Feiern in Hockenheim bald nur noch die Frauen der W-Series ihre Siege? Foto: Getty

Die Verhandlungen des Ring-Betreibers mit Liberty Media gestalten sich schwierig. Deshalb steht das Formel-1-Rennen in Hockenheim mal wieder vor dem Aus.

Barcelona - Antoni zuckt mit den Schultern. „Schade“, sagt er, „aber dann ist das eben so.“ Für den jungen Mann, der die Reporter im Pendelbus vom Parkplatz zum Fahrerlager kutschiert, dürfte der Große Preis von Spanien 2019 gleich zweimal stattfinden – zum ersten und zum letzten Mal. Der Vertrag des Circuit-Betreibers läuft aus, und weil weder die Stadt Barcelona noch die Region Katalonien 2020 weitere Euro-Millionen zuschießen werden, wird es wohl nichts mit einer Verlängerung. Jedenfalls wollen die Spanier nicht mehr geschätzte 24 Millionen Euro für den Grand Prix an Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media zahlen. Für das US-Unternehmen ist die Formel 1 kein Schnäppchen, das es beim Discounter gibt.

Irgendwie sitzen der schmale Antoni und der gewichtige Georg Seiler im gleichen Boot. Jedes Jahr erscheint der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH beim Europa-Auftakt am Mittelmeer, um mit Funktionären und Reportern über den Grand Prix in Deutschland zu plaudern – dieser Tage kann der 67-Jährige den Trip trotz des wunderbaren Wetters nicht genießen. Auch der Vertrag der Ring GmbH mit Liberty endet nach dem Rennen am 28. Juli in Hockenheim – und ein neuer Kontrakt ist so wahrscheinlich wie der Titel 2019 für Max Verstappen. Nicht völlig utopisch, aber ziemlich unwahrscheinlich.

Rennen, die Gewinn versprechen

„Wenn nur die Gebühr entscheidet, sieht es relativ schlecht aus für uns“, sagt Seiler in Barcelona, „eigentlich haben wir nur eine Chance, wenn ein anderer Grand Prix ausfällt und Deutschland explizit gewünscht wird von Liberty.“ Der Mann bestätigt keine Summe, schätzungsweise 20 Millionen Euro kostet der Formel-1-Auftritt im Hardtwald. Vergangenes Jahr marschierten 70 000 Fans ins Motodrom, Seiler notierte eine schwarze Null in der Bilanz, und er konstatiert: „Verluste machen wir nicht mehr.“ Wenn ihm jemand garantieren könnte, dass 80 000 bis 90 000 Fans kommen, würde er sofort mit Liberty einen Haken unter 2020 machen. Kann aber keiner. Es sieht eher mau aus, aktuell liegt der Vorverkauf um etwa 5000 Tickets unter den Zahlen des Vorjahres. Selbst das diesjährige Gastspiel von Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Kollegen konnte die GmbH lediglich stemmen, weil Mercedes ein großes Interesse an dem Heimrennen 140 Kilometer von Stuttgart besitzt und als Titelsponsor ein feines Sümmchen beisteuert.

Chase Carey, Chefmanager von Liberty, spürt kein gesteigertes Interesse an Hockenheim und anderen Traditionspisten. Barcelona steht vor dem Aus, Mexiko und Silverstone ebenfalls, Monza will nachverhandeln. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Rennen, die Gewinn versprechen – unabhängig von Motorsport-Begeisterung im Land oder anderen PS-Faktoren: In Hanoi/Vietnam wird 2020 gefahren, in Miami/USA soll bald ein Grand Prix stattfinden und Zandvoort wird nach 1985 wieder Gastgeber. Die Niederländer wollen den Grand Prix um jeden Preis, sie erwarten sich einen Run auf die Tickets wegen Max Verstappen. „Wir sind auf dem Weg, den Kalender für 2020 zu finalisieren“, sagt Carey in Barcelona, „wir werden nicht alle aktuellen Rennen behalten.“ Nicht nur Antoni und Seiler hören das nicht gerne.