Nach einer turbulenten Qualifikation steht Nico Rosberg in Baku auf der Pole Position. Für das Rennen am Sonntag erwarten die Teams reichliche Einsätze des Safety Cars.
Baku - Ein bedröppelter Lewis Hamilton neben seinem zerstörten Mercedes, ein cooler Nico Rosberg, der in der Box die Uhr bis zu seiner 25. Pole-Position runterticken lassen konnte: Im turbulenten Qualifying zum Großen Preis von Europa in Baku hat der WM-Kampf der Teamkollegen vor der Premiere des Rennens am Sonntag in der aserbaidschanischen Hauptstadt (15.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) eine neue Pointe erhalten. Während Hamilton am Ende von Q3 bei der Zeitenjagd seinen Boliden in die Mauer setzte, fuhr der fehlerlose WM-Spitzenreiter Rosberg in 1:42,758 Minuten die Pole-Zeit.
Hamilton, der die letzten beiden Rennen in Monaco und Montreal gewonnen hat, schaffte nach einer fehlerhaften Vorstellung mit vielen Ausritten bis zu seinem K.o. keine schnelle Runde und geht nur von Rang zehn ins Rennen. „Es war herausfordernd, aber es lief herausragend“, sagte Rosberg. Man dürfe „Lewis aber auch von Platz zehn nicht unterschätzen“, warnte der 30-Jährige. Zugleich prophezeite der Wiesbadener, das turbulente Qualifying sei nur ein Vorgeschmack auf das Rennen: „Es werden am Sonntag viele Safety-Cars draußen sein, das ist klar.“
Niki Lauda kritisiert Hamilton
Rosbergs Boss Niki Lauda wetterte gegen Hamilton: „Der Lewis ist sich seiner Schuld bewusst. Aber was ich nicht verstehe, ist, dass er sich schon zweimal verbremst hat und trotzdem noch dieser Crash passiert ist.“ Tragischer Held war Sergio Perez: Der Mexikaner fuhr mit knapp acht Zehnteln Rückstand auf Rosberg die zweitbeste Zeit, wurde aber wegen eines Getriebewechsels nach seinem kapitalen Crash im Abschlusstraining um fünf Startplätze zurückversetzt. „Es fühlt sich trotzdem wie eine Pole-Position an, aber ich habe natürlich auch ein wenig gemischte Gefühle“, sagte der Force-India-Pilot: „Hoffentlich können wir morgen etwas rausholen. Wir haben ein tolles Auto und immer noch eine tolle Position von Startplatz sieben.“
Ferrari-Star Sebastian Vettel steht trotz des Hamilton-Aus nur in Reihe zwei neben seinem früheren Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo (Australien). Beide erzielten mit 1:43,966 Sekunden die identische Zeit, Ricciardo fuhr sie aber zuerst und startet deshalb von Platz zwei. „Ich habe einige Ecken nicht optimal erwischt, da habe ich viel Zeit verloren“, sagte Vettel bei Sky: „Ansonsten hätte es sicher für mehr gereicht, für viel mehr aber auch nicht.“
Nico Hülkenberg (Emmerich), der im Abschlusstraining noch mit der drittbesten Zeit aufhorchen ließ, kam im Qualifying nicht über den zwölften Rang hinaus. Er hatte im Q2 fälschlicherweise angenommen, nicht mehr genug Sprit im Tank zu haben. Zudem beklagte er bei Sky „Probleme mit der Batterie“. Pascal Wehrlein (Worndorf) erreichte im unterlegenen Manor den guten 18. Startplatz. „Das Safety Car ohne DRS hat mir die schnelle Runde kaputtgemacht, heute wäre Q2 drin gewesen“, sagte der Rookie: „Im Rennen werden die Karten neu gemischt, das wichtigste Ziel heißt Ankommen.“
Einige heftige Verbremser
Neben Hamilton leisteten sich einige Piloten bei der Zeitenjagd auf dem engen, 6,003 km langen Stadtkurs hefitge Verbremser und mussten sich in den Notausgang retten. Dies gelang auch Hamilton im Q1 und Q2. In der Nacht auf Samstag waren in Baku weitere Sicherheitsvorkehrungen an den Randsteinen sowie am Boxeneingang getroffen worden. Mehrere Fahrer hatten dies angemahnt. Im Abschlusstraining am Samstagmittag beschädigte dann ein nicht befestiger Deckel an einem Wasserablauf in der Boxengasse den Williams des Finnen Valtteri Bottas. Auch hier wurden kurzfristig Arbeiten notwendig.
Die WM ist vor dem achten von 21 Läufen wieder offen. Rosberg gewann die ersten vier Rennen, nach Hamiltons Aufholjagd beträgt der Vorsprung des WM-Spitzenreiters aber nur noch neun Punkte (116:107). Vettel ist als Dritter mit 78 Punkten bereits auf Distanz zum Mercedes-Duo.