Uli Seitz-Sperling fertigt in der kleinen Werkstatt an der Robert-Leicht-Straße Schmuck an. Am 23. November schließt sie die Türen des Formidabel für immer. Foto: Sandra Hintermayr

Wer durch die unscheinbare Tür des Formidabel in Stuttgart-Vaihingen tritt, findet das Kleine, Besondere, abseits des Mainstreams. Uli Seitz-Sperling fertigt dort hauptsächlich Schmuck an. Am 23. November schließt der Laden mit Café seine Türen.

Vaihingen - Die kleine „Oase“, wie Uli Seitz-Sperling es nennt, wird ihr fehlen. Die ruhige Werkstatt, das Zwischenmenschliche. Die Kunden, aus denen mit den Jahren oftmals Freunde wurden. Die Gespräche mit Käufern und Kaffeetrinkern und den Mitarbeiterinnen des benachbarten Vaihinger Buchladens. „Wir haben hier eine tolle Hofgemeinschaft“, sagt die Schmuckdesignerin. Zum 23. November schließt Uli Seitz-Sperling ihren Laden, das Formidabel, an der Robert-Leicht-Straße 30 B. Seit ihre beiden Mitstreiterinnen, die Textil- und Papierartikel angefertigt haben, vor zwei Jahren aus persönlichen Gründen ausgestiegen sind, stemmt sie die Arbeit im Geschäft und Café alleine. Das kann und möchte die 60-Jährige nicht länger leisten. „Die Entscheidung ist sicher vernünftig und daran ist nichts zu rütteln“, sagt Seitz-Sperling. Wehmut schwingt dennoch in ihrer Stimme mit. „Der Laden war und ist eine Herzensangelegenheit.“

Auf der Suche nach dem Besonderen

Seine Anfänge hatte das Geschäft in Leinfelden, dort teilte sich die gelernte Innenarchitektin seit 2000 die Räume mit ihrem Mann, einem Architekten. Büro, Beratungsräume und Werkstatt waren unter einem Dach. Dazu hat das Paar Ausstellungen mit Künstlern aus der Region abgehalten. Mit dem Verkauf und Abriss des Hauses in Leinfelden zog das Formidabel 2007 nach Vaihingen. „Der Laden ist deutlich kleiner. Gemeinsames Arbeiten war hier ausgeschlossen“, sagt Seitz-Sperling. Dennoch: seit mehr als zehn Jahren behauptet sich das Geschäft. Und wirtschaftliche Gründe, sagt die Inhaberin, gebe es nicht für die Schließung. „Der Umsatz ist nicht schlechter geworden. Es sind persönliche Gründe, die mich diesen Schritt gehen lassen.“ Der Aufwand werde einfach zu groß für sie alleine.

Kunden, die den Weg in den von außen recht unscheinbaren Laden finden, sind auf der Suche nach etwas „Individuellem“, sagt Uli Seitz-Sperling. „Sie schätzen das Handgemachte und die Atmosphäre“, sagt Seitz-Sperling. Sie habe sich immer vom Mainstream differenzieren wollen. Mit dem Formidabel hat sie eine Art Schatzkiste geschaffen, in dem Suchende das Besondere finden. Das Internet sei keine Alternative zum Formidabel. „Das ist nicht das, was unsere Kunden wollen. Sie wollen das Persönliche“, sagt die 60-Jährige. In einem kleinen Laden gehöre das einfach dazu. „Das werde auch ich sehr vermissen.“

Uli Seitz-Sperling möchte weiterhin Schmuck herstellen

Manch einer komme auch nur auf einen Kaffee und einen Plausch vorbei. Im Sommer standen draußen vor dem Haus Tische und Stühle. „Das Café ist eigentlich eine Nebengeschichte. Wobei sie mir unheimlich viel Spaß macht“, sagt Seitz-Sperling, die 28 Jahre in Vaihingen verbracht hat. Seit 22 Jahren lebt sie in Leinfelden.

Wie es nach der Schließung des Formidabel weiter geht, weiß Uli Seitz-Sperling noch nicht. „Aber ich möchte auf jeden Fall weiterhin Schmuck anfertigen“, sagt sie. Ihre Stammkunden möchten auch weiterhin mit ihr in Kontakt bleiben, sagt die Designerin. Bis zum 23. November haben sie die Möglichkeit, sich persönlich zu verabschieden, noch einen Cappuccino zu trinken und vielleicht einen Kettenanhänger zu kaufen. Das Formidabel hat noch bis dahin jeweils mittwochs bis freitags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr geöffnet. „Auch, wenn es nur noch ein paar Tage sind, der normale Alltag im Laden geht weiter“, sagt Seitz-Sperling. Im Räumungsverkauf gibt es die Waren, die sie aus anderen Läden zugekauft hat, zu reduzierten Preisen, dazu gehört beispielsweise eine kleine Auswahl an Weihnachtsdekoartikeln.