Mercedes-Pilot Lewis Hamilton feiert seinen Heimsieg in Silverstone in Manier eines Fußball-Profis Foto: Getty

Endlich durften sich die Briten im Sport mal wieder so richtig freuen. Nach dem frühen Aus der englischen Fußballer bei der WM sorgte Lewis Hamilton für eine kräftige Portion frischen Nationalstolz mit seinem Formel-1-Heimsieg in Silverstone. Vor allem der Triumph über Rivale Nico Rosberg tat ihm gut.

Endlich durften sich die Briten im Sport mal wieder so richtig freuen. Nach dem frühen Aus der englischen Fußballer bei der WM sorgte Lewis Hamilton für eine kräftige Portion frischen Nationalstolz mit seinem Formel-1-Heimsieg in Silverstone. Vor allem der Triumph über Rivale Nico Rosberg tat ihm gut.

Silverstone - Das war deutlich. „Eeeeengland!“, brüllte der Mercedes-Fahrer in den Boxenfunk, als er sich auf der Ehrenrunde von den eigenen Fans in Silverstone feiern ließ und dabei immer wieder die Hand triumphierend zur Faust ballte. Bei der Siegerehrung sangen die Motorsport-Freunde von der Insel mit großem Stolz „God save the Queen“, und Lewis Hamilton strahlte wie schon lange nicht mehr nach getaner Arbeit. „Das war fantastisch“, freute sich der Silverstone-Sieger, „das war eine großartige Unterstützung durch die Fans, sie haben mich nach vorn getragen.“

Für den 29 Jahre alten Champion von 2008 war die Triumphfahrt in der Wiege des Motorsports eine emotionale Befreiung und ein wichtiges Ausrufezeichen – in den drei vorausgegangenen Rennen hatte er jedes Mal gegen Nico Rosberg den Kürzeren gezogen, was ihn ziemlich wurmte. Der Druck wurde größer. Nach dem Aus seines in Führung liegenden Teamkollegen nach Getriebeproblemen holte Hamilton 25 Zähler auf und liegt nur noch vier Punkte hinter dem Wiesbadener. Allerdings wollte der Engländer das Mercedes-Duell nicht durch Kampfansagen zusätzlich befeuern. „Schade, dass Nico ausgefallen ist. Bis dahin habe ich Zeit auf ihn gutgemacht“, teilte er mit emotionsloser Miene mit, „ein Doppelsieg wäre natürlich toll gewesen.“ Er hätte Rosberg lieber im Zweikampf auf der Strecke geschlagen.

Sein deutscher Gegenspieler im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft verbarg seine Enttäuschung recht gut. Kurz, prägnant und gewohnt sachlich schilderte Rosberg seine Sicht der Dinge. „Das ist sehr ärgerlich. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es war ein Getriebeproblem“, sagte der 29 Jahre alte Silberpfeil-Fahrer, „ich habe es schon früh gemerkt, dann ging es kurz wieder, am Ende wurde es aber immer schlimmer. Wir haben Einstellungen gesucht, mit denen ich wenigstens die Zielflagge sehe, um ein paar Punkte zu holen. Das hat leider nicht geklappt.“

Was selbstverständlich auch Toto Wolff ziemlich ärgerte. Der Mercedes-Motorsportchef sah sich gemischten Gefühlen ausgesetzt – einen Sieg für die Marke eingefahren, aber einen sehr wahrscheinlichen Doppelsieg nach technischen Problemen verschenkt. Es war der dritte Ausfall eines Silberpfeil in dieser Saison, in Kanada hatte Rosberg einen möglichen Sieg wegen Überhitzung der Hybrideinheit verpasst und war lediglich Zweiter geworden. „Das darf einfach nicht passieren“, knurrte der Österreicher, „zweimal hat es schon Lewis erwischt, jetzt den Nico. Wir müssen das jetzt abhaken und die Fehler analysieren.“ Denn am 20. Juli steht das eigentliche heimrennen von Mercedes in Hockenheim an, dort sollen die Silberpfeile wieder glänzen. „Da möchten wir eine Topleistung bieten und wieder mit beiden Autos vorn stehen.“

Beim Großen Preis von Großbritannien spielten in diesem Jahr die Einheimischen die Hauptrollen. Hinter Hamilton kam in Valtteri Bottas zwar ein Finne als Zweiter ins Ziel, doch die Tatsache, das er in einem Williams FW36 saß, machte die Fans aus dem Königreich zusätzlich glücklich. Denn das Traditionsteam von Sir Frank Williams ist auf dem Vormarsch, der dritte Rang von Bottas beim Rennen in Spielberg war kein Zufall. In der Konstrukteurswertung liegt Williams mit 103 Punkten auf Platz vier, nur drei Zähler hinter Ferrari.

Bottas war lediglich von Platz 14 ins Rennen gegangen und konnte sich in seinem starken FW36 mit einer klugen Einstoppstrategie und einer energischen Fahrleistung bis auf die Position hinter Hamilton vorkämpfen. „Wir sind auf dem richtigen Weg, es ist nur noch ein Schritt zu gehen“, sagte er, „man kann sehen, wie schnelle das Auto ist und es verhält sich richtig gut.“ Womöglich wäre auch Teamkollege Felipe Massa weit vorn gelandet, doch der Brasilianer wurde in einen Unfall mit Kimi Räikkönen verwickelt – und schied aus.

So standen der Brite Hamilton, der Finne Bottas und der Australier Daniel Ricciardo von Red Bull auf dem Podium, kein Deutscher war anwesend, was in dieser Saison noch nie der Fall war. Dabei ertönte dennoch das Deutschlandlied bei der Zeremonie – für den siegreichen Hersteller Mercedes. Unter diesen Umständen konnten es die Briten großmütig ertragen.