Nico Rosberg will in Singapur jubeln – wie schon in Monza und Spa. Foto: dpa

Der Mercedes-Pilot Nico Rosberg absolviert in Singapur sein 200. Formel-1-Rennen. Ein Erfolg im Stadt-Staat würde die Feierlichkeiten noch schöner machen – und ihn wieder auf Platz eins der Fahrerwertung bringen.

Stuttgart - Nico Rosberg befindet sich im Aufwind. Den Schwung seiner beiden Siege zuletzt in Spa und Monza am Ende der Europa-Tour nimmt der blonde Rennfahrer mit nach Singapur, wo sich die Formel-1-Gemeinde am Sonntag trifft. Und dieses Rennen ist nicht irgendeines für den deutschen Mercedes-Mann: Rosberg absolviert im Stadt-Staat seinen 200. Grand Prix.

Im WM-Kampf schlägt das Pendel zwischen den Mercedes-Agenten munter hin und her. Zunächst lag Rosberg in Führung, zeitweise sogar recht komfortabel, dann übernahm wieder dessen Mercedes-Kollege Lewis Hamilton den Platz an der Sonne. Vor dem Singapur-Rennen führt der Brite jetzt nur noch mit zwei Pünktchen, es könnte an der Spitze also wieder zum Wechsel kommen. Die Formel-1-WM ist, wie schon in den beiden Jahren zuvor, eine in gewisser Weise also eine reine Mercedes-WM. Die Silberpfeile tragen den Titelkampf mal wieder unter sich aus.

Keine Lust auf den Nimbus der Nummer zwei

Zweimal wurde Hamilton Weltmeister – jetzt sollte mal Rosberg dran sein. Sonst verfestigt sich der Nimbus, nur die ewige Nummer zwei zu sein. In die traurige Reihe der Niemals-Weltmeister will sich der gebürtige Wiesbadener jedenfalls nicht einreihen. Rennfahrer-Legenden wie Sterling Moss, Gerhard Berger oder David Coulthard fuhren eine gefühlte Ewigkeit mit – doch Champion wurden sie nie.

Nico Rosberg muss zu Gute gehalten werden, dass er niemals aufgibt. Er denkt nicht daran, sich dem Schicksal zu fügen und sich mit der Rolle der zweiten Geige zufrieden zugeben. Rubens Barrichello und Felipe Massa haben es irgendwann getan, als sie spürten, dass sie gegen den übermächtigen Ferrari-Kollegen Michael Schumacher keine Chance hatten. Rosberg dagegen kämpft, gibt nicht auf, es ist nicht sein Stil. „Meine volle Konzentration gilt jetzt Singapur“, sagt er – offenbar noch beflügelt von den ausgezeichneten Erinnerungen an den Italien-Grand-Prix. „Auf dem Podium in Monza zu stehen, war ein unglaubliches Erlebnis für mich. Daran werde ich mich noch lange erinnern!“

In Singapur lief es für den 31 Jahre alten Sohn des Ex-Weltmeisters Keke Rosberg allerdings nicht immer nach Plan – auch diesen Makel gilt es zu beseitigen. Seine Singapur-Auftritte bezeichnet Nico Rosberg als heilloses „Auf und Ab“. Im Jahr 2008 hatte er dort zwar sein zweites Formel-1-Podium geholt, doch seither stand er in Singapur nie wieder auf dem Podest. „Es ist mein Ziel, dies am Sonntag zu ändern“, sagt Rosberg mit fester Stimme, auch wenn er weiß, dass das nicht einfach wird. „Singapur ist eine Red-Bull-Strecke, und wir waren dort im vergangenen Jahr nicht besonders stark.“ Doch glaube er an das Team. Und an sich. „Mein Selbstvertrauen ist größer denn je.“

Singapur, eine echt coole Stadt

Rosberg denkt von Wochenende zu Wochenende – das ist seine Marschroute im WM-Kampf. Den Punkteabstand, der mal größer, mal kleiner ist, versucht er außer Acht zu lassen. Jetzt sind es nur noch zwei Punkte. Nur zu gerne würde Rosberg sein Jubiläums-Rennen gewinnen und dort ausgiebig feiern – auch weil Singapur ein echtes Highlight ist. „Das ist eine coole Stadt und ein großartiger Austragungsort für die Formel 1. Die Strecke sieht unter dem Flutlicht spektakulär aus und die Stadt lebt an diesem Wochenende regelrecht. Ich freue mich sehr darauf“, sagt Rosberg.

Doch dieses Gefühl hat er nicht exklusiv. „Das ist jedes Jahr ein großartiges Wochenende“, sagt schließlich Lewis Hamilton, der in Singapur immerhin schon zweimal den Hauptpreis gewann: 2009 und 2014. Die Strecke liegt ihm. Er könnte dem Jubilar die Feierlichkeiten durchaus vermiesen.