Foto: dpa

Vettel holt sich den achten Saisonsieg. In zwei Wochen kann er erneut Weltmeister werden.

Monza - Mit einer weltmeisterlichen Vorstellung in seinem 75. Formel-1-Rennen hat Sebastian Vettel den entscheidenden Schritt zur möglichen Weltmeister-Krönung in zwei Wochen gemacht. Der WM-Spitzenreiter feierte am Sonntag beim packenden Großen Preis von Italien vor seinen einmal mehr geschlagenen WM-Verfolgern Jenson Button im McLaren und Fernando Alonso im Ferrari den achten Saisonsieg. Am Ort seines ersten Formel-1-Erfolgs vor drei Jahren demütigte der Red-Bull-Pilot die Konkurrenz und ließ vor den staunenden Tifosi auch die letzten Zweifel an seiner Titelverteidigung verstummen.

Mit nunmehr 112 Punkten Vorsprung auf den neuen Gesamtzweiten Alonso kann Vettel beim nächsten WM-Lauf in Singapur den Titel perfekt machen. Red-Bull-Teamkollege Mark Webber hat die Hoffnung nach seinem frühen Ausfall in Monza jedenfalls aufgegeben. „Jetzt bin ich aus dem Rennen“, sagte der Australier, der von Platz zwei auf den vierten WM-Rang zurückrutschte (117 Punkte Rückstand) hat. Button ist nun Dritter mit ebenfalls 117 Zählern weniger als Vettel. Lewis Hamilton, Vierter in Italien, hat als WM-Fünfter 126 Punkte Rückstand.

Neben dem Heppenheimer sorgte eine Zeit lang aber auch Michael Schumacher für packende Manöver auf dem Hochgeschwindigkeitskurs und fuhr im Mercedes wie vor zwei Wochen in Spa-Francorchamps auf den fünften Platz. Teamkollege Nico Rosberg schied nach einem unverschuldeten Crash dagegen nach wenigen Metern aus, Adrian Sutil wurde im Force India von einem Hydraulikdefekt gestoppt. Timo Glock schaffte es im unterlegenen Marussia Virgin in dem spannenden Rennen immerhin bis auf Platz 15.

"Mist, von der Position wär' richtig was drin gewesen"

Kaum waren die Roten Ampeln erloschen, brannten Vettel und seine Verfolger ein Überholfeuerwerk ab. Vettel schaffte es nicht, seine 25. Pole zu verteidigen. Doch nicht der neben dem Hessen gestartete Hamilton übernahm zur ersten Kurve die Führung: Innen attackierte Vorjahressieger Alonso (Startplatz 4). Selbst ein Grünstreifen konnte den Spanier nicht bremsen, er raste an den beiden Kontrahenten vorbei. Von hinten katapultierte sich währenddessen der fünfmalige Monza-Sieger Schumacher bis auf Rang vier vor.

Sein Mercedes-Teamkollege Rosberg hatte weniger Fortune. Von Rang neun und damit einen Platz hinter Schumacher gestartet, wurde er ebenso wie der russische Renault-Pilot Witali Petrow in einen Unfall durch Vitantonio Liuzzi (HRT) verwickelt: aus nach ein paar Metern, das Safety Car musste auf die Strecke nach dem Crash mit mehreren Autos. „Er hat uns beide abgeräumt“, kommentierte Rosberg Liuzzis Abflug: „Mist, von der Position wär' richtig was drin gewesen.“

Das bewies Teamkollege Schumacher, der just nach dem Ende der Safety-Car-Phase an Ex-Champion Button vorbeizog. Und Vettel an Alonso: Der 24-Jährige setzte außen zu einem grandiosen Überholmanöver gegen den zweimaligen Weltmeister an. Während sein Teamkollege Webber nach einem Crash mit Felipe Massa und einem demolierten Frontflügel ins Kiesbett rutschte, baute Vettel seine Führung in den ersten 18 von insgesamt 53 Runden auf dem 5,793 Kilometer langen Kurs auf über zehn Sekunden aus.

Hamilton rieb sich im Duell mit Schumacher auf

Dahinter rieb sich vor allem Hamilton im Duell mit Schumacher auf. Nachdem Button elegant an dem Silberpfeil vorbeigefahren war, hing Hamilton erstmal hinter dem Rekordchampion fest. Dabei geriet die knallharte Verteidigungslinie des siebenmaligen Weltmeisters auch ins Visier der Rennkommissare - von der Box wurde Schumacher aufgefordert, die Linie nicht zu oft zu wechseln. Und prompt huschte auch Hamilton vorbei.

Vettel fuhr unterdessen - einmal mehr - sein eigenes Rennen. Nachdem er im Königlichen Park von Monza 2008 (damals noch im B-Team Toro Rosso) seinen ersten Formel-1-Sieg gefeiert hatte, drehte er konstant wie ein Uhrwerk mit über zehn Sekunden Vorsprung seine restlichen Runden. Hinzu kam, dass auch seine Boxencrew grandiose Arbeit leistete: Beim zweiten Stopp wurden die Reifen in 2,9 Sekunden gewechselt. Für den 18. Sieg in seiner Karriere benötigte Vettel 1:20:47,172 Stunden.