-Studie beschäftigten sich zwei Forscher auch mit dem berühmten Sockenphänomen. Werden Socken wirklich von Waschmaschinen gefressen? Der Statistiker Geoff Ellis und der Psychologe Simon Moore entwickelten sogar eine Formel für den Sockenschwund. Der sogenannte Socken-Verlust-Index berechnet die Wahrscheinlichkeit für verschwundene Socken mit: (L(p x f) + C(t x s)) – P x A.

L steht dabei für die Wäschemenge, die sich aus der Multiplikation der Anzahl der Haushaltsmitglieder (p) und der Anzahl der Wäschen pro Woche (f) berechnet. C bringt die Komplexität einer Wäsche zum Ausdruck: Die Art von Wäsche, also Koch-/Feinwäsche oder Bunt-/Weißwäsche. (t) wird malgenommen mit der Anzahl der Socken (s). Davon abgezogen wird die Multiplikation aus P und A. P entspricht dabei der persönlichen Motivation zum Waschen und A der Aufmerksamkeit, die derjenige, der wäscht, der Aufgabe widmet.

Etwas verwirrt? Dass Waschmaschinen Socken verschwinden lassen, ist dabei übrigens keine Mär: Denn Socken können tatsächlich in die Spalte zwischen Gummi und Wäschetrommel geraten und sich beim Schleudern um den Heizstab der Maschine wickeln, wo sie langsam durch die Hitze und die Bewegung der Trommel aufgelöst werden.