Mercedes-Pilot Nico Rosberg hat den Großen Preis von Österreich in Spielberg gewonnen. Foto: dpa

Mercedes-Pilot Nico Rosberg gewinnt erneut den Großen Preis von Österreich. Rivale Lewis Hamilton kommt bei Start nicht gut genug weg und sammelt dann noch Strafsekunden. Sebastian Vettel kostet ein schlechter Boxenstopp den sicher geglaubten Podestplatz.

Spielberg - Nico Rosberg hat mit einem 185-Meter-Startsprint und einer tadellosen Rennleistung seine Aufholjagd im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton wieder beschleunigt. Der gebürtige Wiesbadener eroberte zu Beginn des Großen Preises von Österreich mit einem blitzsauberen Manöver die Führung von Formel-1-Titelverteidiger Hamilton und feierte in Spielberg seinen dritten Sieg in den vergangenen vier Rennen. „Yeah, Leute“, jubelte Rosberg via Boxenfunk. Im WM-Klassement verkürzte Rosberg sechs Tage vor seinem 30. Geburtstag den Rückstand auf Hamilton auf nur noch zehn Punkte.

Dritter bleibt hinter dem konkurrenzlosen Silberpfeil-Duo Sebastian Vettel, der nach einem völlig verpatzten Boxenstopp in Spielberg als Vierter hinter Felipe Massa im Williams das Podest knapp verpasste. In der Gesamtwertung hat Vettel bereits 49 Punkte weniger als Spitzenreiter Hamilton.

Vettels Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen wurde im achten WM-Lauf nach wenigen Metern in einen schweren Unfall verwickelt. Der Finne kam bei dem heftigen Crash mit Fernando Alonso im McLaren aber ebenso wie der Spanier mit dem Schrecken davon. Nico Hülkenberg gelang mit Rang sechs eine Woche nach seinem Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans das bislang beste Saisonergebnis.

Landsmann Rosberg setzte in Spielberg um, was er sich vorgenommen hatte. „Ich probier es, klar“, kündigte der Vorjahressieger unmittelbar vor dem Start an. Gesagt, getan: Rosberg schnappte sich bis zur ersten Kurve seinen Teamkollegen. Dahinter konnte Vettel seinen dritten Startplatz gegen Massa verteidigen.

Mit Wut im Bauch wollte sich Hamilton nach der 45. Pole seiner Karriere in einem kuriosen Qualifying - bei seiner letzten Runde kam Hamilton vom Kurs in der ersten Kurve ab, danach patzte Rosberg in der letzten Kurve - die Führung zurückholen. Jegliche Manöver wurden aber erstmal umgehend unterbunden. Nach dem Unfall der Ex-Weltmeister Räikkönen und Alonso kontrollierte das Safety Car zunächst das Rennen. In der Ferrari-Box hielt auch Fiat-Chef Sergio Marchionne den Atem an. Nur knapp schrammte der McLaren mit seiner Bodenplatte am Cockpit von Räikkönen am Ausgang von Kurve zwei vorbei, im Huckepack schlugen die Autos in die Leitplanken ein - mit 44 G wie Alonso später berichtete.

Rosberg verteidigte seine Führung beim Restart gegen Hamilton

Zum Glück konnten sowohl Räikkönen, der mit Platz 18 schon eine völlig verpatzte Qualifikation erlebt hatte und Alonso, der zum ersten Mal in seiner Karriere vier Rennen in Serie nicht ins Ziel kam, ihre Autos aus eigener Kraft verlassen und blieben unverletzt.

Das war’s dann aber auch erstmal mit dem Spektakel auf dem idyllisch gelegenen Kurs in der Steiermark. Rosberg verteidigte seine Führung beim Restart gegen Hamilton. Vettel hielt sich auf Rang drei vor Massa und Hülkenberg, der sich später aber noch von Massas Williams-Kollegen Valtteri Bottas überholen lassen musste.

Die Hoffnungen von Ferrari, die Silberpfeile über die insgesamt 71 Runden auf der nur 4,326 Kilometer langen Strecke attackieren zu können, erfüllten sich wieder einmal nicht. Auf Rosberg fehlten Vettel schnell über sieben Sekunden. Aber auch Hamilton kam nicht ran an Rosberg, der erstmals seit seinem Monaco-Sieg nach dem Taktikdesaster mit Hamilton wieder Führungsrunden sammeln konnte.

Und dann das: Nach dem Reifenwechsel überfuhr Hamilton mit seinem Mercedes die weißen Linien bei der Boxenausfahrt - die Strafe folgte prompt. Die Rennkommissare ahndeten den Verstoß mit fünf zusätzlichen Sekunden. Rosberg, der die Führung ohnehin verteidigt hatte, konnte es nun gelassen angehen, obwohl ihm gegen Ende starke Vibrationen hörbar Sorgen machen. Sein Vorsprung auf den Briten betrug aber zusammengerechnet über zehn Sekunden.

Kämpfen musste Landsmann Vettel noch mal gewaltig. 13 Sekunden parkte der 27-Jährige aus Heppenheim beim Reifenwechsel. Hinten rechts hakte das Rad. Die Quittung: Vettel reihte sich hinter Massa auf Rang vier ein. Runde um Runde kam Vettel noch mal an den Brasilianer ran, vorbei kam er aber nicht mehr.