Es läuft rund für Nico Rosberg – und so soll’s weitergehen: Der Mercedes-Pilot jubelt mit der Siegertrophäe nach dem Auftakterfolg in Melbourne Foto: Getty Images AsiaPac

Nach dem Auftaktsieg in Melbourne ist Nico Rosberg auf einmal der Gejagte. Eine Rolle, die der Mercedes-Fahrer nicht kennt – aber gegen die er auch nichts einzuwenden hat. Im Gegenteil.

Sepang - Die Bedeutung eines Formel-1-Fahrers erkennt man am besten im Fahrerlager. Immer dann, wenn ein Pilot mit einer Traube von Fotografen und Kameraleuten im Schlepptau zum Motorhome seines Teams marschiert, ist klar: Da ist einer, über den gerade gesprochen wird. Einer wie Nico Rosberg. Denn für den 28 Jahre alten Mercedes-Fahrer sind die ruhigen Tage vorbei.

Vor dem Großen Preis von Malaysia in Sepang an diesem Sonntag (10 Uhr MESZ/RTL) wird jeder Schritt von Rosberg genau beobachtet. Egal in welcher Situation. Ob er gerade gedünsteten Lachs mit geschmorter Paprika isst oder sich mit seinem Fitnesstrainer Daniel Schlösser unterhält, der Fokus liegt fast nur auf ihm. In Malaysia sowieso. Allein wegen des Teamsponsors Petronas, ein Mineralölkonzern aus dem südostasiatischen Land. Für den musste Nico Rosberg seit Wochenanfang unzählige Werbetermine in der Hauptstadt Kuala Lumpur absolvieren. Ob radelnd in der lilafarbenen Rikscha oder seriös im Smoking bei den Laureus Sports Awards – alle malaysischen Motorsportfans wollen nur ihn sehen, den deutschen Blondschopf, den WM-Spitzenreiter.

„Das ist alles schon sehr anstrengend“, verrät Nico Rosberg – manchmal habe er gar vergessen, etwas zu essen. Beschweren will er sich aber nicht. Das wäre auch gar nicht sein Ding – nicht in der jetzigen Lage: „Auch wenn der Auftaktsieg in Melbourne kein Maßstab ist, es stimmt gerade sehr viel bei uns. Ich hab ein super Gefühl mit dem Auto. Die Situation macht Spaß, es sieht so aus, als ob wir einen Vorteil hätten“, sagt er.

Keine Frage: Nico Rosberg befindet sich auf der Überholspur. Und dass nicht nur weil Mercedes im Winter den besten Motor, wahrscheinlich auch das beste Auto gebaut hat. Sondern auch weil der in Monaco lebende Sohn von Formel-1-Legende Keke Rosberg selbst viel dafür getan hat. Vor der Saison hungerte er sich fünf Kilogramm weg. Der Grund: Die Regeländerungen in der Formel 1, die unter anderem das Gewicht des Autos und Fahrers auf 692 Kilogramm beschränken. Und da ist es eben ein Vorteil wenn der Fahrzeuglenker kein Speck auf den Rippen hat.

Von so viel Einsatz ist Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff jedenfalls begeistert: „Nico ist einer der diszipliniertesten Fahrer“, sagt er. Und Nico Rosberg hat wie gestern, als er im zweiten freien Training wieder Schnellster war, Fahrt aufgenommen hat. Auch im Privatleben. Seine Lebensgefährtin Vivian Sibold (28), die ihn als Glücksbringer mittlerweile auf allen Rennen begleitet, will er in diesem Juli vor den Altar führen. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen „auf Hochtouren, aber da ist sie der Chef“, sagt Nico Rosberg. Sogar Kinder sind schon im Gespräch. „Am liebsten eine ganze Fußballmannschaft, aber meine Verlobte ist sich da noch unsicher“, meint Rosberg und lacht.

Allerdings: Zuerst wartet der Glutofen von Sepang, auf der Rennstrecke rund 70 Kilometer vor den Toren Kuala Lumpurs. Bei Temperaturen von knapp 40 Grad sind Autos und Fahrer besonders gefordert. „In dem Rennen verliere ich bis zu vier Liter Flüssigkeit“, sagt Rosberg und wischt sich wie zum Beweis den Schweiß von der Stirn.

Doch es ist nicht nur die Hitze, die das zweite Saisonrennen in Malaysia so wichtig macht, sondern auch die Tatsache, dass es ein echter Gradmesser ist. Im Gegensatz zur Strecke in Melbourne, die teils noch auf Stadtstraßen verläuft, ist der Circuit in Sepang wie fast alle anderen Strecken im schnellsten Kreisverkehr der Welt eine reine Rennstrecke. Deshalb ist es besonders wichtig, vorne dabei zu sein. Das Selbstvertrauen wächst mit einem Erfolg hier besonders.

Und deshalb will sich Nico Rosberg nicht noch mal von seinem Team ausbremsen lassen. Wie 2013 als er – obwohl schneller – hinter Teamkollege Lewis Hamilton herumtuckern musste. „Eigentlich möchte ich über das letzte Jahr nicht mehr reden. Aber wir sind hier, um Rennen zu fahren, das haben wir klar im Team geregelt“, sagt Rosberg: „Wir fahren auf der Strecke gegeneinander um Siege. Was Schöneres gibt es doch gar nicht.“ Erst recht nicht, wenn man gewinnt.